Mittwoch, 13. November 2019
Noch ein kleines Erinnerungsstück, Teil 2

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Dienstag, 12. November 2019
Noch ein kleines Erinnerungsstück, Teil 1
Na, da mach ich doch gleich noch eine Serie. Ich hab nämlich neulich im Elternhaus ein Heft wiedergefunden, dass ich vor Jahrzehnten meiner Großmutter zum 80. Geburtstag geschenkt habe. Verfasst auf Anregung und gemeinsam mit meinem Vater. Fotocollagen hat er gern gebastelt mit uns.

(Und verzeihen Sie die Qualität - hab ich nur schnell mit dem Handy abfotografiert. Aber wie Sie sehen, galt auch damals 1974: Spontanität und Kreativität gehen vor Sorgfalt.)

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Samstag, 7. September 2019
Über tricksende Journalisten
Meinen Roman aufzuschlagen, hatte ich heute Morgen keine Lust, ich war noch zu erschöpft von der Woche, um derart Qualitätvolles zu lesen – also daddelte ich durch Zeitungsartikel im Internet, blieb bei einem sehr guten taz-Text über Relotius hängen, geriet von von da zu der Aberkennung eines Journalistenpreises 2011 und endlich zu journalistischen Schummeleien durch Heribert Prantl und durch Alexander Osang.

Interessant fand ich dabei die Chronologie. 2011 also wird dem Journalisten René Pfister ein Preis wieder aberkannt, weil er bei der Preisverleihung arglos erzählte, dass er eine private Szenerie im Hause Seehofer gar nicht selbst erlebt hat (allerdings offenbar gut recherchiert – Seehofer selbst hat die Fakten später bestätigt). Damals regten sich viele über die Aberkennung auf: gut verständlich, denn schließlich war der Journalist sorgfältig mit seinem Material umgegangen – von Betrug keine Spur. Im Nachhinein allerdings versteht man auch die Überreaktion der Jury – als Ausdruck eines sehr berechtigten Unbehagens (das hier vielleicht nicht den Richtigen traf) an zunehmender Fiktionalisierung im Journalismus, einer Entwicklung, die eh schon nicht mehr aufzuhalten war: Ein Jahr später und eine Bekanntheitsliga höher tat dann Heribert Prantl den nächsten Schritt, indem er eine Küchenszene zu Hause bei Verfassungsrichter Voßkuhle schildert, bei der er nicht anwesend war, aber dem Leser suggeriert, er sei es gewesen. Hier fängt es schon an, Betrug zu werden, wenn auch ganz im Kleinen und noch indirekt. Empörungswellen schlägt das schon nicht mehr, es fehlt ja auch der Glammer-Effekt, der Journalistenpreis.

Den nächsten Schritt, den zur direkten Manipulation, den geht dann ein Ossi: Alexander Osang, der mal einen sehr selbstkritischen Roman über die Angepasstheit ostdeutscher Journalisten geschrieben hat, erkennt Anfang 2018 die Zeichen der Zeit, indem er einem Berliner Senator der Linken unter Vorspiegelung eines falschen Interesses die benötigten Zitate entlockt. Allerdings bleibt er mit seinem Betrug und seinem Thema (der Sündenpfuhl Berlin und sein ideologieblinder Linkensenator) nicht unumstritten und der tricksende Quoten-Ossi, während sein SPIEGEL-Kollege Relotius gleichzeitig den ganz großen Betrug mit den internationalen Themen durchzieht und die Preise dafür abräumt.

Anderseits: Ich hab den Text von Pfister über Seehofer auch nachgelesen (hier) und fand ihn durchaus an der Grenze des guten Geschmacks befindlich. Störender als die von der Jury inkriminierte Kellerszene bei Seehofers daheim fand ich da z. B. Folgendes: Berichtet wird, wie Seehofer mit einem Freund ein kabarettistisches Theaterstück verfasst. Seehofer will einen zotigen Witz über Merkel einbauen, der Freund kann ihn davon abbringen. Dem Leser von Pfisters Seehofer-Portrait wird dieser Witz aber im Wortlaut übermittelt. Das geht gar nicht, das greift sowohl Seehofer als auch Merkel unter der Gürtellinie an.

Und ein paar Abschnitte später wird Seehofers Zweitbeziehung mit seiner Büroleiterin in Berlin (die immerhin Jahre dauerte und aus der ein Kind entstand) von oben herab als „Affäre mit einer Bundestagsmitarbeiterin“ abgetan.

Allerdings, das wird beim Weiterlesen klar, macht das Pfister nicht, weil er etwa Sexist wäre. Als in dem Artikel Seehofers Ehe thematisch drankommt, weiß er sehr wohl vom Gewicht dieser Zweitbeziehung zu berichten. Denn hier, wo das Zerrüttete dieser Ehe zu zeigen ist, spielt das Gewicht der Zweitbeziehung dramaturgisch die passende Rolle. Vielmehr fließen ihm die sexistischen Anklänge in die Feder, weil er die Gelüste seiner Leser kennt und sie bedient.

Genauso, wenn er eine Justizministerin, die Seehofer abkanzelt, eine „dünne Blondine“ nennt: Das ist nicht der Blick des Autors auf die Frau, das ist der Blick Seehofers, in den sich der Autor hineinfühlt, bis hin zur Verschmelzung. Und das ist, was mich an dem Artikel abstieß: Er empört sich über die autoritäre, patriarchale Machtgier des Portraitierten, aber diese Empörung bleibt in der Fixierung, in der Faszination, die die angeklagten Umstände letztendlich verstärkt, indem sie sie als alternativlos darstellt.

Liebe Journalisten, schreibt mehr Unspektakuläres, Langweiliges, nicht Empörungswürdiges! Dann werden eure Texte von ganz allein interessant, ganz ohne Trickserei.

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Sonntag, 11. August 2019
Beim Aufräumen gefunden:

Manchmal ist es schon lustig, was man als Lehrer so erlebt.

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Freitag, 8. März 2019
Fundstück
Zu den Kindespflichten gehört es, ab und an die Eltern zu besuchen, mit ihnen beim Essen oder vor dem Fernseher rumzusitzen und zwischendurch den Haushalt auf Vordermann zu bringen, zumindest ansatzweise, zumindest soweit möglich. Das Schöne daran ist, dass ich beim Aufräumen jedes Mal unweigerlich auf Artefakte stoße, die schlagartig die Gefühlslage von damals wieder aufrufen, als ich hier noch wohnte:



Nicht dass mein Leben damals besser gewesen wäre, es ist nur der Zauber der Jugend und der weite Abstand zu ihr, der diese Gefühle sich so süß anfühlen lässt. Aber dennoch ist es so.

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Mittwoch, 13. Februar 2019
Ich ziehe weiter ... (ein rein privater, egozentrischer Post, immerhin mit vielen Links)
... natürlich nicht aus Bloggersdorf weg, obwohl das andere längst getan haben: stubenzweig und den hinkenden Boten vermiss ich schon sehr, die im Vergleich zu ihnen jüngeren und weiblichen wondergirl und Morphine schreiben ja wenigstens noch andernorts, aber vert und M.A.D. sind nahezu ganz verstummt, während Don Alphonso, der Chef vons Ganze, ja immerhin aus seiner Totenstarre erwacht scheint und immerhin ab und an mal wieder Beiträge schreibt, die an seine frühere Genialität anknüpfen ...
... nein, wirklich nicht von hier weg, aber mal wieder an eine neue Arbeitsstelle. Diesmal ganz risikofrei ohne Verlust von Arbeits-und Tarifvertrag, nur an eine andre Schule und erstmal auch nur mit einer halben Stelle. Aber es ist so schön, einfach zu gehen. An meiner jetzigen Schule rückt die angekündigte Schließung (zwecks Verhökerung des Innenstadtgrundstücks – ich hatte davon berichtet) näher, ich habe mir rechtzeitig eine neue gesucht – und genieße es, neue Leute kennenzulernen, neue Räume (die neue Schule ist ein Musterbeispiel des Neuen Bauens der 1920er Jahre), von außen wenig ansehnlich, aber mit genialen Innenräumen, heute habe ich einen rundum verglasten Besprechungsraum mit Dachterrasse und Blick über den Stadtteil entdeckt!), neue Gepflogenheiten. Am alten Standort wars zuletzt bequemer, nachdem der Stress der Flüchtlingskrise (mit seinen Folgen für meine Bildungsarbeit) abgeebbt ist, am neuen Standort ist es natürlich zuerst mal stressig, ich muss mich reinfinden, viel neu organisieren. Aber das erfrischt. Wahrscheinlich bin ich nirgends zu Hause, und das ist das Schöne am Nirgends-Zu-Hause-Sein: Es wird nie langweilig. Ich verliere Menschen, ich gewinne neue – und immer darf ich lernen. Das ist das Schönste.

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Sonntag, 3. Februar 2019
Interkulturelle Verständigungsschwierigkeiten


Dieses Fundstück aus den sozialen Netzwerken beweist, dass sich die Handys noch zu viel auf ihre Deutschkenntnisse einbilden - und die Deutschen zu viel auf ihre Mobilfunkfertigkeiten.

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Montag, 10. September 2018
Eine Liebesbeziehung ...
... lebt auch davon, dass man sie schönredet, dass man Fehler im System verdrängt oder stillschweigend korrigiert, je nach Möglichkeit, und dass man das, was funktioniert, was beglückt, unentwegt feiert.
Das gilt natürlich auch umgekehrt, wie man derzeit auf dem Feld der Politik erleben kann: Wenn man Probleme nur jahrelang vehement genug herbeiredet, dann sind sie irgendwann auch da und werden bedrohlich. Man muss nur fest genug an sie glauben.

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Mittwoch, 18. Juli 2018
Die Basis muss stimmen oder „Einer muss den Job ja machen“
In der Grundschule sollten wir einmal vom Beruf des Vaters erzählen und entsprechende Fotos mitbringen. Anschließend wurde diskutiert, welche Berufe wohl die wichtigsten sind. Natürlich sollte herauskommen, dass alle Berufe gleich wichtig sind. Aber die Lehrerin kam nicht gegen die Überzeugung der Klasse an, dass natürlich der Vater von Gabi als Feuerwehrmann den allerwichtigsten Beruf hat.
Ich hielt mich in der Diskussion peinlich berührt zurück, denn auch wenn mir nicht ganz klar war, was mein Vater als Kunsthistoriker denn nun genau macht, so merkte ich doch, dass es nicht sehr wichtig sein kann: Auf dem einen Foto saß er zwischen Papieren am Schreibtisch, auf dem anderen sah er zwei Leuten zu, die eine alte Tür reparierten.
Kindliche Einschätzungen, nun ja, aber sie prägen mich bis heute. Neulich erzählte eine Freundin von ihrer Arbeit im Krankenhaus, von einem bewegenden Erlebnis: Sie hatte einem Patienten mit Panikattacke die Hand gehalten, bis der zuständige Arzt kommen konnte, ihn beruhigt. „Können Sie nicht die Handschuhe ausziehen?“ war seine Antwort auf die Frage, ob der Körperkontakt okay wäre. Aber das durfte sie nicht. „Der ist schon ein Jahr im Krankenhaus, im Einzelzimmer, wegen der Keime. Die Schwestern meinen ja, der macht öfter Alarm, er manipuliert sie.“ Auf meine Frage, welche psychischen Komponenten dabei vielleicht eine Rolle spielen, dass es dem Menschen nach einem Jahr Krankenhaus immer noch nicht besser geht, meinte sie: „Natürlich, ja, da müsste ich einfach mal nachlesen. Da gibt es Forschungen dazu. Aber wann soll ich denn das noch machen?! Den Chefarzt interessiert das nicht. Für den ist sowas Quatsch.“ Wenn Sie diese Geschichte hören, haben Sie nicht auch den Eindruck, dass da im System irgendwie Prioritäten falsch gesetzt werden? (Sie hat intuitv gemacht, was anstand, weil sie zufällig grad da war, wegen andrer Sachen. Und ja, es haben auch schon Leute erforscht, was man grundsätzlich noch besser tun könnte. Aber das hat keine Relvanz für die Praxis.)
Ähnlich bei meiner Arbeit als Deutschlehrer für Flüchtlinge: Wie ich sicher schon öfter erwähnte habe, hasse ich diesen ganzen Sozialarbeiterscheiß, von der Suche nach Praktikums- oder gar Ausbildungsplätzen über die Gespräche zu Aufenthaltsfragen (Woher bekommt X. die Genehmigung, zur Klassenfahrt mitzukommen, wenn er Hamburg eigentlich nicht verlassen darf? Braucht Y. Auch eine Genehmigung, wenn im Ausweis „gewöhnlicher Aufenthalt in Hamburg“ steht? Wie bekomme ich Z. psychisch wieder stabilisiert, der gerade seinen Abschiebebescheid bekommen hat? Etc.) und zu Wohnungsfragen („Ich kann nachts nicht schlafen, die spielen die ganze Zeit Karten.“) bis hin zum massiven Eingreifen, wenn jemand austickt und grob beleidigt oder zuschlägt oder auch nur den Kopf auf den Tisch sinken lässt, weil er nicht geschlafen, weil er überhaupt aufgegeben oder weil er einfach nur keine Lust hat. Dann muss ich den Grund rauskriegen, ich muss, wie meine Freundin im Krankenhaus, den Blickkontakt suchen, ihn wieder in Beziehung und ins Leben zu bringen versuchen. Viel lieber würde ich mich auf Fachliche beschränken, nur Deutsch unterrichten. Ich liebe die deutsche Sprache, auch Rechtschreibung und Grammatik, und vermittle das auch liebend gern. Aber die Basis muss stimmen, sonst geht es nicht.
Ich erinnere mich noch an meine Zeiten in Alphabetisierungskursen, an meine Wut über diese Alphabetisierungsmode, als plötzlich überall dazu geforscht wurde, wie man das anstellen soll, unter dem Blickwinkel von „family literacy“ und hast du nicht gesehen. Anstatt es einfach zu tun. Es gab in unserer Winkelfirma eine 1-Euro-Jobberin, eine Sekretärin mit Akholneigung, die wir manchmal verbotenerweise in den Kursen einsetzten – natürlich konnte sie keine Grammatik vermitteln, das hat sie einmal probiert, es war die Katastrophe. Aber Alphabetisierung konnte sie, und zwar wunderbar. Die basalen Sachen sind manchmal einfach – aber natürlich anstrengend, deshalb fliehen die Mitarbeiter aus den Bereichen.
Ich hätte auch nicht gedacht, dass es nach den Jahrzehnten noch einmal einen Lindenberg-Song geben würde, den ich richtig liebe: „Einer muss den Job ja machen“. Den Text hat übrigens Benjamin von Stuckrad-Barre geschrieben, von dem ich auch irgendwannmal ein Buch gelesen hab. Das Buch war treffend beobachtet und witzig geschrieben, aber auch völlig egal. Von daher hab ich von dem Mann als Schriftsteller keine allzu hohe Meinung. Sein Songtext aber ist genial. Vielleicht auch, weil er ihn zusammen mit anderen verfasst hat. Diese gemeinsame niedere Arbeit finde ich wichtig. Der Song macht mich glücklicher als mancher Roman, den ich im letzten Jahr so las.

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Freitag, 1. Juni 2018
Linker
Bei Don Alphonso les ich ja grad in den Kommentaren, was noch viel furchtbarer ist als Menschen, die links sind: nämlich Linke mit religiöser Gesinnung.
Na ja, immerhin scheinen wir eine besondere Beziehung zu Internetphänomenen zu haben:

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