Freitag, 8. November 2019
Meine merkwürdigen Sozialkontakte, Teil 4
Nummer 2: L.: Ich kenne ihn über die Kinder. Sein Sohn (sein letzter Sohn) ist nahezu gleichaltrig mit meinem (einzigen). Die Mutter lernten wir auf dem Spielplatz kennen, auf den ersten Blick so eine typische Wessi: freundlich, psychologisch wach, allerdings mit einem befremdlich buddhistischen Einschlag und überhaupt ein bisschen zu sehr labile Helicoptermutter. Ich war gespannt auf den Vater – und positiv überrascht, als ich ihn traf: weltoffen, intelligent und redegewandt, fähig zu Selbstkritik. Und interessiert auch an größeren Zusammenhängen, insbesondere politischer Art.

Es entwickelte sich eine merkwürdige Beziehung zwischen uns: Wir trafen uns, um abzulästern. Und das machte Spaß. Wir fühlten uns beide unterbezahlt (beide arbeiten wir überqualifiziert in schlecht bezahlten Jobs im sozialen Bereich), aber das war nicht der Punkt. Das Schöne war einfach, dass ich mit ihm einen Menschen hatte, mit dem ich geistig abfliegen konnte und diskutieren über allgemein politische Gebiete, die für keinen von uns relevant waren. Und wenn, dann nur in dem Sinne, dass wir ablästern konnten über Machthaber und Vorgesetzte sowie die Welt im Allgemeinen.

Natürlich blieb mir nicht verborgen, dass sich L. irgendwie immer weiter reinritt in die Sch… (während ich begann, aus ihr herauszukrabbeln). Einerseits, was die Beziehung betraf: Als wir die beiden kennenlernten, zogen sie gerade in eine gemeinsame, große Wohnung, teuer zwar, aber bezahlbar, sogar mit zwei kleinen Zimmerchen für seine Kinder aus erster Ehe, mich beeindruckte die Art, mit der stolz sein Patchwork-Modell lebte. Doch dann gelüstete es seine Partnerin auf etwas mehr als Patchwork, sie wollte geheiratet werden, so wie die andere vor ihr auch. Darauf konnte sich L. nicht einlassen, er reagierte mit panischer Suche nach sich selbst: schmiss den Job, suchte sich eine eigene Wohnung, kündigte endlich die Beziehung. In der Reihenfolge. Nur als Vater blieb er einigermaßen in der Rolle und in der Verantwortung.

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Kinder kauft Kämme!
ZITAT: "schmiss den Job, suchte sich eine eigene Wohnung, kündigte endlich die Beziehung. in der Reihenfolge."
Nach meiner Logik wäre zuerst die Wohnungssuche, dann das Beziehungsende und dann der Jobwechsel dran gewesen. - "Die Menschen sind unterschiedlich." hat mein Vater immer gesagt.

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Ich fand die Reihenfolge auch ein bisschen crazy. Darum hab ichs erwähnt.

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