Freitag, 2. März 2018
Gut gemeint oder gut gemacht?
damals, 10:47h
Häufig hört man die witzig gemeinte Unterstellung, „gut gemeint“ sei das Gegenteil von „gut gemacht“. Ich finde das gar nicht lustig. Denn eine Unterstellung bleibt es ja dennoch, die Unterstellung nämlich, etwas gut Gemeintes tendiere grundsätzlich zum schlecht Gemachten oder sei es sogar immer. Was für ein Blödsinn! Das ist so falsch, dass noch nicht einmal das Gegenteil davon richtig ist – es gibt da einfach überhaupt keinen Zusammenhang.
Eins allerdings ist ziemlich sicher, wie meine langjährige Beobachtung zeigt: Wo immer man diesen Satz hört oder liest, geht es um die Denunziation guter Absichten.
… und meistens geht es den Denunzierern dabei gar nicht darum, böse Absichten zu legitimieren (wie mein moralisches Verschwörungstheoretikerhirn immer zuerst argwöhnt) – es geht um ein Lob der hohlen Professionalität, die einfach ungehindert abrattern will, ohne nach dem Warum und Wieso zu fragen.
Eins allerdings ist ziemlich sicher, wie meine langjährige Beobachtung zeigt: Wo immer man diesen Satz hört oder liest, geht es um die Denunziation guter Absichten.
… und meistens geht es den Denunzierern dabei gar nicht darum, böse Absichten zu legitimieren (wie mein moralisches Verschwörungstheoretikerhirn immer zuerst argwöhnt) – es geht um ein Lob der hohlen Professionalität, die einfach ungehindert abrattern will, ohne nach dem Warum und Wieso zu fragen.
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Dienstag, 13. Februar 2018
Abendbegegnung
damals, 00:37h
Der olle Kanzler im Scheinwerferlicht fror nicht weniger als ich.
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Dienstag, 9. Januar 2018
Den Daumen recken ... (Rechtschreibfehler des Tages)
damals, 23:19h
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Montag, 27. November 2017
Psychosomatisches Erlebnis
damals, 15:57h
Heute Morgen musste ich einen Schüler im Praktikum besuchen, Abschlussgespräch, und radelte die Luruper Hauptstraße runter. Auf einmal fiel mir etwas ein, etwas Scheußliches, Widerliches, das irgendwie mit meinem Traum von dieser Nacht (an den ich mich nicht erinnern kann) zu tun hatte und mit dieser Straße – oder einer ähnlichen Straße, mehr in Richtung Eppendorf. Und zwar kein wirkliches Erlebnis, sondern etwas Geistiges: ein Traum, eine Gedanke, eine Entscheidung oder so. Ich versuchte mich zu erinnern, da überkam es mich: Mir wurde schlecht, ich musste anhalten und würgte und hustete, Tränen traten mir in die Augen – und nach einer halben Minute war es vorbei, und ich stand da, desorientiert und mit einem Gefühl der Enttäuschung, da ich mich doch nicht übergeben hatte und das namenlose Schlechte somit nicht los war. Zehn Minuten später vor dem Schüler wusste ich das Datum nicht, auch nicht, wann nun der letzte Praktikumstag ist (Zahlen verschwinden aus meinem Gehirn immer zuerst, wenn es mit dem Vergessen losgeht). Ich habe einigermaßen rumgestottert, entschuldigte mich wahrheitsgemäß damit, eben Stress gehabt zu haben.
Dies nur als Notiz, da mir so etwas noch nie passiert ist – und man ja im Alltag meist geneigt ist, psychischen Prozessen die konkrete körperliche Relevanz abzusprechen. Ich jedenfalls will mich bemühen, dieses Erlebnis in mir zu behalten und das Schlechte, wenn ich es mit dem Bewusstsein nicht zu fassen kriege, irgendwie anders zu bannen.
Dies nur als Notiz, da mir so etwas noch nie passiert ist – und man ja im Alltag meist geneigt ist, psychischen Prozessen die konkrete körperliche Relevanz abzusprechen. Ich jedenfalls will mich bemühen, dieses Erlebnis in mir zu behalten und das Schlechte, wenn ich es mit dem Bewusstsein nicht zu fassen kriege, irgendwie anders zu bannen.
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Montag, 31. Juli 2017
Verwunschen
damals, 14:03h
Mal wieder zu Gast bei den alten Eltern, ich durfte eine vorsichtige Bereinigung des Kellers in Angriff nehmen, und so brachte ich die dreißig nutzlosesten der leeren Einmachgläser zum Glascontainer, ich war auch ermächtigt, die längst alt gewordenen selbstgemachten Apfelsaftflaschen zu entleeren und – obwohl die Zusage meinem Vater sichtlich schwer fiel - den alten, kaputten Röhrenfernseher zum Recyclinghof zu bringen.
Der schönste Lohn für diese Arbeit, das waren die seltsamen Artefakte, die ich dabei nebenbei zutage förderte und auf ihrem letzten Gang begleitete:
Nun ja, optisch interessant verschimmelte Kompottgläser (Johannisbeeren 1981, angebrannt)
und die eine oder andere Saftflasche, in der verdächtige Nebelwolken ziehen, die gibt es in anderen alten Kellern sicher auch, aber eine halbleere Waschpaste EVP 1,60 M und ein Tomatensaft „Havelland“ mit dem Ablaufdatum Juni 1973, das ist doch schon was.
Und dann fand ich sogar die Lieblingssüßigkeiten meiner Kindertage „Zuckerrübensirup aus Zörbig“ und „Warenje“, die supersüße Beerenkonfitüre aus dem „Magazin“, dem russischen Laden hinterm Kasernentor, wo wir auch unsere Streichhölzer zu kaufen pflegten, die der Konsum uns Kindern verweigerte!
Und als I-Tüpfelchen fanden wir heute Morgen eine Fledermaus, die friedlich in der Gardine an der Haustür schlief. Verwunschenes Potsdam!
Verwunschen sind übrigens auch die Eltern, die ihre Wohnung fast nur noch zum Einkaufen verlassen und von der äußeren Welt nur wahrnehmen, was ihnen die FAZ ins Haus meldet (und was sie durch die Bank schrecklich finden). Sie sind darüber hinaus auch auf das „ND“ abonniert, aus alter Treue, aber ich habe nicht den Eindruck, dass sie es lesen – ganz im Gegensatz zur TV Spielfilm, die sie eifrig durchforsten. Sie haben auch einen Festplattenrecorder und nehmen fleißig auf, allerdings grundsätzlich nur Filme, die vor 1950 erschienen sind, also vor der Zeit, in der sie als erwachsene Wesen in die Welt gingen.
Und in der Tat: Befrag sie zu politischen Ereignissen oder ästhetischen Entwicklungen von 1910 oder 1930 – du wirst von ihnen noch immer glasklare, kluge und lebendig engagierte Äußerungen hören, als sei all das gestern geschehen. Man sagt von manchen alten Leuten, sie gingen im Alter in ihre Kindheit zurück – meine Eltern tun mehr als das.
Der schönste Lohn für diese Arbeit, das waren die seltsamen Artefakte, die ich dabei nebenbei zutage förderte und auf ihrem letzten Gang begleitete:
Nun ja, optisch interessant verschimmelte Kompottgläser (Johannisbeeren 1981, angebrannt)
und die eine oder andere Saftflasche, in der verdächtige Nebelwolken ziehen, die gibt es in anderen alten Kellern sicher auch, aber eine halbleere Waschpaste EVP 1,60 M und ein Tomatensaft „Havelland“ mit dem Ablaufdatum Juni 1973, das ist doch schon was.
Und dann fand ich sogar die Lieblingssüßigkeiten meiner Kindertage „Zuckerrübensirup aus Zörbig“ und „Warenje“, die supersüße Beerenkonfitüre aus dem „Magazin“, dem russischen Laden hinterm Kasernentor, wo wir auch unsere Streichhölzer zu kaufen pflegten, die der Konsum uns Kindern verweigerte!
Und als I-Tüpfelchen fanden wir heute Morgen eine Fledermaus, die friedlich in der Gardine an der Haustür schlief. Verwunschenes Potsdam!
Verwunschen sind übrigens auch die Eltern, die ihre Wohnung fast nur noch zum Einkaufen verlassen und von der äußeren Welt nur wahrnehmen, was ihnen die FAZ ins Haus meldet (und was sie durch die Bank schrecklich finden). Sie sind darüber hinaus auch auf das „ND“ abonniert, aus alter Treue, aber ich habe nicht den Eindruck, dass sie es lesen – ganz im Gegensatz zur TV Spielfilm, die sie eifrig durchforsten. Sie haben auch einen Festplattenrecorder und nehmen fleißig auf, allerdings grundsätzlich nur Filme, die vor 1950 erschienen sind, also vor der Zeit, in der sie als erwachsene Wesen in die Welt gingen.
Und in der Tat: Befrag sie zu politischen Ereignissen oder ästhetischen Entwicklungen von 1910 oder 1930 – du wirst von ihnen noch immer glasklare, kluge und lebendig engagierte Äußerungen hören, als sei all das gestern geschehen. Man sagt von manchen alten Leuten, sie gingen im Alter in ihre Kindheit zurück – meine Eltern tun mehr als das.
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Montag, 1. Mai 2017
Manchmal ist es auch schön ...
damals, 20:16h
... wie man zugucken kann, wie sich das grammatische Verständnis entwickelt, additiv aus aufgeschnappten Floskeln: In der betreffenden Klasse hatte der Lernplan den Schülern noch nicht zugemutet, Vergangenheitsformen zu lernen. Aber natürlich hatten sie's tausendmal aufgeschnappt.
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Montag, 10. April 2017
Heute mal eine Gastrokritik: Auf dem Energiebunker
damals, 01:08h
Auf seinen „Energiebunker“ ist Hamburg stolz – das ist ein riesiger alter Luftschutzbunker, der vor einigen Jahren aufwändig renoviert wurde und jetzt eine große Solaranlage mit Wärmespeicher beherbergt, nebst Aussichtsplattform und Café. Das haben wir heut besichtigt, genossen auch eine sehr informative Führung und den herrlichen Ausblick auf Hamburg von der sonnigen Terrasse. So umgestaltet lässt man sich Weltkriegserinnerung gern gefallen.
Nur das Café war einigermaßen daneben. Schon sein grün-schickimickiges Outfit mit den entsprechenden überteuerten Preisen nervte etwas. Dann auch noch: Stromausfall! Auf dem Energiebunker! Das setzte nicht nur die Kaffeemaschine außer Kraft, auch die Kellner: Da diese nicht in der Lage waren, die jeweilige Zeche mit Papier und Stift oder gar im Kopf auszurechnen, blieben auch Saft und Kuchen unverkauft und das Ganze wurde geschlossen.
Nach unserer Führung dann war der Schaden wohl behoben. Meine Frau verlangte eine Limo. „Möchten Sie Himbeerlimonade?“ fragte die junge Frau an der Theke. Meine Frau: „In Ordnung - ich nehme Himbeerlimonade.“ –„Die haben wir nämlich nicht.“ Sie hielt ihr einen Zettel unter die Nase. „Was hier draufsteht, das haben wir alles nicht.“ –„Ach. Und was ...“ – Die Frau kramte noch einmal und brachte einen weiteren Zettel zum Vorschein. „Sie müssen hier aussuchen.“ Auf dieser Karte fanden sich Maracuja- und Zitronenlimonade. „Ich nehme Maracuja.“ – „Die haben wir auch nicht.“
Na ja. Meine Frau nahm dann Zitronenlimonade und ich Kaffee, der aus einer Thermoskanne gezapft wurde und auch so schmeckte: grundsolide und ein bisschen billig. Also nicht wie sein Preis. Dafür war er „wasserneutral“, wie uns ein großes Plakat belehrte. Und wenigstens der Kuchen war so lecker, wie er teuer war.
Nur das Café war einigermaßen daneben. Schon sein grün-schickimickiges Outfit mit den entsprechenden überteuerten Preisen nervte etwas. Dann auch noch: Stromausfall! Auf dem Energiebunker! Das setzte nicht nur die Kaffeemaschine außer Kraft, auch die Kellner: Da diese nicht in der Lage waren, die jeweilige Zeche mit Papier und Stift oder gar im Kopf auszurechnen, blieben auch Saft und Kuchen unverkauft und das Ganze wurde geschlossen.
Nach unserer Führung dann war der Schaden wohl behoben. Meine Frau verlangte eine Limo. „Möchten Sie Himbeerlimonade?“ fragte die junge Frau an der Theke. Meine Frau: „In Ordnung - ich nehme Himbeerlimonade.“ –„Die haben wir nämlich nicht.“ Sie hielt ihr einen Zettel unter die Nase. „Was hier draufsteht, das haben wir alles nicht.“ –„Ach. Und was ...“ – Die Frau kramte noch einmal und brachte einen weiteren Zettel zum Vorschein. „Sie müssen hier aussuchen.“ Auf dieser Karte fanden sich Maracuja- und Zitronenlimonade. „Ich nehme Maracuja.“ – „Die haben wir auch nicht.“
Na ja. Meine Frau nahm dann Zitronenlimonade und ich Kaffee, der aus einer Thermoskanne gezapft wurde und auch so schmeckte: grundsolide und ein bisschen billig. Also nicht wie sein Preis. Dafür war er „wasserneutral“, wie uns ein großes Plakat belehrte. Und wenigstens der Kuchen war so lecker, wie er teuer war.
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Mittwoch, 25. Januar 2017
Winter
damals, 21:53h
Draußen vor dem Fenster schneit das Wohnmobil ein und hier drinnen in mir ist es Winter. An dem einzelnen Ferientag trink ich schon mittags zwei Bier, damit ich es schaffe, noch einen Abschnitt von meiner Erzählung zu schreiben, die mir immer kitschiger gerät. Mein Freund T. hat sich in die Psychiatrie einweisen lassen, meinen Freund S. verliere ich an PI-News, die er neuerdings statt der bisher umfangreich konsumierten Tageszeitungen frequentiert. A. und E. habe ich seit Wochen nicht gesehen und rufe auch nicht an. Ich habe keine Freude an meiner Frau, keine Freude an meinem Sohn. Bin auch in sonst niemanden verliebt. In meine Arbeit auch nicht. Es ist Winter und ich warte.
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Samstag, 7. Januar 2017
Flucht vor Google gescheitert
damals, 17:04h
Geht Ihnen das auch manchmal so, dass Sie sich auf die Flucht vor den Datenkraken begeben und dabei scheitern?
Bei mir ist ist es das Thema "Kalender". Ich hasse Pläne, Termine und Kalender - aber man brauchts nunmal. Das handschriftliche Führen eines Kalenders ist mir noch nie gelungen, spätestens im Februar bleiben die Seiten leer, die Termine finden sich verstreut auf Zetteln, und die jeweils kommende Woche hab ich in der Regel ja auch ganz gut im Kopf. Für weiter im Voraus liegende Termine (die ich sonst grundsätzlich vergessen würde) hat sich mein Kalender in Thunderbird bewährt, der mich rechtzeitig erinnert. Nur hätte man diese Termine manchmal auch ganz gern auf der Arbeit dabei. Deshalb bin ich schwach geworden und hab ich mir nach zwei Jahren Abstinenz doch wieder ein kleines Smartphone gekauft. Mithilfe meines Sohnes gelang es mir auch, innerhalb eines Nachmittags ein Thunderbird-Android-Synchronisierungssytem zu installieren, das ohne Internet einfach über den WLAN-Router funktionert. Es kam auch die Systemmeldung, dass sich die beiden Kalender erkennen. Daten kamen aber keine, weder in die eine noch in die andere Richtung. Da wurde ich schwach und gab der wiederholten Forderung meines neuen Handys nach, doch meine Daten mit dem Kalender zu synchronisieren, den ich bei meiner meistens brach und für Notfälle bereitliegenden Googlemail-Adresse einrichten könne. Das klappte natürlich sofort. Google hat wieder gewonnen. Leider.
Bei mir ist ist es das Thema "Kalender". Ich hasse Pläne, Termine und Kalender - aber man brauchts nunmal. Das handschriftliche Führen eines Kalenders ist mir noch nie gelungen, spätestens im Februar bleiben die Seiten leer, die Termine finden sich verstreut auf Zetteln, und die jeweils kommende Woche hab ich in der Regel ja auch ganz gut im Kopf. Für weiter im Voraus liegende Termine (die ich sonst grundsätzlich vergessen würde) hat sich mein Kalender in Thunderbird bewährt, der mich rechtzeitig erinnert. Nur hätte man diese Termine manchmal auch ganz gern auf der Arbeit dabei. Deshalb bin ich schwach geworden und hab ich mir nach zwei Jahren Abstinenz doch wieder ein kleines Smartphone gekauft. Mithilfe meines Sohnes gelang es mir auch, innerhalb eines Nachmittags ein Thunderbird-Android-Synchronisierungssytem zu installieren, das ohne Internet einfach über den WLAN-Router funktionert. Es kam auch die Systemmeldung, dass sich die beiden Kalender erkennen. Daten kamen aber keine, weder in die eine noch in die andere Richtung. Da wurde ich schwach und gab der wiederholten Forderung meines neuen Handys nach, doch meine Daten mit dem Kalender zu synchronisieren, den ich bei meiner meistens brach und für Notfälle bereitliegenden Googlemail-Adresse einrichten könne. Das klappte natürlich sofort. Google hat wieder gewonnen. Leider.
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Donnerstag, 23. Juni 2016
Erster Ausflug
damals, 22:40h
Es ist bescheuert: Nie mag ich mich festlegen, ich hasse Pläne und singe ein Hohelied auf die Flexibilität, aber das Ende vom Lied ist, dass andere über meine Termine bestimmen.
So war es auch mit meiner ersten Wohnmobilreise: Für eine Ferienwoche geplant, wurde nur ein kurzer Ausflug daraus; es waren Besorgungen zu machen, wir konnten erst Dienstagmittag los, und Donnerstagabend mussten wir schon in Potsdam sein, wollten wir nicht alle sein (Eltern, Schwäger, eine alte Schulfreundin) verärgern. Die paar Stunden aber, die damals jr. und ich (meine Frau musste arbeiten) wirklich unterwegs waren, die waren es wert.
Wir begannen die Tour bei S*-Gas bei uns um die Ecke, eine neue Gasflasche kaufen. Problemlos (den passenden Schlüssel für die Installation konnte man am Tresen günstig hinzukaufen). Dann ab in den Norden. Das Navi empfahl die Autobahn nach Lübeck und dann die A20; ich zwang es aber, über Mölln zu fahren, da ich erinnerte, wie hübsch das Städtchen hinterm See über der Bundesstraße lagert. Und wurde belohnt: die letzten sieben Kilometer schickte uns das Navi über winzige Feldwege, dann kamen wir an: Der über Landvergnügen avisierte Hof (18.Jahrhundert, Reetdach, Storchennest) lag in einem 15-Häuser-Dörfchen in malerischer Hügellandschaft,
Wurde betrieben von zwei Frauen und kostete uns drei Euro für Klo und Dusche, die sich spartanisch, aber sauber in einem Bauwagen hinterm Haus befanden. Es gab Ziegen, Schweine, eine sehr zutrauliche Katze,
(die interessiert unser Wohnmobil durchstrolchte) und ansonsten: sagenhafte Ruhe. Genau das, was der gestresste Großstädter sich wünscht.
Als es dunkel wurde, stellte sich heraus, dass der Stromkreis mit der Beleuchtung nicht geht. Damals jr. und ich durchforsteten die von Vorbesitzern gezogenen Strippen und konnten den Fehler tatsächlich schnell beheben: Stolz.
Am nächsten Morgen wollte ich wiederum die A20 vermeiden, es zog mich nach Grevesmühlen,
das ich zuletzt vor 20 Jahren mit dem Moped besucht hatte, in einer vergeblichen erotischen Bemühung. Dass es ein Zentrum der Rechten sein soll, sieht man dem idyllischen Örtchen nicht an.
Dann weiter nach Wismar, dem Schauplatz von „Sansibar oder der letzte Grund“, damals ein wichtiges Buch für mich, wie für viele Kommunismus-Abtrünnige. Wir fuhren aufs Dach der berühmten Georgenkirche und aßen zu teuer am Markt in einem „Steigenberger“-Ableger. Dann deckten wir uns mit Literatur ein und machten irgendwo draußen in der Pampa eine Lesepause am Tümpelufer: Er hatte sich für Gregs Tagebuch, Teil 10, entschieden, ich für das aktuelle "Magazin“, das ich als durchaus lesenswert und deutlich besser als zu Ostzeiten empfand.
Nächste Übernachtung im weiträumigen Park eines Herrenhauses nahe Güstrow, das jetzt als Tagungshotel genutzt wird. Hier gab es sogar Strom umsonst.
Dafür keine Duschen, nur die schnieke Toilette der im Haupthaus einlogierten BWLer. Und einen frei verfügbaren Äppelkahn für eine Tour über den Dorfteich.
Letzter Tag: Nach 100 km Autobahn und nochmals ewig über Alleen: Ribbeck (Fontane!), das hatte ich mir gewünscht (wegen „Sonja “ von Judith Herrmann und weil ich bei der letzten Durchfahrt durch den Ort – nachts 1984 mit einer Militärkolonne – nicht anhalten durfte) War nicht so spannend. Wir fuhren weiter nach Potsdam und sortierten uns ins Chaos meiner immer noch großbürgerlich wohnenden,
aber zunehmend umständlich bis widersinnig agierenden Eltern. Aber das ist eine andere Geschichte.
So war es auch mit meiner ersten Wohnmobilreise: Für eine Ferienwoche geplant, wurde nur ein kurzer Ausflug daraus; es waren Besorgungen zu machen, wir konnten erst Dienstagmittag los, und Donnerstagabend mussten wir schon in Potsdam sein, wollten wir nicht alle sein (Eltern, Schwäger, eine alte Schulfreundin) verärgern. Die paar Stunden aber, die damals jr. und ich (meine Frau musste arbeiten) wirklich unterwegs waren, die waren es wert.
Wir begannen die Tour bei S*-Gas bei uns um die Ecke, eine neue Gasflasche kaufen. Problemlos (den passenden Schlüssel für die Installation konnte man am Tresen günstig hinzukaufen). Dann ab in den Norden. Das Navi empfahl die Autobahn nach Lübeck und dann die A20; ich zwang es aber, über Mölln zu fahren, da ich erinnerte, wie hübsch das Städtchen hinterm See über der Bundesstraße lagert. Und wurde belohnt: die letzten sieben Kilometer schickte uns das Navi über winzige Feldwege, dann kamen wir an: Der über Landvergnügen avisierte Hof (18.Jahrhundert, Reetdach, Storchennest) lag in einem 15-Häuser-Dörfchen in malerischer Hügellandschaft,
Wurde betrieben von zwei Frauen und kostete uns drei Euro für Klo und Dusche, die sich spartanisch, aber sauber in einem Bauwagen hinterm Haus befanden. Es gab Ziegen, Schweine, eine sehr zutrauliche Katze,
(die interessiert unser Wohnmobil durchstrolchte) und ansonsten: sagenhafte Ruhe. Genau das, was der gestresste Großstädter sich wünscht.
Als es dunkel wurde, stellte sich heraus, dass der Stromkreis mit der Beleuchtung nicht geht. Damals jr. und ich durchforsteten die von Vorbesitzern gezogenen Strippen und konnten den Fehler tatsächlich schnell beheben: Stolz.
Am nächsten Morgen wollte ich wiederum die A20 vermeiden, es zog mich nach Grevesmühlen,
das ich zuletzt vor 20 Jahren mit dem Moped besucht hatte, in einer vergeblichen erotischen Bemühung. Dass es ein Zentrum der Rechten sein soll, sieht man dem idyllischen Örtchen nicht an.
Dann weiter nach Wismar, dem Schauplatz von „Sansibar oder der letzte Grund“, damals ein wichtiges Buch für mich, wie für viele Kommunismus-Abtrünnige. Wir fuhren aufs Dach der berühmten Georgenkirche und aßen zu teuer am Markt in einem „Steigenberger“-Ableger. Dann deckten wir uns mit Literatur ein und machten irgendwo draußen in der Pampa eine Lesepause am Tümpelufer: Er hatte sich für Gregs Tagebuch, Teil 10, entschieden, ich für das aktuelle "Magazin“, das ich als durchaus lesenswert und deutlich besser als zu Ostzeiten empfand.
Nächste Übernachtung im weiträumigen Park eines Herrenhauses nahe Güstrow, das jetzt als Tagungshotel genutzt wird. Hier gab es sogar Strom umsonst.
Dafür keine Duschen, nur die schnieke Toilette der im Haupthaus einlogierten BWLer. Und einen frei verfügbaren Äppelkahn für eine Tour über den Dorfteich.
Letzter Tag: Nach 100 km Autobahn und nochmals ewig über Alleen: Ribbeck (Fontane!), das hatte ich mir gewünscht (wegen „Sonja “ von Judith Herrmann und weil ich bei der letzten Durchfahrt durch den Ort – nachts 1984 mit einer Militärkolonne – nicht anhalten durfte) War nicht so spannend. Wir fuhren weiter nach Potsdam und sortierten uns ins Chaos meiner immer noch großbürgerlich wohnenden,
aber zunehmend umständlich bis widersinnig agierenden Eltern. Aber das ist eine andere Geschichte.
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