Dienstag, 12. Februar 2013
Was Gott zusammengefügt hat, das soll der Mensch nicht scheiden
damals, 19:16h
Also, wenn dieser Satz gilt, das muss er doch zu aller erst für den Papst gelten.
Allerorten hört man von Respekt vor Papst Benedikts Entscheidung, dass er Verantwortung wahrgenommen hätte, indem er jetzt zurücktritt, da er seine Organisation nach menschlichem Ermessen nicht mehr kontrolliert führen kann. Ganz als wäre er halt der Vorstandsvorsitzende der Katholizismus AG und seine vordringlichste Aufgabe wäre es, seine Firma erfolgreich durch die Zeiten zu bringen.
Aber ist nicht der Papst der Stellvertreter Gottes auf Erden?! Darf er denn überhaupt zurücktreten, ohne ausdrückliche Erlaubnis seines Chefs, dem er verpflichtet ist? Ist nicht die Verpflichtung, als ganzer Mensch und bedingungslos den christlichen Glauben vorzuleben wichtiger als der Bestand der Kirche?
Ich meine, all die kleinen Würmchen von Katholiken, die sollen das Sakrament der Ehe einhalten, da sie es vor Gott versprochen haben. Und der Papst oben muss solche Verpflichtungen nicht einhalten. Das ist doch ungerecht.
Ja – man kann die Ehe natürlich auch anders auffassen, als lösbaren Vertrag (ich als heimlicher Konservativer finde diese Haltung nicht so schön, wenn auch natürlich legitim). Und genau so hätte es Papst Benedikt selbstverständlich freigestanden, das Papsttum – dem er ja nun einige Jahre vorgestanden hat – zu reformieren: sich zurückzunehmen, zum fehlbaren Verwaltungschef der katholischen Kirche zu machen. Warum nicht? Aber dass ihm die alten Dogmen nicht lästig waren, solange nur andere darunter litten, sondern erst jetzt, wo es ihm selber dreckig geht, das finde ich nicht richtig.
Allerorten hört man von Respekt vor Papst Benedikts Entscheidung, dass er Verantwortung wahrgenommen hätte, indem er jetzt zurücktritt, da er seine Organisation nach menschlichem Ermessen nicht mehr kontrolliert führen kann. Ganz als wäre er halt der Vorstandsvorsitzende der Katholizismus AG und seine vordringlichste Aufgabe wäre es, seine Firma erfolgreich durch die Zeiten zu bringen.
Aber ist nicht der Papst der Stellvertreter Gottes auf Erden?! Darf er denn überhaupt zurücktreten, ohne ausdrückliche Erlaubnis seines Chefs, dem er verpflichtet ist? Ist nicht die Verpflichtung, als ganzer Mensch und bedingungslos den christlichen Glauben vorzuleben wichtiger als der Bestand der Kirche?
Ich meine, all die kleinen Würmchen von Katholiken, die sollen das Sakrament der Ehe einhalten, da sie es vor Gott versprochen haben. Und der Papst oben muss solche Verpflichtungen nicht einhalten. Das ist doch ungerecht.
Ja – man kann die Ehe natürlich auch anders auffassen, als lösbaren Vertrag (ich als heimlicher Konservativer finde diese Haltung nicht so schön, wenn auch natürlich legitim). Und genau so hätte es Papst Benedikt selbstverständlich freigestanden, das Papsttum – dem er ja nun einige Jahre vorgestanden hat – zu reformieren: sich zurückzunehmen, zum fehlbaren Verwaltungschef der katholischen Kirche zu machen. Warum nicht? Aber dass ihm die alten Dogmen nicht lästig waren, solange nur andere darunter litten, sondern erst jetzt, wo es ihm selber dreckig geht, das finde ich nicht richtig.
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Mittwoch, 24. Oktober 2012
Gedanken zum Tage – Wie viele Denkmäler brauchen wir, um alle NS-Opfer ordnungsgemäß abzudecken?
damals, 19:09h
Mein Thema heute: Heute wurde nahe beim Reichstag ein Denkmal für die im Nationalsozialismus ermordeten Sinti und Roma enthüllt. Wie kam es dazu?
Nach der Wiedervereinigung musste das Mahnmal für die Opfer des Nationalsozialismus in der Neuen Wache Unter den Linden neu gestaltet werden, um ihm den alten DDR-Geruch zu nehmen. Die Frage war, wer jetzt hier geehrt werden sollte. Kanzler Kohl schwebte vor, einfach alle Opfer „von Krieg und Gewaltherrschaft“ einbeziehen – das ist bequem, da kann sich jeder gemeint fühlen, denn schließlich ist jeder Täter (das kann ich aus eigener DDR-Erfahrung bestätigen) irgendwie auch Opfer gewesen (außer vielleicht Hitler himself, aber der hat ja mit dem Film-Monument „Der Untergang“ sein eigenes Denkmal gekriegt, Joachim Fest und Traudl Junge sei Dank).
Leider weigerten sich die Vertreter der Juden, mit gefallenen SS-Soldaten in einen Topf geworfen zu werden. Daher bekamen sie ein eigenes Denkmal, das Holocaust-Mahnmal. Und wenn die eine Ethnie eins kriegt, dann muss natürlich auch die andere eines bekommen. Also nun auch die Sinti und Roma. Damit bleibt man schön im völkischen Fahrwasser des Holocaust-Gedenkens, ohne doch dessen heilige Singularität zu leugnen. (Und das Denkmal darf auch ein israelischer Künstler entwerfen, schließlich sind die ganz großen Thälmann-und Leninköpfe damals in der DDR auch von sowjetischen Künstlern entworfen worden.)
Bleiben noch die Opfergruppen, die nicht im engeren Sinne Ethnien zu nennen sind. Glück gehabt haben die Schwulen, denn sie können den Homosexuellen zugerechnet werden, die zwar nicht in ihrer Gesamtheit verfolgt wurden, aber eine so prominente Lobbygruppe darstellen, dass man ihnen ein Denkmal im Tiergarten gebaut hat. Schwieriger wird’s schon mit den Asozialen. Wo soll deren Denkmal hin? Etwa nach Neukölln? Und wer soll es finanzieren? Die Arge?
Da ist es ja vergleichsweise mit den Kommunisten einfacher. Das entsprechende Denkmal könnte im Karl-Liebknecht-Haus stehen und von der Rosa-Luxemburg-Stiftung finanziert werden. Das Problem ist nur, dass viele Kommunisten schon als Juden repräsentiert sind und somit zweimal abgerechnet würden. Und Kommunisten gleich doppelt ehren - das geht ja nun gar nicht. Außerdem: Wenn sogar die Kommunisten dürfen, was ist dann mit Gewerkschaftlern, SPDlern und katholischen Priestern? Das waren zwar nicht so viele, aber auch ihre Lobbys sind vergleichbar stark wie die der Homosexuellen.
Also, ich glaube, wir müssen noch ein paar Denkmäler bauen, bis wir alle Grüppchen abgedeckt haben. Und alles nur, weil es ein Volk nicht schafft, seine eigene Gedenkstätte (die in der Neuen Wache) von Tätern freizuhalten, die dort nichts zu suchen haben.
Nach der Wiedervereinigung musste das Mahnmal für die Opfer des Nationalsozialismus in der Neuen Wache Unter den Linden neu gestaltet werden, um ihm den alten DDR-Geruch zu nehmen. Die Frage war, wer jetzt hier geehrt werden sollte. Kanzler Kohl schwebte vor, einfach alle Opfer „von Krieg und Gewaltherrschaft“ einbeziehen – das ist bequem, da kann sich jeder gemeint fühlen, denn schließlich ist jeder Täter (das kann ich aus eigener DDR-Erfahrung bestätigen) irgendwie auch Opfer gewesen (außer vielleicht Hitler himself, aber der hat ja mit dem Film-Monument „Der Untergang“ sein eigenes Denkmal gekriegt, Joachim Fest und Traudl Junge sei Dank).
Leider weigerten sich die Vertreter der Juden, mit gefallenen SS-Soldaten in einen Topf geworfen zu werden. Daher bekamen sie ein eigenes Denkmal, das Holocaust-Mahnmal. Und wenn die eine Ethnie eins kriegt, dann muss natürlich auch die andere eines bekommen. Also nun auch die Sinti und Roma. Damit bleibt man schön im völkischen Fahrwasser des Holocaust-Gedenkens, ohne doch dessen heilige Singularität zu leugnen. (Und das Denkmal darf auch ein israelischer Künstler entwerfen, schließlich sind die ganz großen Thälmann-und Leninköpfe damals in der DDR auch von sowjetischen Künstlern entworfen worden.)
Bleiben noch die Opfergruppen, die nicht im engeren Sinne Ethnien zu nennen sind. Glück gehabt haben die Schwulen, denn sie können den Homosexuellen zugerechnet werden, die zwar nicht in ihrer Gesamtheit verfolgt wurden, aber eine so prominente Lobbygruppe darstellen, dass man ihnen ein Denkmal im Tiergarten gebaut hat. Schwieriger wird’s schon mit den Asozialen. Wo soll deren Denkmal hin? Etwa nach Neukölln? Und wer soll es finanzieren? Die Arge?
Da ist es ja vergleichsweise mit den Kommunisten einfacher. Das entsprechende Denkmal könnte im Karl-Liebknecht-Haus stehen und von der Rosa-Luxemburg-Stiftung finanziert werden. Das Problem ist nur, dass viele Kommunisten schon als Juden repräsentiert sind und somit zweimal abgerechnet würden. Und Kommunisten gleich doppelt ehren - das geht ja nun gar nicht. Außerdem: Wenn sogar die Kommunisten dürfen, was ist dann mit Gewerkschaftlern, SPDlern und katholischen Priestern? Das waren zwar nicht so viele, aber auch ihre Lobbys sind vergleichbar stark wie die der Homosexuellen.
Also, ich glaube, wir müssen noch ein paar Denkmäler bauen, bis wir alle Grüppchen abgedeckt haben. Und alles nur, weil es ein Volk nicht schafft, seine eigene Gedenkstätte (die in der Neuen Wache) von Tätern freizuhalten, die dort nichts zu suchen haben.
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Samstag, 6. Oktober 2012
Unabhängiger Journalismus
damals, 14:02h
Bild, Welt und Hamburger Abendblatt haben durch intensive Recherche ermittelt, dass Peer Steinbrück, der Kanzlerkandidat der SPD, seine Prominenz genutzt hat, um vor Bankern und anderen reichen Leuten für viel Geld Vorträge zu halten. Was für eine Überraschung! Als sich kürzlich Joachim Gauck, der Präsidentschaftskandidat der Union, genauso verhielt, ist ihnen das nicht aufgefallen, da hieß es nur "reisender Demokratielehrer".
Na, und wenn Springer so plumpe Lobby-Politik betreiben darf, dann dürfen das – in entsprechend geringerem Umfang – die anderen auch: Neulich las ich in der taz, dass der Führungswechsel an der Spitze des Verfassungsschutzes völlig in Ordnung sei, nur eben nicht ausreichend, da man außerdem auch zivilgesellschaftliche Anti-Nazi-Organisationen besser finanzieren sollte. Soll heißen: Gar nicht so schlimm, wenn Scharfmacher an der Spitze die Richtung vorgeben – Hauptsache, unsere Kumpels an der Basis kriegen auch ein paar Bröckchen ab vom Kuchen.
-
Ja, ich weiß, der Vergleich mit Gauck hinkt ein bisschen:Gauck verdiente sich damit seinen Lebnsunterhalt, während Steinbrück ja durch staatliche Pensionen genügend abgesichert ist und sich nur ein schönes Zubrot verdiente. Aber er spielt ja auch eine Liga höher: Er will Bundeskanzler werden, nicht nur Bundespräsident.
Na, und wenn Springer so plumpe Lobby-Politik betreiben darf, dann dürfen das – in entsprechend geringerem Umfang – die anderen auch: Neulich las ich in der taz, dass der Führungswechsel an der Spitze des Verfassungsschutzes völlig in Ordnung sei, nur eben nicht ausreichend, da man außerdem auch zivilgesellschaftliche Anti-Nazi-Organisationen besser finanzieren sollte. Soll heißen: Gar nicht so schlimm, wenn Scharfmacher an der Spitze die Richtung vorgeben – Hauptsache, unsere Kumpels an der Basis kriegen auch ein paar Bröckchen ab vom Kuchen.
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Ja, ich weiß, der Vergleich mit Gauck hinkt ein bisschen:Gauck verdiente sich damit seinen Lebnsunterhalt, während Steinbrück ja durch staatliche Pensionen genügend abgesichert ist und sich nur ein schönes Zubrot verdiente. Aber er spielt ja auch eine Liga höher: Er will Bundeskanzler werden, nicht nur Bundespräsident.
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Dienstag, 15. Mai 2012
Which side are you on?
damals, 23:05h
Diese Frage kann ernst gemeint sein. Sie kann aber auch eine Falle sein, ein Trick, um dich ideologischen Interessen von irgendjemandem unterzuordnen. "Sag mir, wo du stehst ..." - die Ossis unter uns erinnern sich sicher an diese Liedzeile als widerlich, als Unterdrückungsinstrument. "Wenn die Lehrerin sagt: Jetzt wollen wir mal ganz offen und ehrlich unsere Meinungen austauschen", so fasste meine coole Schwester das Problem mal zusammen, "da gibt es nur eins: Wegducken!"
Schon in der DDR habe ich diese Kunst nicht richtig beherrscht: Ich hab mich von billigen Provokationen immer aus der Reserve locken lassen. Und auch jetzt regen mich Feuilleton-Diskussionen häufig auf, ich tippe meine Meinung in irgendwelche Foren – wenn ich sie meiner Frau erzähle, lächelt sie meist nachsichtig – und sogar, wenn Sie hier in meinem Blog unter dem Thema "Politik" nachgucken, werden Sie ziemlich viel heiße Luft von gestern finden.
Natürlich bemühe ich mich, gelassen zu bleiben. Und immerhin habe ich es geschafft, die unselige Diskussion über das ebenso unselige Grass-Gedicht aus meinem Blog herauszuhalten. Denn mir war von Anfang an klar, dass so ein dumpf-müffeliges Gedicht des unsympathischen Günter Grass kaum zu verteidigen ist, auch wenn es in der Sache einleuchtet.
Jetzt im Nachhinein, die Debatte ist – Gott sei Dank – überstanden, wird mir klar, dass einfach die Fronten falsch gesetzt waren in dieser Diskussion: Ob nun Grassens Gedicht stilistisch gut oder schlecht ist, seine Argumente stichhaltig oder widerlegbar – wen interessiert das?
Was interessiert, ist die Sache: Im Nahen Osten droht Krieg, und es gibt Leute, die diesen Krieg wollen. Auf der anderen Seite stehen die Leute, die keinen Krieg wollen. So einfach ist das.
"Which side are you on?" Dieses schöne Lied von Billy Bragg begegnete mir neulich bei che wieder. Und dieser Frage traue ich, die beantworte ich gerne: Ich stehe auf der Seite der Leute, die keinen Krieg wollen.
Schon in der DDR habe ich diese Kunst nicht richtig beherrscht: Ich hab mich von billigen Provokationen immer aus der Reserve locken lassen. Und auch jetzt regen mich Feuilleton-Diskussionen häufig auf, ich tippe meine Meinung in irgendwelche Foren – wenn ich sie meiner Frau erzähle, lächelt sie meist nachsichtig – und sogar, wenn Sie hier in meinem Blog unter dem Thema "Politik" nachgucken, werden Sie ziemlich viel heiße Luft von gestern finden.
Natürlich bemühe ich mich, gelassen zu bleiben. Und immerhin habe ich es geschafft, die unselige Diskussion über das ebenso unselige Grass-Gedicht aus meinem Blog herauszuhalten. Denn mir war von Anfang an klar, dass so ein dumpf-müffeliges Gedicht des unsympathischen Günter Grass kaum zu verteidigen ist, auch wenn es in der Sache einleuchtet.
Jetzt im Nachhinein, die Debatte ist – Gott sei Dank – überstanden, wird mir klar, dass einfach die Fronten falsch gesetzt waren in dieser Diskussion: Ob nun Grassens Gedicht stilistisch gut oder schlecht ist, seine Argumente stichhaltig oder widerlegbar – wen interessiert das?
Was interessiert, ist die Sache: Im Nahen Osten droht Krieg, und es gibt Leute, die diesen Krieg wollen. Auf der anderen Seite stehen die Leute, die keinen Krieg wollen. So einfach ist das.
"Which side are you on?" Dieses schöne Lied von Billy Bragg begegnete mir neulich bei che wieder. Und dieser Frage traue ich, die beantworte ich gerne: Ich stehe auf der Seite der Leute, die keinen Krieg wollen.
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Mittwoch, 25. April 2012
Denkfehler beim Betreuungsgeld
damals, 12:13h
Da wollten die konservativen Schnarchnasen das Betreuungsgeld doch tatsächlich nach dem veralteten Gleichheitsgrundsatz auszahlen! Dann könnte es aber passieren, dass das Geld auch in Familien fließt, die es wirklich brauchen können. Das darf natürlich nicht sein!
Aber zum Glück fiel ihnen dann ja noch der alte Trick mit der Hartz-IV-Verrechnung ein, so dass die erforderliche Ungleichheit Gott sei Dank gewahrt bleibt.
Aber zum Glück fiel ihnen dann ja noch der alte Trick mit der Hartz-IV-Verrechnung ein, so dass die erforderliche Ungleichheit Gott sei Dank gewahrt bleibt.
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Sonntag, 4. März 2012
Gauck und Wulff – eine Verschwörungstheorie
damals, 17:33h
Mir ist ja Joachim Gauck nicht so unsympathisch wie den meisten hier in Bloggersdorf, einfach aus biografischen Gründen: ich habe mehr Nachsicht mit einem weicheierigen, konservativen Protestanten als mit einer bestimmten Art von spitzfindigem Links-Rationalismus, der ihm entgegenschlägt. Jetzt hat mich aber einer dieser Kritiker doch ins Grübeln gebracht mit seiner Theorie: Da war doch diese widerliche Bild-Kampagne gegen den letzten Bundespräsidenten (eine Kampagne, wie man sie dem windigsten Wulff nicht an den Hals wünscht), von der niemand so recht verstand, was eigentlich dahinter steckt.
Wenn es also wirklich stimmen sollte, dass der Springer-Konzern die Entfernung Wulffs auch oder vor allem deshalb betrieb, um Joachim Gauck auf den Posten zu hieven (schon bei der letzten Präsidentenwahl kam ja Gauck auf Springer-Initiative ins Spiel), ja, dann wären alle Reden Gaucks über Freiheit und Demokratie (an sich ja sehr sympathische Prinzipien, da geb ich Gauck Recht) mit einem Schlag ad absurdum geführt.
Natürlich konnte mir mein Gesprächspartner zwar einleuchtende Plausibilitäten mitteilen, hatte aber keinerlei Beweise, so ist das nun mal bei Verschwörungstheorien. Und ich weiß jetzt nicht, was ich glauben soll. Am liebsten würd ich ja Gauck selbst fragen, ob da was dran ist an dem Gerücht. Hat jemand seine Adresse?
Wenn es also wirklich stimmen sollte, dass der Springer-Konzern die Entfernung Wulffs auch oder vor allem deshalb betrieb, um Joachim Gauck auf den Posten zu hieven (schon bei der letzten Präsidentenwahl kam ja Gauck auf Springer-Initiative ins Spiel), ja, dann wären alle Reden Gaucks über Freiheit und Demokratie (an sich ja sehr sympathische Prinzipien, da geb ich Gauck Recht) mit einem Schlag ad absurdum geführt.
Natürlich konnte mir mein Gesprächspartner zwar einleuchtende Plausibilitäten mitteilen, hatte aber keinerlei Beweise, so ist das nun mal bei Verschwörungstheorien. Und ich weiß jetzt nicht, was ich glauben soll. Am liebsten würd ich ja Gauck selbst fragen, ob da was dran ist an dem Gerücht. Hat jemand seine Adresse?
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Montag, 16. Januar 2012
Spezifisch ostdeutsch
damals, 18:58h
Viele Ost-Experten empören sich darüber, dass der Neonazi-Terror im Westen vielfach als ein spezifisch ostdeutsches Problem angesehen wird, und weisen gekonnt nach, dass so auch das eigene Entsetzen relativiert werden kann – indem man das Problem nach Osten abschiebt.
Das ist richtig. Richtig ist aber auch, dass dieses Phänomen schon eine ostdeutsche Komponente hat. Anders jedenfalls wäre es nicht zu erklären, dass die NPD in mehreren ostdeutschen Parlamenten sitzt, aber in keinem westdeutschen, ganz zu schweigen vom Zulauf für frei herumlaufende „Kameradschaften“. Sabine Rennefanz hat das in ihrem Artikel „Uwe Mundlos und ich“ sehr gut gezeigt. Sie hat auch gezeigt, dass das wohl weniger mit Sozialismus und Kindergärten als mit dem Umbruch von 1990 zu tun hat. Ja, man konnte schon abdriften nach 1990 als junger Ostdeutscher. Das ging mir damals auch so – und unterschied mich von meinen westdeutschen Freunden.
Was mich von meinen westdeutschen Freunden jetzt unterscheidet, ist, dass mich die Geschichte um die drei Jenaer Rechtsterroristen nicht nur schockiert hat, sondern auch weiter umtreibt – immer wieder durchforste ich das Internet nach neuen Meldungen (was ich wegen eines Wulff-„Skandals“ nie tun würde), will wissen, wer wem welche Gelder zahlte, warum keine der Konkurrenzunternehmen Verfassungsschutz und Polizei die Leute verhaftete, auch als sie ihren Aufenthaltsort kannten, und weshalb die Staatsanwaltschaft Erfurt nicht nur die Stasi im Fall Domaschk, sondern auch den Verfassungsschutz im Fall Mundlos schützte, als der Vater Mundlos gegen die Helfer seines Sohnes Anzeige erstattete.
Könnte es vielleicht sein, dass die Wahrheit auch ein linkes westdeutsches Selbstverständnis kränken könnte, ein Selbstbewusstsein machohafter Machtphantasien, das den linken Terrorismus insgeheim tolerierte , ein Schläger-Alphatier zum Außenminister machte und über die aufputschende Rolle der Geheimdienste in der ganzen Sache lieber nicht so genau Bescheid wissen wollte? Wird deshalb so gebetsmühlenartig der „Rechtsextremismus“ verdammt und nicht zuerst dessen Gewalt?
Was mich jedenfalls auf die Palme bringt, sind nicht irgendwelche von V-Leuten verfassten Ideologie-Papiere - es ist das kriminelle Netzwerk von Gewalttätern, deren Auftraggebern und Helfern, das die Behörden offenbar nicht zu fassen bekommen, weil die Ausläufer dieses Netzwerks längst bis in die Behörden hinein gewuchert sind.
Das ist richtig. Richtig ist aber auch, dass dieses Phänomen schon eine ostdeutsche Komponente hat. Anders jedenfalls wäre es nicht zu erklären, dass die NPD in mehreren ostdeutschen Parlamenten sitzt, aber in keinem westdeutschen, ganz zu schweigen vom Zulauf für frei herumlaufende „Kameradschaften“. Sabine Rennefanz hat das in ihrem Artikel „Uwe Mundlos und ich“ sehr gut gezeigt. Sie hat auch gezeigt, dass das wohl weniger mit Sozialismus und Kindergärten als mit dem Umbruch von 1990 zu tun hat. Ja, man konnte schon abdriften nach 1990 als junger Ostdeutscher. Das ging mir damals auch so – und unterschied mich von meinen westdeutschen Freunden.
Was mich von meinen westdeutschen Freunden jetzt unterscheidet, ist, dass mich die Geschichte um die drei Jenaer Rechtsterroristen nicht nur schockiert hat, sondern auch weiter umtreibt – immer wieder durchforste ich das Internet nach neuen Meldungen (was ich wegen eines Wulff-„Skandals“ nie tun würde), will wissen, wer wem welche Gelder zahlte, warum keine der Konkurrenzunternehmen Verfassungsschutz und Polizei die Leute verhaftete, auch als sie ihren Aufenthaltsort kannten, und weshalb die Staatsanwaltschaft Erfurt nicht nur die Stasi im Fall Domaschk, sondern auch den Verfassungsschutz im Fall Mundlos schützte, als der Vater Mundlos gegen die Helfer seines Sohnes Anzeige erstattete.
Könnte es vielleicht sein, dass die Wahrheit auch ein linkes westdeutsches Selbstverständnis kränken könnte, ein Selbstbewusstsein machohafter Machtphantasien, das den linken Terrorismus insgeheim tolerierte , ein Schläger-Alphatier zum Außenminister machte und über die aufputschende Rolle der Geheimdienste in der ganzen Sache lieber nicht so genau Bescheid wissen wollte? Wird deshalb so gebetsmühlenartig der „Rechtsextremismus“ verdammt und nicht zuerst dessen Gewalt?
Was mich jedenfalls auf die Palme bringt, sind nicht irgendwelche von V-Leuten verfassten Ideologie-Papiere - es ist das kriminelle Netzwerk von Gewalttätern, deren Auftraggebern und Helfern, das die Behörden offenbar nicht zu fassen bekommen, weil die Ausläufer dieses Netzwerks längst bis in die Behörden hinein gewuchert sind.
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Mittwoch, 4. Januar 2012
Um 20.15 Uhr ist Showtime ...
damals, 23:06h
... und Schau-Prozesse mag ich nicht. Jedenfalls hab ich das Gespräch mit Wulff heute nach der Hälfte ausgemacht, es war zu peinlich: peinlich das sich windende Würstchen Wulff, noch peinlicher aber die scheinheilige Empörung der Journalisten. Ich meine, wer diese gespielte Entrüstung für echt hält, der glaubt auch, dass Wulff wegen besonderer Wohlanständigkeit zum Bundespräsidenten aufgestiegen ist.
Ich fühle mich von dem Affentheater auf Bildzeitungsniveau ringsherum verschaukelt, und es soll mir keiner, der dabei mittut, noch irgendwann mal wieder versuchen, den seriösen Politiker oder Journalisten vorzuspielen – kein Deppendorf, keine Roth und auch keine igitt Lengsfeld.
Ich fühle mich von dem Affentheater auf Bildzeitungsniveau ringsherum verschaukelt, und es soll mir keiner, der dabei mittut, noch irgendwann mal wieder versuchen, den seriösen Politiker oder Journalisten vorzuspielen – kein Deppendorf, keine Roth und auch keine igitt Lengsfeld.
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Freitag, 18. November 2011
Gegen das Vergessen
damals, 15:19h
Nach ein paar Tagen des üblichen Ensetzens über die Rechtsterroristen und ihre V- und Verfassungsschutzfreunde (das diesmal auch mich erfasst hatte) beginnt jetzt offenbar die notwendig folgende Phase des Nicht-mehr-wissen-Wollens: Heute Morgen im Deutschlandfunk schob der SZ-Journalist Hans Leyendecker alles auf die Polizei ("Ermittlungsfehler" war sein Lieblingswort) und Innenminister Friedrich meinte, der Verdacht gegen den Verfassungsschutz sei "gestreut" worden, als säßen die eigentlichen V-Leute in den Medien.
Nun, ein Verdacht, der gestreut wurde, der lässt sich ja auch wieder zerstreuen, dazu wäre nichts weiter nötig, als die Wahrheit offenzulegen: Denn selbst wenn die nicht erfolgte Festnahme der drei Terroristen und ihr Untertauchen 1998 tatsächlich nur auf eine Fehlentscheidung der Polizei zurückzuführen sein sollten (wie Leyendecker sagt), bleiben noch einige Fragen: Warum hat der Verfassungsschutz nicht an die Ermitltungsbehörden gemeldet, dass Holger G. aus Niedersachsen nach einer Fluchtmöglichlkeit die Untergetauchten suchte? Wie kamen die Täter zu den professionell gefälschten Ausweisen? Was wollte der Verfassungsschutz-Mann am Tatort des Mordes 2006 in Kassel? Und warum mordeten die Täter nach dessen vorübergehender Festnahme nicht weiter? Warum kontaktierte im Sommer diesen Jahres ein V-Mann
die Ermittler mit einer Geschichte über die Tatwaffe? Und wie kam es überhaupt jetzt zu diesem merkwürdigen Selbstmord?
Für all das mag es Erklärungen geben. Nur: Ich will sie hören!
Nun, ein Verdacht, der gestreut wurde, der lässt sich ja auch wieder zerstreuen, dazu wäre nichts weiter nötig, als die Wahrheit offenzulegen: Denn selbst wenn die nicht erfolgte Festnahme der drei Terroristen und ihr Untertauchen 1998 tatsächlich nur auf eine Fehlentscheidung der Polizei zurückzuführen sein sollten (wie Leyendecker sagt), bleiben noch einige Fragen: Warum hat der Verfassungsschutz nicht an die Ermitltungsbehörden gemeldet, dass Holger G. aus Niedersachsen nach einer Fluchtmöglichlkeit die Untergetauchten suchte? Wie kamen die Täter zu den professionell gefälschten Ausweisen? Was wollte der Verfassungsschutz-Mann am Tatort des Mordes 2006 in Kassel? Und warum mordeten die Täter nach dessen vorübergehender Festnahme nicht weiter? Warum kontaktierte im Sommer diesen Jahres ein V-Mann
die Ermittler mit einer Geschichte über die Tatwaffe? Und wie kam es überhaupt jetzt zu diesem merkwürdigen Selbstmord?
Für all das mag es Erklärungen geben. Nur: Ich will sie hören!
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Sonntag, 18. September 2011
Wenns dem Esel zu gut geht, schickt Gott ihm eine Finanzkrise
damals, 18:18h
Ich muss gestehen, dass ich grad gar keine apokalyptischen oder Untergangsgefühle habe, obwohl entsprechende Nachrichten täglich auf uns herab rieseln. Neulich kam mein Sohn morgens verschlafen in die Küche, und als ich hinzukam, meldete er: „Die bauen grade einen Rettungsfallschirm oder sowas – ich habs nicht ganz verstanden.“ Ich auch nicht, aber es geht mich auch nichts an. Vor ein paar Jahren, als mit der Leman-Pleite die große Panik ausbrach, haben in meinem Umkreis auch nur Leute Geld verloren, die welches überzählig und irgendwo geparkt hatten. Die Verlustängste derjenigen, die sowieso schon zu viel haben, muss ich doch nicht teilen.
Ja, ich weiß, das kann auch schlimmer kommen. Aber auch 1930/32 kam es, soweit ich informiert bin, zu keiner Hungersnot, jedenfalls nicht in dem Sinne wie nach dem Krieg, in den dann alle panisch gerannt sind. Jedenfalls in den Familien meiner beiden Großeltern, die nun alles andere als reich waren, da gab es wohl teilweise Arbeitslosigkeit und auch wirkliche Armut – aber durchgekommen sind sie alle irgendwie, als intakte Familien. Das schlimmste, was es damals gab, war wie gesagt die Panik, die so viele, Arbeiter und Industrielle, in die Arme der Nazis und damit wirklich in die Katastrophe trieb.
Es gab damals sogar etwas Gutes, das sich parallel zu den ökonomisch-politischen Katstrophen vollzog: Der überhitzte Modernismus der Golden Twenties kam aus der Mode, mit all seinen expressionistischen O-Welt-Schreiern, stattdessen traute sich Remarque endlich mit „Im Westen nichts Neues“ raus, und kurz darauf schrieb Anna Seghers ihre beiden großen Romane, die wohl modern waren, aber kein weltferner Experimentierkram à la „Berlin Alexanderplatz“, sondern menschlich und konkret. Die Malerei der Neuen Sachlichkeit verlor ihre Kälte. Und Bonhoeffer, eben noch abgehobener Theologie-Aufsteiger, entwickelte seine Vorstellung von der Erneuerung lebbaren evangelischen Glaubens.
Wäre das nicht schön: heute etwas Ähnliches?! Beim Film scheint es ja schon in diese Richtung zu gehen: Statt Rainer Werner Fassbinder sieht man Maren Ade, statt Volker Schlöndorff Fatih Akin. Jetzt müsste nur noch ... aber ich komme vom Thema ab, daher nur noch ein kleines Schlusswort: Dass ein Welt-Finanz-System, das keiner, aber auch keiner der Beteiligten je mit gutem Gewissen vorangetrieben hat, dass das nun auch den Boden der Tatsachen zusammenstürzt, darüber kann doch keiner wirklich böse sein.
Ja, ich weiß, das kann auch schlimmer kommen. Aber auch 1930/32 kam es, soweit ich informiert bin, zu keiner Hungersnot, jedenfalls nicht in dem Sinne wie nach dem Krieg, in den dann alle panisch gerannt sind. Jedenfalls in den Familien meiner beiden Großeltern, die nun alles andere als reich waren, da gab es wohl teilweise Arbeitslosigkeit und auch wirkliche Armut – aber durchgekommen sind sie alle irgendwie, als intakte Familien. Das schlimmste, was es damals gab, war wie gesagt die Panik, die so viele, Arbeiter und Industrielle, in die Arme der Nazis und damit wirklich in die Katastrophe trieb.
Es gab damals sogar etwas Gutes, das sich parallel zu den ökonomisch-politischen Katstrophen vollzog: Der überhitzte Modernismus der Golden Twenties kam aus der Mode, mit all seinen expressionistischen O-Welt-Schreiern, stattdessen traute sich Remarque endlich mit „Im Westen nichts Neues“ raus, und kurz darauf schrieb Anna Seghers ihre beiden großen Romane, die wohl modern waren, aber kein weltferner Experimentierkram à la „Berlin Alexanderplatz“, sondern menschlich und konkret. Die Malerei der Neuen Sachlichkeit verlor ihre Kälte. Und Bonhoeffer, eben noch abgehobener Theologie-Aufsteiger, entwickelte seine Vorstellung von der Erneuerung lebbaren evangelischen Glaubens.
Wäre das nicht schön: heute etwas Ähnliches?! Beim Film scheint es ja schon in diese Richtung zu gehen: Statt Rainer Werner Fassbinder sieht man Maren Ade, statt Volker Schlöndorff Fatih Akin. Jetzt müsste nur noch ... aber ich komme vom Thema ab, daher nur noch ein kleines Schlusswort: Dass ein Welt-Finanz-System, das keiner, aber auch keiner der Beteiligten je mit gutem Gewissen vorangetrieben hat, dass das nun auch den Boden der Tatsachen zusammenstürzt, darüber kann doch keiner wirklich böse sein.
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