Sonntag, 6. Mai 2007
Armeezeit, Teil 13
In den folgenden Wochen war es mit der Ruhe vorbei. Ein neuer Regimentschef trat seinen Dienst an, und da neue Besen bekanntlich gut kehren, wurde überall kräftig aufgeräumt. Munitionsvorräte, deren Menge seit Jahren von Wachwechsel zu Wachwechsel nur abgehakt worden waren, mussten nun tatsächlich nachgezählt werden. Die weißen Streifen auf den Regimentsstraßen und dem Appellplatz wurden endlich erneuert. Eine Fülle neuer Dienstvorschriften trat in Kraft. Oft wurde noch nach Dienstschluss geputzt und aufgeräumt, die Offiziere mussten Überstunden machen, für uns gab es kaum noch Ausgang.
Als es mir zwei Wochen lang nicht gelungen war, die Erlaubnis zum abendlichen Verlassen der Kaserne zu erlangen, verfiel ich auf einen Trick: Ich musste doch irgendwann mal neue Einlagen für meine Schuhe bekommen, wegen meiner kaputten Füße. Warum nicht jetzt? Und zum Anpassen musste ich in die Stadt. Daran war nicht zu deuten. Medizinische Gründe zogen immer. Aber der Kompaniechef ließ sich nicht austricksen. Er gab mir Ausgang von Dienstschluss bis sieben Uhr abends anstatt wie üblich bis Mitternacht. Ich kochte innerlich, ich dachte nicht im Traum daran, die Demütigung zu akzeptieren. Ich beschloss, so lange wegzubleiben, wie mir zustand; ich tat sogar noch ein Übriges und nahm meine Zivilsachen mit, ein an sicherer Stelle verstecktes T-Shirt und eine Hose, die es mir erlaubten, draußen durch einen Sachenwechsel meinen Soldatenstatus abzulegen und von Militärstreifen unangefochten den eng begrenzten Ausgangsbereich zu überschreiten.

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