Dienstag, 13. Mai 2008
Jörgs Geschichte, Teil 5
damals, 19:12h
Es kommt, wie es kommen muß: Auch der Psychologe verliert die Geduld, und da in Elmshorn grad ein Platz frei ist, fällt die Entscheidung schnell. Die Überfahrt findet statt an einem Montagnachmittag, damit ich dabei sein kann. Die Krankenwagenfahrer sind nett und gut gelaunt, helfen beim Sachenschleppen und hätten auch Jörg, der sich gar nicht bewegt, auf ihre Schultern genommen, wenn die die Aktion überwachende Schwester nicht sofort eingegriffen hätte: „Herr Heuer kann selber laufen.“ Er will es bloß nicht. Daß er einfach seine Beine nicht mehr bewegt, ist sein letzter Widerstand.
Die Fahrt geht kreuz und quer durch Hamburg, aus dem Fahrerhaus ertönen laute Oldies. Jörg wird munter: lauscht nach der Musik, linst neugierig aus dem Fenster. Sein Hamburg. Als ich sage: „Jetzt weiß ich gar nicht mehr, wo wir sind.“ lacht er ganz wie früher: „Aber ich.“ Dann kommt bald die Autobahn und irgendwann Elmshorn.
Für mich sind es Abenteuertouren. Der Herbst wird kühler, nasser und schöner, ich fahr über die Dörfer und bei Wischhafen mit der Elbfähre, egal wie das Wetter ist. Wenn ich dann ins „Haus Flora“ eintrete in Elmshorn, läuft mir die Nase. Jörg sitzt immer im Speisesaal vor einer leeren Tasse Kaffee. Da sitzt er den ganzen Tag, versichern die Schwestern, und zu allem, was darüber hinausgeht, und sei es nur Waschen und Klogang, müsse er jeden Tag wieder mühsam überredet werden. Als ich ihm den CD-Player mit seiner Lieblings-CD bringe, die wir im Krankenhaus vergessen hatten, nimmt er die Scheibe in die Hand und betrachtet sie versonnen. Die schillernden Regenbogenfarben auf der Rückseite interessieren ihn. Musikhören will er nicht. Ein andermal bring ich ihm ein „Kleines-Arschloch“-Buch, weil ihm doch Lesen zu anstrengend ist. Er freut sich, weil er Comics immer gemocht hat. Aber dann muß er lange mit der Lesebrille hantieren, und die Spruchblasen muß ich ihm trotzdem noch vorlesen, es ist einfach zu mühsam. Nach langem Fragen erfahre ich, daß er doch noch einen Wunsch hat: noch mal in seiner Wohnung nach dem Rechten sehen, vielleicht eine Pflanze mitnehmen für Elmshorn. Aber zum Bahnfahren ist er schon zu schwach, und ein Auto hab ich nicht. Die Pfleger sagen, daß ihn in zwei Wochen ein Krankenwagen mitnehmen könne, der sowieso fährt. Daraus werden dann drei Wochen, und da ist er schon bettlägerig und kann nicht mit.
Die Fahrt geht kreuz und quer durch Hamburg, aus dem Fahrerhaus ertönen laute Oldies. Jörg wird munter: lauscht nach der Musik, linst neugierig aus dem Fenster. Sein Hamburg. Als ich sage: „Jetzt weiß ich gar nicht mehr, wo wir sind.“ lacht er ganz wie früher: „Aber ich.“ Dann kommt bald die Autobahn und irgendwann Elmshorn.
Für mich sind es Abenteuertouren. Der Herbst wird kühler, nasser und schöner, ich fahr über die Dörfer und bei Wischhafen mit der Elbfähre, egal wie das Wetter ist. Wenn ich dann ins „Haus Flora“ eintrete in Elmshorn, läuft mir die Nase. Jörg sitzt immer im Speisesaal vor einer leeren Tasse Kaffee. Da sitzt er den ganzen Tag, versichern die Schwestern, und zu allem, was darüber hinausgeht, und sei es nur Waschen und Klogang, müsse er jeden Tag wieder mühsam überredet werden. Als ich ihm den CD-Player mit seiner Lieblings-CD bringe, die wir im Krankenhaus vergessen hatten, nimmt er die Scheibe in die Hand und betrachtet sie versonnen. Die schillernden Regenbogenfarben auf der Rückseite interessieren ihn. Musikhören will er nicht. Ein andermal bring ich ihm ein „Kleines-Arschloch“-Buch, weil ihm doch Lesen zu anstrengend ist. Er freut sich, weil er Comics immer gemocht hat. Aber dann muß er lange mit der Lesebrille hantieren, und die Spruchblasen muß ich ihm trotzdem noch vorlesen, es ist einfach zu mühsam. Nach langem Fragen erfahre ich, daß er doch noch einen Wunsch hat: noch mal in seiner Wohnung nach dem Rechten sehen, vielleicht eine Pflanze mitnehmen für Elmshorn. Aber zum Bahnfahren ist er schon zu schwach, und ein Auto hab ich nicht. Die Pfleger sagen, daß ihn in zwei Wochen ein Krankenwagen mitnehmen könne, der sowieso fährt. Daraus werden dann drei Wochen, und da ist er schon bettlägerig und kann nicht mit.
... comment