Dienstag, 22. Mai 2007
Armeezeit, Teil 20
Und wann war dieser Wintertag, an dem ich wie so oft abends im Trainingsanzug über den Regimentsplatz huschte zur Telefonzelle, aber es wurde nichts aus dem Nach-Hause-Telefonieren? Irgendein Diensthabender gabelte mich auf und hinderte mich am Betreten der Telefonzelle: Es sei vom OvD (dem diensthabenden Offizier im Regimentsstab) ausdrücklich verboten worden, anders als in kompletter Dienstuniform die Gebäude zu verlassen oder zur Telefonzelle zu gehen. Ich glaubte ihm nicht, wollte ihm nicht glauben. Jeder ging jeden Abend im Trainingsanzug über die Regimentsstraße. Und an einem stockdunklen Winterabend konnte das doch wohl kaum irgendjemanden belästigen. Aber ich kam einfach nicht vorbei an diesem übereifrigen Feldwebel. Umzukehren und auf eine günstige Gelegenheit zu warten, verbot mir mein Stolz. Und die geforderte Dienstuniform anzuziehen war ganz unmöglich – ich hätte mich zum Gespött der ganzen Kompanie gemacht. Also lief ich in meiner Wut so, wie ich war, direkt in die Höhle des Löwen, zum OvD. Mit seinen eigenen Worten wollte ich es hören, ob ein erwachsener Mann so eine blödsinnige Anordnung treffen konnte. Aber er glotzte mich nur entgeistert an, offenbar sprachlos angesichts der Vermessenheit, dass so ein Wurm von Soldaten im Trainingsanzug vor ihn hinzutreten wagt. Als er sich gefasst hatte, sagte er nichts als „Weg!“ Und mir blieb nichts als einen unschuldigen UvD anzuschreien daheim auf unserm Flur und dann wütend meine Sachen durcheinander zu werfen.

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