Freitag, 6. November 2020
Bonmot des Tages - aus dem Erfahrungshorizont meiner Schüler
damals, 14:17h
Derzeit ist ja Lüften angesagt. Als ich während der Stunde die Fenster zu Vorplatz/Straße aufriss, kam mir entsetzlicher Fäkal-Gestank entgegen. Spontan rief ich: "Von wo stinkts denn hier so?" Ebenso spontane Antwort eines Schülers: "Wahrscheinlich kiffen die wieder."
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Samstag, 31. Oktober 2020
Fliegen heißt Landen
damals, 15:10h
So heißt es bei den Piloten, wenn sie über die Fähigkeit reden, ein Flugzeug sicher zu führen. Das hab ich jedenfalls mal gehört. Auf jeden Fall aber trifft das auch auf Menschen zu, denen es vergönnt ist, ihr Leben einigermaßen regulär zuendezuführen.
Meine neunzigjährige, inzwischen demente Schwiegermutter, die ich sehr mag und die das mit dem Lebensende bisher recht gut hinbekommen hat, ist jetzt ins Krankenhaus gekommen, da sie nicht mehr aus dem Bett kam und auch fast nichts mehr aß. Und dort, im Krankenhaus, hat man dann festgestellt, dass das natürlich eine romantische Illusion war, unsere Beobachtung ihres langsamen, wohlgeordneten Dahinschwindens, das keine Medikamente und keinen Arzt benötigt, sondern dass da schon konkrete Krankheiten vorhanden sind, die man auch behandeln muss (auch wenn diese nicht die Ursache des Dahinschwindens sind, sondern dieses nur begleiten). Jetzt herrscht bei den Kindern natürlich Angst: das Schreckbild eines Sterbens im Krankenhaus, denn es ist sehr die Frage, ob ihr geschwächter Körper mit den aktuellen Herausforderungen klarkommt.
Anderseits, das sage ich mir als erst in zweiter Linie beteiligter Angehöriger: Es gehört zum Lebensende, dass der Raum, das Lebensumfeld, in dem man sich bewegt, immer kleiner wird. Und sie hat ja in den letzten Monaten auch ihre kleine Wohnung nicht mehr aktiv bespielen können. Wenn man krank im Bett liegt, ist ein Tod im unter ärztlicher Aufsicht im sauberen Krankenhausbett vielleicht wirklich angemessener als alleine in der Wohnung. Zumal die Angehörigen da wie dort nicht per se da sind, sondern zu Besuch kommen müssen.
Und wieder andererseits: Vielleicht kommt sie ja doch wieder auf die Beine und kann noch für eine (vielleicht sogar längere) Zeit mit ihrer Katze in ihrer Wohnung umhergehen. Denn das wissen wir alle aus eigener Erfahrung: dass jeder Tag, den wir auf dieser Erde leben dürfen, eine Kostbarkeit ist.
Oder mit anderen Worten gesagt, nämlich denen von Arno Geigers ebenfalls dementen Vater (in dessen wunderbarem Buch „Der alte König in seinem Exil“): Auf die Ansage eines Heim-Mitbewohners, dass oben bei Gott noch Wohnungen frei wären, meinte der: „Nein, ich möchte noch ein bisschen hier die Straße auf und ab wandern.“ Ja, das wollen wir doch alle. Und das Flugzeug dennoch irgendwie ohne Bruchlandung auf die Erde zu bringen, das ist gar nicht so einfach.
Meine neunzigjährige, inzwischen demente Schwiegermutter, die ich sehr mag und die das mit dem Lebensende bisher recht gut hinbekommen hat, ist jetzt ins Krankenhaus gekommen, da sie nicht mehr aus dem Bett kam und auch fast nichts mehr aß. Und dort, im Krankenhaus, hat man dann festgestellt, dass das natürlich eine romantische Illusion war, unsere Beobachtung ihres langsamen, wohlgeordneten Dahinschwindens, das keine Medikamente und keinen Arzt benötigt, sondern dass da schon konkrete Krankheiten vorhanden sind, die man auch behandeln muss (auch wenn diese nicht die Ursache des Dahinschwindens sind, sondern dieses nur begleiten). Jetzt herrscht bei den Kindern natürlich Angst: das Schreckbild eines Sterbens im Krankenhaus, denn es ist sehr die Frage, ob ihr geschwächter Körper mit den aktuellen Herausforderungen klarkommt.
Anderseits, das sage ich mir als erst in zweiter Linie beteiligter Angehöriger: Es gehört zum Lebensende, dass der Raum, das Lebensumfeld, in dem man sich bewegt, immer kleiner wird. Und sie hat ja in den letzten Monaten auch ihre kleine Wohnung nicht mehr aktiv bespielen können. Wenn man krank im Bett liegt, ist ein Tod im unter ärztlicher Aufsicht im sauberen Krankenhausbett vielleicht wirklich angemessener als alleine in der Wohnung. Zumal die Angehörigen da wie dort nicht per se da sind, sondern zu Besuch kommen müssen.
Und wieder andererseits: Vielleicht kommt sie ja doch wieder auf die Beine und kann noch für eine (vielleicht sogar längere) Zeit mit ihrer Katze in ihrer Wohnung umhergehen. Denn das wissen wir alle aus eigener Erfahrung: dass jeder Tag, den wir auf dieser Erde leben dürfen, eine Kostbarkeit ist.
Oder mit anderen Worten gesagt, nämlich denen von Arno Geigers ebenfalls dementen Vater (in dessen wunderbarem Buch „Der alte König in seinem Exil“): Auf die Ansage eines Heim-Mitbewohners, dass oben bei Gott noch Wohnungen frei wären, meinte der: „Nein, ich möchte noch ein bisschen hier die Straße auf und ab wandern.“ Ja, das wollen wir doch alle. Und das Flugzeug dennoch irgendwie ohne Bruchlandung auf die Erde zu bringen, das ist gar nicht so einfach.
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Dienstag, 27. Oktober 2020
Auch ich trauere
damals, 13:44h
Wer mir fehlen wird, das ist mark793. In seinem letzten Beitrag spottete er noch über die weißen, alten Männer wie ihn, auf wie schmalen Reifen sie dahin rollen. Und ein paar Tage später war er tot. Ich hatte wirklich Tränen in den Augen, als ich die Nachricht seiner Frau las. Ich hatte nämlich Minuten vorher am Küchentisch meiner Frau erzählt von den nachrufartigen Kommentaren unter seinem Alte-Männer-Post, die mich ängstigten. Das sagte sie: „Du stehst jetzt auf, machst den Computer an und fragst nach!“ Das machte ich und das las ichs.
Ich frage mich auch manchmal, was wohl aus den anderen „alten Männern“ geworden ist, die – wohl aus Altersgründen? - eines Tages kommentarlos aufgehört haben, aus Stubenzweig und dem hinkenden Boten. Wie es denen wohl geht und ob die noch leben.
Aber mit mark, das war nochmal anders. Erstens mal war er ja noch gar nicht so alt, sondern erst so wie ich. So dass schon von daher, auch was die Familiensituation betrifft, eine Nähe da war, ich ihn immer instinktiv sofort verstand und nachfühlen konnte, auch wenn er oft anderer Meinung war. Und dann natürlich seine Bedeutung für blogger.de insgesamt! Da fragt man sich, wie das ohne ohne ihn einigermaßen sinnvoll weitergehen soll in den Kommentarspalten. Ich wüsste keinen, der die Kompetenz und das Engagement hätte, so wie mark793 für Niveau und Bodenhaftung zu sorgen.
Wie gesagt: Er wird fehlen!
Ich frage mich auch manchmal, was wohl aus den anderen „alten Männern“ geworden ist, die – wohl aus Altersgründen? - eines Tages kommentarlos aufgehört haben, aus Stubenzweig und dem hinkenden Boten. Wie es denen wohl geht und ob die noch leben.
Aber mit mark, das war nochmal anders. Erstens mal war er ja noch gar nicht so alt, sondern erst so wie ich. So dass schon von daher, auch was die Familiensituation betrifft, eine Nähe da war, ich ihn immer instinktiv sofort verstand und nachfühlen konnte, auch wenn er oft anderer Meinung war. Und dann natürlich seine Bedeutung für blogger.de insgesamt! Da fragt man sich, wie das ohne ohne ihn einigermaßen sinnvoll weitergehen soll in den Kommentarspalten. Ich wüsste keinen, der die Kompetenz und das Engagement hätte, so wie mark793 für Niveau und Bodenhaftung zu sorgen.
Wie gesagt: Er wird fehlen!
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Montag, 3. August 2020
Augenblicksemotion
damals, 17:34h
Eben beim Kochen nebenher Deutschlandfunk: Gespräch mit einem Fotografen, Jahrgang 1977: Der hat in den USA gelebt und sich für "Pop" interessiert, was bedeutet, Portraits von Popmusikern mit Zitaten von diedrich Diederischen oder Heinz Bude zu kombinieren, er hat die einstigen Machtzentren in Bonn fotografiert, erstaunt über und fasziniert von dem verblüffend Kleinstädtischen dieser Macht, von einer Zeit, in der er lieber gelebt hätte.
Mir fremd mir das alles ist: die USA, Bude und Diederichsen, das alte Bonn! Ich bin so froh und dankbar, in der "Berliner Republik" zu leben, die von so vielen Wessis und Ossis emotional (aus unterschiedlichen Perspektiven) abgelehnt wird. Bin ich schon wieder in der Minderheit?
Mir fremd mir das alles ist: die USA, Bude und Diederichsen, das alte Bonn! Ich bin so froh und dankbar, in der "Berliner Republik" zu leben, die von so vielen Wessis und Ossis emotional (aus unterschiedlichen Perspektiven) abgelehnt wird. Bin ich schon wieder in der Minderheit?
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Freitag, 12. Juni 2020
Speichel trinken?
damals, 01:05h
Kurz vor dem Zensurenschluss ist für mich als Lehrer natürlich zeitlich alles sehr eng und wenig Zeit zum Bloggen, stattdessen viel zu korrigieren – und coronabedingt liegt mir diesmal besonders viel digital vor. Daher kann ich Ihnen heute anstatt tiefsinniger Gedanken zwei besonders schöne Zitate aus dem thematisch weit gefächerten Schatz der in meinem Unterricht entstandenen Texte präsentieren.
Erstens die Interpretation einer Szene aus dem Roman „Herr Lehmann“ (Sven Regener, der sich in einem Interview mal missmutig über die Aussicht geäußert hat, seine Romane könnten zum Opfer schulischer Interpretationsübungen werden, hätte an diesem Versuch hier vermutlich dennoch seine Freude):
Zweitens ein Ausschnitt aus der Zusammenfassung einer Diskussion im Politikunterricht:
Wie wahr.
Erstens die Interpretation einer Szene aus dem Roman „Herr Lehmann“ (Sven Regener, der sich in einem Interview mal missmutig über die Aussicht geäußert hat, seine Romane könnten zum Opfer schulischer Interpretationsübungen werden, hätte an diesem Versuch hier vermutlich dennoch seine Freude):
Zweitens ein Ausschnitt aus der Zusammenfassung einer Diskussion im Politikunterricht:
Wie wahr.
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Dienstag, 28. April 2020
Ich weiß, der Witz ist alt,
damals, 13:45h
er gibt aber dennoch gut meine mentale Situation wieder (und der E-Mail-Betreff ist natürlich auch echt - ganz frisch aus meinem Postfach).
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Donnerstag, 30. Januar 2020
Gedächtnis und Gefühl
damals, 12:34h
Ich bin immer voll Bewunderung, wenn Leute Bescheid wissen. Hier auf blogger.de z.B. mark793 oder arboretum, die kommen immer mit Informationen, die mir ganz neu sind – oder bei che, wenn dann bersarin wieder ausholt mit seinem Wissen, das find ich total spannend (während ich bersarins eigenes Blog uninteressant finde – offenbar braucht er den Widerspruch und den Dialog, um zur Hochform aufzulaufen). Die Leute müssen eine Fülle an Details im Kopf haben, das könnte ich mir nie merken.
Im Herbst hab ich zum Beispiel den Essayband „Das andere Ende der Geschichte“ von Philipp Ther gelesen, es ging da um die Veränderungen der westlichen Welt seit 1989, ein richtig kluges Buch, das ich regelrecht verschlungen habe. Und schon jetzt weiß ich nichts mehr davon, als dass das richtig gut ist und ich mal wieder nachblättern sollte.
Oder ein Jahr davor „Erwachsenensprache“ von Robert Pfaller, das Buch hat mich, obwohl es klug ist, genervt wegen seiner Verachtung für Weicheier und Gutmenschen, also meinesgleichen, und dieses negative Gefühl hat mir immerhin geholfen, dass ich mir wenigstens einen der klugen Gedanken daraus gemerkt habe: dass nämlich die Anwendung überholter linker Denkweisen oft zur Stärkung des Neoliberalismus führt. Aber vielleicht hab ich mir das nur gemerkt, weil ich es im Alltag, wo ich wirklich lebe, öfter bestätigt gesehen habe.
Die intellektuelle Distanz zu den Fakten, die manche Leute, etwa die oben genannten Blogger, beflügelt, bei mir führt sie zu Gedächtnisverlust. Stattdessen krieg ich manchmal Komplimente dafür, wie viele Details aus Büchern und Filmen ich mir merken kann, irgendwelche ästhetischen und psychologischen Kleinigkeiten, die nun wiederum für andere unwichtig und ein Grund zum Vergessen sind, mich aber im Herzen mehr berühren als die großen Bewegungen der Weltgeschichte …
… sag ich jetzt mal aus Zwecken der Selbstbeweihräucherung (denn dafür sind Blogs ja da) – und hab auch ein aktuelles Beispiel dafür: Ein Freund erzählt mir kürzlich, dass sein Vater am Vortag gestorben ist. Ich frage ihn, wies ihm damit geht: „Ach, der hat uns doch schon lange nicht mehr erkannt. Mein Onkel meinte immer, wir sollen ihn öfter besuchen. Aber wozu? An Weihnachten war ich zuletzt da, da sagt ihm mein Onkel, dass heute Weihnachten ist, und da hat tatsächlich sein Gesicht noch einmal aufgeleuchtet. Aber sonst ...“ Das mag tragisch sein, dass Weihnachten bei ihm tiefer verankert ist als das Gesicht seines Sohnes, aber es ist völlig normal. Nur: Die weniger tief verankerten Sachen, die würd ich eben auch gern festhalten.
Im Herbst hab ich zum Beispiel den Essayband „Das andere Ende der Geschichte“ von Philipp Ther gelesen, es ging da um die Veränderungen der westlichen Welt seit 1989, ein richtig kluges Buch, das ich regelrecht verschlungen habe. Und schon jetzt weiß ich nichts mehr davon, als dass das richtig gut ist und ich mal wieder nachblättern sollte.
Oder ein Jahr davor „Erwachsenensprache“ von Robert Pfaller, das Buch hat mich, obwohl es klug ist, genervt wegen seiner Verachtung für Weicheier und Gutmenschen, also meinesgleichen, und dieses negative Gefühl hat mir immerhin geholfen, dass ich mir wenigstens einen der klugen Gedanken daraus gemerkt habe: dass nämlich die Anwendung überholter linker Denkweisen oft zur Stärkung des Neoliberalismus führt. Aber vielleicht hab ich mir das nur gemerkt, weil ich es im Alltag, wo ich wirklich lebe, öfter bestätigt gesehen habe.
Die intellektuelle Distanz zu den Fakten, die manche Leute, etwa die oben genannten Blogger, beflügelt, bei mir führt sie zu Gedächtnisverlust. Stattdessen krieg ich manchmal Komplimente dafür, wie viele Details aus Büchern und Filmen ich mir merken kann, irgendwelche ästhetischen und psychologischen Kleinigkeiten, die nun wiederum für andere unwichtig und ein Grund zum Vergessen sind, mich aber im Herzen mehr berühren als die großen Bewegungen der Weltgeschichte …
… sag ich jetzt mal aus Zwecken der Selbstbeweihräucherung (denn dafür sind Blogs ja da) – und hab auch ein aktuelles Beispiel dafür: Ein Freund erzählt mir kürzlich, dass sein Vater am Vortag gestorben ist. Ich frage ihn, wies ihm damit geht: „Ach, der hat uns doch schon lange nicht mehr erkannt. Mein Onkel meinte immer, wir sollen ihn öfter besuchen. Aber wozu? An Weihnachten war ich zuletzt da, da sagt ihm mein Onkel, dass heute Weihnachten ist, und da hat tatsächlich sein Gesicht noch einmal aufgeleuchtet. Aber sonst ...“ Das mag tragisch sein, dass Weihnachten bei ihm tiefer verankert ist als das Gesicht seines Sohnes, aber es ist völlig normal. Nur: Die weniger tief verankerten Sachen, die würd ich eben auch gern festhalten.
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Mittwoch, 22. Januar 2020
Vom Nutzen der Esoterik
damals, 02:09h
Als das bei mir mit der Arthrose losging und ich noch nicht wusste, was das ist, diese grundlos auftauchenden und wieder verschwindenden Schmerzen in der Hand, da empfahl mir eine Kollegin ein antirheumatisches Öl von W*l*da, das mir zwar nicht half, aber so wunderbar roch, wie ich vorher noch nie etwas gerochen hatte.
Und jetzt laboriert meine Frau wieder an dieser rätselhaften Krankheit, die sie schon mehrfach in dieser Jahreszeit, immer so um Ende Dezember, Anfang Januar herum ereilt hat, die sich immer über Wochen hinzieht, mit diffusen Kopf- und Rückenschmerzen und an- und abschwellenden Schwächezuständen. Ihre Hausärztin schreibt sie immer brav krank, ohne ein tiefer gehendes Interesse an den Ursachen des Zustands zu entwickeln. Deshalb geht meine Frau gleichzeitig noch zu einer anderen Ärztin, so einer esoterischen, die das Ganze im Blick hat, von Vitaminmangelerscheinungen bis zu Verwerfungen in der Familiengeschichte ihrer Patientin, und von der meine Frau mit sorgfältig ausgependelten Kügelchen wiederkommt, die immer zunächst einmal die berühmte Erstverschlimmerung auslösen.
Langfristig wirken sich diese seltenen Besuche ungemein kräftigend aus, ich habe den Eindruck, dass sie ganze Psychotherapien ersetzen, an den konkreten aktuellen Beschwerden ändern sie kurzfristig nichts. Deshalb greift meine Frau in ihrer Ratlosigkeit und Verzweiflung zu allen Mitteln, die im Haushalt verfügbar sind und so heute zu meinem fast vergessenen Rheuma-Öl. Als ich im Einschlafen ihre Hand nahm, duftete das wieder so wunderbar, dass mir im Wegdämmern Hofmannsthal in den Sinn kam, die so wunderschöne und kluge Gedichtzeile, dass wir Menschen sind wie kleine Kinder, die den blassgoldenen Mond anstaunen, wie er durchs Geäst des Apfelbaums wandert – und dass wir gleichzeitig aber auch wie dieser Mond sind, so rätselhaft und schön.
Ich muss dann noch irgendwas in der Art geträumt haben, denn nach einer Stunde wachte ich auf, immer noch erfüllt von dem Glück, an diesem Rätsel Leben teilnehmen zu dürfen, dass ich aufstehen musste, das aufschreiben, auch wenn morgen um 6 wieder der Wecker klingelt und viel banale, hässliche Alltagsarbeit auf mich wartet.
Und jetzt laboriert meine Frau wieder an dieser rätselhaften Krankheit, die sie schon mehrfach in dieser Jahreszeit, immer so um Ende Dezember, Anfang Januar herum ereilt hat, die sich immer über Wochen hinzieht, mit diffusen Kopf- und Rückenschmerzen und an- und abschwellenden Schwächezuständen. Ihre Hausärztin schreibt sie immer brav krank, ohne ein tiefer gehendes Interesse an den Ursachen des Zustands zu entwickeln. Deshalb geht meine Frau gleichzeitig noch zu einer anderen Ärztin, so einer esoterischen, die das Ganze im Blick hat, von Vitaminmangelerscheinungen bis zu Verwerfungen in der Familiengeschichte ihrer Patientin, und von der meine Frau mit sorgfältig ausgependelten Kügelchen wiederkommt, die immer zunächst einmal die berühmte Erstverschlimmerung auslösen.
Langfristig wirken sich diese seltenen Besuche ungemein kräftigend aus, ich habe den Eindruck, dass sie ganze Psychotherapien ersetzen, an den konkreten aktuellen Beschwerden ändern sie kurzfristig nichts. Deshalb greift meine Frau in ihrer Ratlosigkeit und Verzweiflung zu allen Mitteln, die im Haushalt verfügbar sind und so heute zu meinem fast vergessenen Rheuma-Öl. Als ich im Einschlafen ihre Hand nahm, duftete das wieder so wunderbar, dass mir im Wegdämmern Hofmannsthal in den Sinn kam, die so wunderschöne und kluge Gedichtzeile, dass wir Menschen sind wie kleine Kinder, die den blassgoldenen Mond anstaunen, wie er durchs Geäst des Apfelbaums wandert – und dass wir gleichzeitig aber auch wie dieser Mond sind, so rätselhaft und schön.
Ich muss dann noch irgendwas in der Art geträumt haben, denn nach einer Stunde wachte ich auf, immer noch erfüllt von dem Glück, an diesem Rätsel Leben teilnehmen zu dürfen, dass ich aufstehen musste, das aufschreiben, auch wenn morgen um 6 wieder der Wecker klingelt und viel banale, hässliche Alltagsarbeit auf mich wartet.
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Freitag, 15. November 2019
Noch ein kleines Erinnerungstück, Teil 4
damals, 23:18h
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Donnerstag, 14. November 2019
Noch ein kleines Erinnerungsstück, Teil 3
damals, 13:39h
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