Freitag, 2. März 2018
Gut gemeint oder gut gemacht?
Häufig hört man die witzig gemeinte Unterstellung, „gut gemeint“ sei das Gegenteil von „gut gemacht“. Ich finde das gar nicht lustig. Denn eine Unterstellung bleibt es ja dennoch, die Unterstellung nämlich, etwas gut Gemeintes tendiere grundsätzlich zum schlecht Gemachten oder sei es sogar immer. Was für ein Blödsinn! Das ist so falsch, dass noch nicht einmal das Gegenteil davon richtig ist – es gibt da einfach überhaupt keinen Zusammenhang.
Eins allerdings ist ziemlich sicher, wie meine langjährige Beobachtung zeigt: Wo immer man diesen Satz hört oder liest, geht es um die Denunziation guter Absichten.
… und meistens geht es den Denunzierern dabei gar nicht darum, böse Absichten zu legitimieren (wie mein moralisches Verschwörungstheoretikerhirn immer zuerst argwöhnt) – es geht um ein Lob der hohlen Professionalität, die einfach ungehindert abrattern will, ohne nach dem Warum und Wieso zu fragen.

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Bei uns sagte man "das Gegenteil von gut ist gut gemeint" und ich hab schon zu oft die Erfahrung gemacht, daß das leider zutrifft.

Wenn jemand für einen andren etwas machen möchte, sollte man das kurz absprechen, aber nicht einfach (unüberlegt und kopflos) etwas machen und am End alles noch verschlimmert.
Dazu noch die Erwartungshaltung, der andre müsse das hochloben. Wenn nicht, gibts ein beleidigtes "ich habs ja nur gut gemeint".

Mir ist es sehr viel lieber, man macht nix.
Außer man ist tatsächlich gewillt und in der Lage zu helfen.

Aber das muß man sich natürlich auch von Fall zu Fall ansehen und kann nicht pauschal übers Knie gebrochen werden : )

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Ja, das kann ich verstehen, dass der Spruch in der Fassung sinnvoll sein kann, jedenfalls in kulturellen Zusammenhängen, in denen Moral als Totschlagargument und Ermächtigungsberechtigung für übergriffiges Verhalten geläufig ist (ist bei uns in Norddeutchland eher seltener der Fall).
... interessant wäre dann noch, wann und wo aus "gut" ein "gut gemacht" geworden ist.

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Darüber denk ich eine Runde nach.
Sollte ich zu einer Lösung kommen, meld ich mich : )

Der erste Gedanke eben war "gut gemacht" hör ich gefühlt wohl so selten, daß es sich wie nie anfühlt.
Unterm Strich irgendwie sachte tragisch.

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Inzwischen habe ich rausgekriegt, weshalb ich so emotional auf den Spruch reagiere: Es ist ein anti-protestantischer Spruch - dem Protestantismus, in dem ich sozialisiert wurde, geht es um das Glauben, also "gut gemeint ", während man bei Ihnen drüben im katholischen Österreich das "gut gemacht ", also die guten Werke, bevorzugt. Lassen wir uns also nicht von anachronistischen Ideologiekämpfen ins Bockshorn jagen!

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