Freitag, 27. April 2007
Armeezeit, Teil 8
damals, 20:26h
Um zehn Minuten vor Zwölf hielt ich es nicht mehr aus. Ich wagte es, die Räume unserer Einheit zu verlassen. Und tatsächlich gab es unten, im Fernsehraum des Stabs, eine wirkliche Silvesterfeier. Auch war ich nicht, wie ich gedacht hatte, der einzige „Glatte" hier unten - drei meiner Kameraden waren klüger gewesen und schon länger ins fröhliche Geschehen integriert. Und offenbar fand das auch der diensthabende Stabsoffizier ganz in der Ordnung. Ein Stab, das wurde mir sofort klar, war nicht nur der Ort, wo stellvertretend für das ganze Fußvolk gedacht, geschrieben und gerechnet wurde - sondern auch gefeiert. Wo man auch in Uniform ein Mensch blieb. Ich kam ins Gespräch mit einem zukünftigen Medizinstudenten, einem Menschen, dem man den Abiturienten ansah: seine Uniform wirkte wie eine etwas kindische, nicht sehr echte Verkleidung, die sein unsoldatisches Wesen gar nicht ernsthaft verdecken sollte. Dass er als Schreiber hier unten im Stab arbeitete, war logisch. Wenn so einer überhaupt in einer Kaserne denkbar war, dann hier. Es ehrte mich, dass er, der bald entlassen werden sollte, erwog, mich zu seinem Nachfolger zu machen. Aber seine Frage nach guten Schreibmaschine-Fähigkeiten verneinte ich wahrheitsgemäß. Darauf zog er sein Angebot zurück.
Aus dem Fernseher, der einzigen Licht- und dominierenden Tonquelle im Fernsehraum ertönte jetzt der Countdown zum Jahresende. Alle grölten mit, mit möglichst betrunkener Stimme. Danach gab es Umarmungen, Hochrufe auf den bevorstehenden Entlassungstermin und immer wieder bedauernde Worte für uns Glatte. Offenbar war unsere Anwesenheit als Garant der Fröhlichkeit unbedingt nötig. Ich konterte, indem ich mutig auf den diensthabenden Hauptmann zuschritt und ihm zum Neuen Jahr gratulierte. Der reagierte jovial. Die Umstehenden lachten. Silvester war gerettet.
Aus dem Fernseher, der einzigen Licht- und dominierenden Tonquelle im Fernsehraum ertönte jetzt der Countdown zum Jahresende. Alle grölten mit, mit möglichst betrunkener Stimme. Danach gab es Umarmungen, Hochrufe auf den bevorstehenden Entlassungstermin und immer wieder bedauernde Worte für uns Glatte. Offenbar war unsere Anwesenheit als Garant der Fröhlichkeit unbedingt nötig. Ich konterte, indem ich mutig auf den diensthabenden Hauptmann zuschritt und ihm zum Neuen Jahr gratulierte. Der reagierte jovial. Die Umstehenden lachten. Silvester war gerettet.
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