Mittwoch, 16. April 2025
Zur Wortwahl der Tagesschau
Die Tagesschau meldet heute, ein "mutmaßlich rechtsextremer" Mensch habe der Bürgermeisterin von Zwickau mit Verweis auf Lübcke den Tod angedroht. Wieso eigentlich "mutmaßlich"? Weil die direkte Auftraggeberschaft durch Höcke, Sellner, Kubitschek oder die AFD-Führung noch nicht gerichtsfest nachgewiesen wurde? Darf wirklich nur der als politich motivierter Extremist gelten, der auch das passende Parteibuch in der Tasche hat wie einst Marius van der Lubbe?

Die Bürgermeisterin meinte, es könne sich eventuell einfach um einen Spinner handeln. Gut möglich. Aber dann doch wohl um einen rechtsextremen Spinner.

... comment

 
Vielleicht helfen Ihnen diese Erläuterungen weiter:

Verdachtsberichterstattung und Grundrechte – warum die Presse so gern „mutmaßlich“ sagt (Grundgesetz verstehen, 26.10.2023)

In welchen Fällen schreiben wir „mutmaßlich“ - und wann kann dieser Zusatz entfallen? (SZ-Transparenz-Blog, 14.02.2025)

... link  

 
Oh, vielen Dank für die Links, die es ja ganz konkret machen: Das Wort „mutmaßlich“ kann (und sollte vielleicht sogar?) entfallen, wenn sich der Verdacht verdichtet, dass eine vielleicht ehrabschneidende Bezeichnung zutrifft.

Die Süddeutsche Zeitung gibt ein gutes Beispiel: „Wenn klar wird, dass der Fahrer „Allahu akbar“ gerufen hat“, schreibt sie, verdichte sich die Annahme, dass es sich um einen islamistischen Täter gehandelt hat und das „mutmaßlich“ könne entfallen. Auch da könnten Journalisten weiter „mutmaßlich“ schreiben aus Angst vor einem findigen Täteranwalt, der behaupten könnte, dieser Ausruf sei nur ein privates religiöses Bekenntnis gewesen, das nichts mit Islamismus zu tun habe. Was natürlich Quatsch ist: Jeder weiß, dass dieser Ausruf, in bestimmten Situationen getätigt, als islamistisches Bekennerschreiben fungiert.

Ebenso hier: Natürlich könnte der Täter, wenn er identifiziert ist, einfach behaupten: „Ich bin kein Rechtsextremer – nie würde ich mir Die Jew Die auf die Brust tätowieren. Ich bin nur ein harmloser Bürger, der seiner Meinungsfreiheit Ausdruck verleiht und mutig für Selbstjustiz gegenüber Politkern eintritt, die nicht bereit sind, ausländerfeindlichen Forderungen nachzukommen.“

Halten Sie die Argumentation für glaubwürdig? Oder ist es nicht vielmehr so, dass der positive Bezug auf die Lübcke-Mörder ein politisches Bekenntnis darstellt?

... link  


... comment
<