Freitag, 11. Mai 2007
Armeezeit, Teil 15
Eine Woche später trat ich meine Strafe an: drei Tage Arrest. Es gab zu diesem Zweck einige Zellen im Wachgebäude. Ich wurde zusammen mit Ulli Ost eingeliefert. Ulli war ein Schlachter aus dem Potsdamer Schlachthof, er war sehr froh mit mir, mit dem Intellektuellen, zusammen eingesperrt zu werden. Für ihn hieß das, dass er doch kein schlechter Mensch sein konnte, da offenbar auch gebildete Menschen eingesperrt wurden - für mich das Umgekehrte: Ich war froh nicht allein zu sein, jemand dabei zu haben, ich fühlte mich zugehörig zur Masse der kleinen Leute, zum normalen Leben. Es gab fünf Zellen im Wachgebäude, zwei davon waren nun also belegt. Tagsüber wurden wir aus unseren Zellen geholt und für mussten irgendwelche kleinen Arbeiten verrichten, Rasenflächen säubern, Unkraut zupfen oder Ähnliches. Aber meistens war es langweilig, wie immer bei der Armee. Wir saßen mit den Wachsoldaten im Bereitschaftsraum herum und machten gar nichts, lasen Zeitung, guckten in die Luft. Abends wurde jeder in seine Zelle gesperrt. Schlimm war das nicht. Schlimm war, dass man nachdienen musste. Jeder Tag in der Zelle konnte nach Ablauf der Dienstzeit hinten dran gehängt werden, d. h. die wirkliche Strafe war, dass man länger dabei bleiben musste. Es gab nur eine Hoffnung: Man musste belobigt werden. Jemand, der schon eingesessen hatte, bekam als nächste „Belobigung“, wenn er denn eine bekam, die "Streichung einer Strafe". Das war mein nächstes Ziel. Ich wollte mich jetzt wirklich korrekt verhalten und bald die ersehnte Belobigung bekommen.

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