Montag, 23. April 2007
Armeezeit, Teil 4
Schon nach fünf Wochen wurde ich zum ersten Mal zum Wachestehen eingeteilt. Eine Wache dauerte 24 Stunden, von 18 Uhr bis 18 Uhr. Ich glaube, in dieser Nacht begann ich Soldat zu sein. Wir waren fünf oder sechs frisch Einberufene - „Glatte", wie man uns nannte - die schon mittags aus den Lächerlichkeiten des normalen Tagesablaufs herausgelöst wurden. Die anderen, die Mit-„Glatten", machten sich nach dem Essen an die Fortsetzung des üblichen Tagwerks, das darin bestand, unter der Anleitung hysterischer Unteroffiziere Räumlichkeiten oder Geräte zu putzen, Exerzierübungen durchzuführen oder sogenannte „Schützenlöcher" zu graben, flache, grabähnliche Mulden, die angeblich vor angenommenem feindlichem Beschuss retten sollten. Wir aber, die aus unerfindlichen Gründen Ausgewählten, begannen diesen Nachmittag zwischen erfahrenen Soldaten in einem überheizten Schulungsraum. Die Veranstaltung hieß „Wachbelehrung", ein wichtigtuerischer Feldwebel verlas Paragrafen vor der dösenden Menge. Auch die darauffolgende Ausgabe von echter, scharfer Munition schien die meisten nicht zu beeindrucken, ganz zu schweigen vom offiziellem Inkrafttreten unseres Wachdienstes, zu der ein Offizier uns antreten ließ, um uns mit gekünsteltem Pathos das Wort „Vergatterung" entgegenzuschreien. Aber uns Neuen war doch mulmig.

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