Mittwoch, 31. Oktober 2007
"An die Grenze" - Teil1: Dramaturgie kontra Authentizität
Aus gegebenem Anlass noch mal das DDR-Thema. Gestern Abend kam „An die Grenze“, ein Fernsehfilm als Innenansicht der DDR-Grenztruppen. Das wollt ich natürlich sehen, aber dann war doch das Abendessen wichtiger, ich schaltete den Recorder ein und war erst in der zweiten Hälfte des Films mit dabei und fand das alles ziemlich blöd.
Aber wie es so ist mit den Themen, die einen umtreiben: Es ließ mir keine Ruhe, die für heute Morgen geplante Schreibtischarbeit blieb liegen und ich sah im Internet nach. Konnte kaum glauben, dass der Drehbuchautor (Stefan Kolditz) tatsächlich Zeitzeuge gewesen sein sollte. Ich schaltete spontan den Recorder an und sah noch mal von Anfang an. Und tatsächlich, da war sie, die Authentizität: die Naivität des Haupthelden, die rüden, coolen Sprüche der Eks (Entlassungskandidaten) und das hilflose Herumgebrülle und die noch hilfloseren ideologischen Floskeln der Offiziere. Den Kompaniechef hab ich direkt wiedererkannt – auch meiner war so ein Militärspießer, der mit engstirniger Professionalität und kindlicher Begeisterung sein absurdes Handwerk betrieb, als ginge es darum, ein Fenster zu zimmern.
Schlecht wurde der Film erst, als die Handlung richtig einsetzte und die eisernen Gesetze der Dramaturgie die Wahrhaftigkeit verdrängten. Eine Liebesgeschichte musste natürlich her, natürlich muss die Frau am Ende untreu sein (Frauen sind ja als Verkörperung der Leidenschaft per se untreue Wesen), und zum Schluss kommt es zum Showdown zwischen den männlichen Gegenspielern. Das ist nun mal so, seitdem es Western gibt, und natürlich gewinnt der Gute, weil er treue Freunde hat.
Aber vermutlich ging es ja auch gar nicht um diese triviale Handlung – sondern darum, dass ein ehemaliger Grenzsoldat in vielen kleinen Details seine Vergangenheit rechtfertigt. Das ist sein gutes Recht, und die gelieferten Argumente sind überwiegend stichhaltig. Es ist sicher richtig, dass die Grenzsoldaten möglichst in die Beine schießen und nur im Notfall töten sollten. Ohne Zweifel ist auch richtig, dass auch Grenzsoldaten von Grenzverletzern erschossen wurden. Und vermutlich stimmt es auch, dass Grenzsoldaten, die im Fall des Falles nachweislich nicht von der Schusswaffe Gebrauch machten, „Schwedt“ drohte.

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Dienstag, 16. Oktober 2007
Die Tagung, Teil 2 und Ende
Mir leuchtete das ein, ich hätte gern noch ein paar Für- und Gegenargumente gehört, aber es war ja schon spät, die Zeit überschritten, man musste sich schnell noch über Reisekostenabrechnung und Tagungsband verständigen, bevor es zum gemeinsamen Abendessen ging. Ich war ja nur Gast und ging allein zu meinem Rad. Als ich nach Hause fuhr, wurde ich an der Ecke Wilhelm-Kaisen-Brücke – Osterdeich vom Straßenrand aus angerufen: Astrid und ihr Freund mit Fahrrädern, Christian war auch dabei, er schob einen Kinderwagen mit der kleinen Johanna. Das war schön, wir freuten uns alle. Aber es war dunkel und kalt, die Gruppe löste sich bald auf. Als mich Astrid zum Abschied am Arm fassen wollte, war ich schon aufs Rad gestiegen.
Der Sonntag war das beste. Ich hatte mich eingewöhnt in meinem Stuhl und saß gemütlich da und genoss die Vorträge: über den „Weiberroman“, den ich kenne und liebe, auch einen schönen Überblick über die Popliteraten inklusive geistesgeschichtlicher Einordnung. E.s Vortrag bildete den Abschluss der Tagung. Es ging auf Sonntag Mittag, man lehnte sich zurück, um ein paar kluge Worte über Michel Houellebecq, den Modeautor unserer Tage, zu hören. Als die Moderatorin des Tages wie üblich den Redner vorstellen wollte, wurde sie von E. unterbrochen: Das wäre doch nicht nötig. Seine Auszeichnung bestand darin, nicht vorgestellt werden zu müssen. Und er enttäuschte nicht: Sachlich und farbig, mit ins Ohr gehender Leichtigkeit näherte er sich diesen selbst- und menschenhasserischen Texten, erleichterte Verstehen und weckte Wohlwollen, ohne den Autor zu überschätzen. Es schien mir, als übertrage sich E.s eigenes Verstehenwollen der sperrigen Materie sympathethisch auf seine Zuhörer. Aber natürlich nicht auf Professor A. Der fragte in der anschließenden Diskussion seinen gleichaltrigen Kollegen, wie denn das möglich sei, was er eben gehört habe, dieses identifizierende Lesen von Anti-68er-Literatur durch einen 68er. Wahrscheinlich durfte die Konferenz nicht enden, bevor nicht dieser Gegenschlag getan war. E. schluckte. „Was soll der Analysant sagen, wenn der Analytiker gesprochen hat?“ konterte er dann, und das verschaffte seiner Verteidigungsrede einen sicheren Ort. Dann mauerte er weiter: 68er sei er in dem Sinne ja nie gewesen ... er stockte, eine Sekunde kämpfte er sichtlich mit sich. Dann argumentierte er plötzlich ganz anders: „Ich finde das keinen Verrat ...“ – „Verrat habe ich nicht gesagt.“ warf A. ein – „... wenn ich das, was ich damals mit Marquis Posa gedacht habe, nämlich dass man nie um Haaresbreite von seiner Überzeugung abweichen dürfe, wenn ich das jetzt nicht mehr finde.“ Einen Augenblick nur gab es ein erstauntes Schweigen in der Runde ob dieses Bekenntnisses, dann hatte wieder der Lektor das Wort und es wurde scharf geschossen: Es müsse doch auch gesagt werden dürfen, wie der unbewusste Hedonismus der 68er zur Ausweitung der kapitalistischen Kampfzone geführt habe. Oder so. Ich beugte mich vor, um das Gesicht des Redners in den Blick zu bekommen – er saß heute ganz hinten, noch hinter A., der sich mit linker Bescheidenheit mitten ins Publikum platziert hatte. Ich beugte mich vor, aber ich fuhr gleich zurück, um nicht der schönen Blonden ins Auge blicken zu müssen, die direkt neben dem Lektor saß. Im Zurücklehnen nahm ich nur noch kurz wahr, wie A. langsam und mit verachtungsvoller Würde den Kopf zur Seite wendete, um nach hinten, um dem Lektor ins Gesicht zu sehen.

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Freitag, 12. Oktober 2007
Die Tagung, Teil 1
Am Freitag war ja noch alles gut gegangen – die ersten zwei Vorträge hatte ich mir nämlich gespart und war erst zur Abendveranstaltung gekommen, einer Autorenlesung, und da war Nicola in einem langen schwarzen Kleid, ich hatte also eine Frau zum Mich-Festhalten. Wir standen am Büchertisch, ich mischte mich in ihr Gespräch mit dem Buchhändler und gab meine Meinungen zum Besten. Der Buchhändler war beleidigt. Nicola lachte. Dann kam auch Professor E. vorbei und wandte lächelnd ein paar leutselige, allgemeine Worte an die jungen Gäste seiner Veranstaltung.
Samstag war ich allein. Herbstsonne überflutete den wohlbekannten Saal des Gästehauses, die Glastüren ließen den Blick über den Fluss frei, so dass gleich hinter den an der Seite Sitzenden die Gebäude am anderen Ufer zusehen waren: die Häuser am Hafen, die rote Backsteinfront der Martinikirche, das golden blitzende Ziffernblatt der Turmuhr. Zuerst redete Professor A., er trug ein weiches, dunkles Sakko und das gütig-vernünftige Gesicht eines weise gewordenen Aufklärers. Mit überlegener Offenheit wandte er den Diskursbegriff der Jüngeren auf die Literatur der ganz Jungen an. Befragte die Fragwürdigkeit eines Generationenbegriffs, der sich, eine angriffslustige Konstruktion, gegen die emanzipatorischen Ideen seiner eigenen Generation, der 68er, richte. Wenn schon etwas die junge Generation geprägt habe, schloss er, dann die „revolutionsartigen Ereignisse“ des Jahres 1989, in denen er eine Vollendung von 1968 sah. Mir stockte der Atem: Kaum eingewöhnt in die kluge Wärme seines verständnisvollen Tones nun diese Wendung zu selbstbezogener Arroganz, war er mir nur noch der etablierte Westdeutsche, der die Interpretationshoheit über Ostdeutschland behauptet. In das Schweigen im Saal hinein war plötzlich E.s Stimme zu vernehmen. Er eröffnete die Diskussion elegant mit sachlicher Kritik an der Methodik des Vortrags. Den folgenden Emotionsausbrüchen Jüngerer war die Spitze genommen.
Diese Jüngeren bildeten natürlich den Ton auf der Tagung: ein skurriler Mann mit Halbglatze, der darüber spottete, mit 45 Jahren noch als Nachwuchswissenschaftler zu gelten, ein Lektor, der habilitierter Germanist war, Herr P., der an der Uni Landeskunde für Ausländer unterrichtet. Auch Frauen waren einige vertreten, eine von ihnen war die eigentliche Organisatorin der Veranstaltung. Als Wissenschaftlerinnen hatten sie aber eine weniger gewichtige Stimme, was sich vor allem dadurch ausdrückte, dass ihre Beiträge übermäßig höflich gelobt wurden.
Eine von ihnen war Schwedin, d. h. eigentlich war sie scheinbar gar keine Schwedin: Sie hatte in Jena studiert, den Nachnamen verdankte sie wohl ihrem Ehemann, und es war eine Entkommene wie ich. Den Eindruck musste ich jedenfalls haben, da sie ein so tadelloses Deutsch sprach mit einem leichten sächsischen Einschlag, der sich in meiner Wahrnehmung mit ihrer Henna-Kurzhaarfrisur und der metallenen Brille zu einer zwingenden Vorstellung von Schulzeit und Erzieherin verband. Sie sprach über „Kindheitsheimat – ihre Darstellung in den Texten junger ostdeutscher Autoren“. Sie vertiefte sich in diese Geschichten von gebrochenen Biografien, von Gewalterfahrungen, von Macht und Ohnmacht. Sie sprach nicht darüber, wie Literatur funktioniert und was sie auslösen kann, nicht über Freude oder Leid. Sie sprach über Heimat und über kollektive Identität.
Draußen kam die Nacht. Der Moderator stand auf und schaltete das Deckenlicht ein. Das aber funzelte nur und gab dem schwächer werdenden Licht von draußen eine ebenso schwache gelbliche Note. Irgendwann erinnerte sich Professor E. des Dimmers und verwandelte das Zwielicht in Helle. Dann war der Vortrag vorbei. Die Diskussion begann mit einem flammenden Redebeitrag des Lektors, der bei Kiepenheuer & Witsch die Pop-Literatur herausgibt und hier als Anwalt der jüngsten Generation fungierte. Er betonte die Unterschiedlichkeit der besprochenen Texte, ja er feierte sie. Sie im Sinne einer gemeinsamen Identität zusammenzudenken, hielt er für wenig produktiv. Ein anderer Redner stimmte bei: ob das Erzählangebot an die Ostdeutschen, immer wieder solche Viktimisierungsgeschichten über sich darzubieten, nicht sogar eine Falle darstelle.

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... alles anders ...
Irgendwie gehts nicht, ich kann nicht bloggen, denn ich kann nicht spontan schreiben. Habe mich sehr über die Betriebsfesterinnerung geärgert, denn das Erlebnis hatte das Zeug zu einer schönen Geschichte, aber so ohne Überlegung heruntererzählt wars nur ein banaler Bericht. Ich werd deshalb die angekündigte Story über den Beruf, zu der mich auch http://callcenteragent.blogger.de/?day=20070830 und http://meinjobundich.blogger.de/?day=20070824 anregten, erstmal in Ruhe zu Hause schreiben. Kann ein Jahr dauern. als Pausen füller erstmal ein Text aus meiner Studienzeit (auch schon zehn Jahre her), der irgendwie zur Thematik zu passen scheint ...

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Samstag, 8. September 2007
Willkommen in der New Economy - Ossi als Westloser
Ich erinnere mich an ein Betriebsfest. Natürlich musste ich kommen, ich hatte keine Lust und also kam ich zu spät. Ich war zuvor noch nie im Hauptsitz unseres Unternehmens gewesen. Man muss dazu sagen, dass das Unternehmen eigentlich eine Unternehmensgruppe war, und keiner stieg durch, wozu eigentlich was gehört. Jedenfalls keiner der – wie ich – erst kürzer dazu Gehörenden. Es handelte sich um ein Unternehmen der Weiterbildungsbranche, also eine der Firmen, die im Zuge von Hartz IV in das Gebiet unverhoffter Schwierigkeiten, aber auch unerwarteter Chancen geraten sind.
Ich kam also an – und das Ankommen war schon symptomatisch. Ich kenne sonst keine S-Bahn-Linie, die um sieben Uhr abends so überfüllt ist. In dieser Gegend der Stadt bin ich bisher nur gewesen, um (zu miserablen Konditionen) meinen Arbeitsvertrag zu unterzeichnen. Einmal war ich zu einem Vorgespräch bei einem Psychotherapeuten in dieser Straße, aber allein die Tatsache, dass sich seine Praxis in Sichtweite zu meinem Arbeitgeber befindet, ließ mich bald Abstand nehmen.
Die Firma residierte offenbar in einem denkmalgeschützten Gebäude mit Backsteinschick von 1913 (außen). Innerlich hatte man das Gebäude auch schon 1913 in Stahlskelettbauweise errichtet (die Backsteinfassade also nur Dekoration), auch jetzt (nach der Bombardierung im 2. Weltkrieg) war es innen büro-0/8/15.
Hinter dem Haupthaus, in einer alten Lagerhalle, machte man Party. Als ich kam, sprach gerade der Geschäftsführer. Er verkündete, dass er die Blumensträuße, die er gestern auf einer Messe bekommen habe, jetzt direkt an verdiente Mitarbeiter weiterleiten wolle. Das geschah auch. Das Publikum applaudierte pflichtschuldigst. Dann gab es Grillfleisch und Bier und Wein.
Ich erinnerte mich an Bernd Begemanns „Ich komme um zu kündigen“ und seinen Satz „Zum Betriebsfest gab es Bier und Bockwurst und rassistische Witze“ – Tja, damals waren die Fronten noch klar. Jetzt war das anders. War nun unsere Firma ausbeuterisch, weil sie schlecht bezahlte, oder war das der Not der Situation geschuldet?
Ich saß zwischen meiner Chefin, einer eher massigen Büromieze, die sich für den Abend Locken in ihr Blond gedreht hatte, und meiner Kollegin, mit der ich die Skurrilitäten unserer Kunden durchhechelte. Dann ging sie – die mit ihrem Freund und ihren Schwiegereltern irgendwo in der Provinz wohnt – und die mit dem Gehalt sicher nicht klarkäme, würden nicht die Schwiegereltern das Haus und die Wohnung besitzen.
Ich sagte „Tschüß“ und wechselte nach draußen zu den Rauchern: die taffe (oder schreibt man "toughe"?) Frau Hocker und Ihre Bürokraft mit dem Namen Nada Ichweißnichtwie („Nada“ pflegte meine Sommersonja http://zeitnehmer.blogger.de/stories/886818/ zu sagen, wenn sie nein meinte) – bei denen hatte ich meine ersten Stunden für dieses Unternehmen abgeleistet hatte – wir redeten über Filme, irgendeine der Dozentinnen liebte Tarantino, Frau Hocker Woody Allen, Frau Nada natürlich Kusturica, und als sich herausstellte, dass ich „Als Papa auf Dienstreise war“ kannte, bei dem ihre Klassenkameradin eine Statistenrollen innegehabt hatte ... wie schön war das bei den Prolls!
Nachher spielte der DJ in Anbetracht der Altersstruktur der Mitarbeiter noch ACDC und „Radar Love“ – und ich konnte schön den Alkohol austanzen.
Hmh, komisch – soll das nun bedeuten, dass man in diesem Milieu nun (unterbezahlt auf Honorar) bei den Prollchaoten aus Ost-Deutschland oder –europa reinpasst, nicht aber bei den fest angestellten und minimal besseer bezahlten und überangepassten Wessilosern?
Eine Erzählung über meine Erfahrungen in diesem Bereich in den letzten Jahren soll demnächst Klarheit in diese Frage bringen.

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Guten Tag, BRD!
Da gab es einen Kindergeburtstag. Es war ein vierter Geburtstag, und es war etwas ganz Neues, dass die Kinder ohne Elternbegleitung dableiben konnten. Aber kurz bevor die Kleinen abgeholt wurden, trafen sich die Eltern ja doch – und saßen noch eine halbe Stunde auf der Terrasse. Da konnte ich mich nicht mehr verstecken und musste meine berufliche Situation offenbaren. Ich überbrückte die peinliche Situation ( ich war der Schlechtverdienendste der Runde) mit Anekdoten aus meinen alltäglichen Erlebnissen. Da sagte Juan, der Vater des derzeit besten Freundes meines Sohnes: „Schreib das auf! Das wird ein Bestseller!“ Natürlich hoffe ich, dass er Recht hat. Ihr seid das Testpublikum.

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Dienstag, 21. August 2007
Tschüssi, DDR!
Nach der Wende

Da träumte einer von Greifswald.
Die Leute lachten ihn aus –
dass einer so mit der Angst prahlt
aus einem verlassenen Haus,

dass einer sein jetziges Leben
und diese vergangene Zeit
in einen Teppich zu weben
und zu verknüpfen bereit

sich findet, als trügen die Stücken
immer noch Leben in sich,
als gäbe die Summe der Lücken
am Ende ein achtbares Ich.

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Was war die DDR? Nachgereichte Zeitungskritiken
Also, theoretisieren wir über die DDR. Es geht um zwei Zeitungsartikel – falls Ihr sie nicht gelesen habt: Reinhard Jirgl fordert in der NNZ die restlose Bestrafung der damaligen SED-Chefs und beklagt, wie milde die hohen DDR-Bonzen (wenn überhaupt) bestraft wurden; Uwe Tellkamp jongliert in der FAZ ironisch mit diversen Klischees der DDR-Erinnerung – alles anlässlich der etwas künstlichen Feuilleton-Debatte um Schießbefehl und Birthlers Gauck-Behörde.
Mit meiner Frau, die ja ebenfalls Ex-Ossi ist, sinnierte ich jedenfalls über die Frage, warum es uns völlig egal ist, ob es den Schießbefehl nun als generelles Schriftstück gegeben hat oder nicht. Vielleicht Erfahrungen von damals. Das Lächerlichste und Verlogenste, was es gab, waren die Schriftstücke. Das Gefährlichste die bestehenden Strukturen, persönlichen Kontakte, Verbindungen.
Und deshalb war mir Jirgl so fremd. Sein Ruf nach restloser juristischer Aufarbeitung ist mir fremd. Komisch, dass er das so sehr fordert. Denn seine Beschreibung dessen, was die DDR war, gefiel mir: diese sehr persönliche Aussage, dass Angst einerseits und Wut über ein Unschuldig-Bestraft-Sein andererseits für viele von uns die wichtigsten Triebfedern des Handelns waren. Aber Angst und Wut besiegt man doch nicht durch Rache! Da kommt doch meist das Gegenteil von dem raus, was man eigentlich wollte. Das beste Beispiel dafür ist die „rumänische Lösung“, die er anspricht (und insgeheim gutheißt?): die öffentliche Erschießung des Parteivorsitzenden. Mag sein, dass ein gedemütigtes Individuum daraus eine kurzzeitige Befriedigung ziehen kann. Aber es macht nichts wieder gut. Im Gegenteil: Der politisch Gebildete weiß inzwischen, dass diese Erschießung von Ceaucescu damals nur dazu diente, durch Opferung des Königs den Hofstaat zu retten. Diese Art Aufarbeitung war eine Verhinderung von Aufarbeitung.
Insofern: Wie schlimm ist es wirklich, dass ein paar alte Männer vielleicht aufgrund politischer Rücksichten zu milde bestraft wurden? Vielleicht ist es sogar gut so – weil man vielleicht dadurch die DDR leichter vergisst, je schneller, desto besser. Und Jirgls Vergleich mit den Nürnberger Prozessen hinkt: ein paar Hundert Tote sind etwas anderes als ein paar Millionen. Schlimm war meines Erachtens nicht die Größe der Verbrechen, sondern deren lange Dauer. Die Verseuchung der Kultur, der Mentalität, die Etablierung von Angst und Ohnmachtsgefühlen als Grundmotivation.
Deshalb gefiel mir Tellkamp besser. Der fragte erst gar nicht nach dem Schießbefehl und dessen eventueller juristischer Relevanz, sondern setzte da an, wo es spannend wird, an der Frage: Was war die DDR? Und hatte gleich aus dem Bauch heraus eine gute Antwort: ein „paternalistisches Projekt“: „Bei Wohlverhalten Belohnung, bei Abweichung >die Instrumente<“. Leider schämte er sich offenbar gleich darauf über seine so klare Antwort und verwischte sie wieder, indem er ein Feuerwerk aus DDR-Klischees entfachte, das sehr lustig zu lesen ist (und das ich jedem zum Nachlesen empfehle). Aber wie es den Ironikern so geht: Er will alle Klischees entwerten, kann aber am Ende aus rhetorischen Gründen nicht umhin, eines dieser Klischees doch zu akzeptieren, natürlich das blödeste und angepassteste: die DDR als „Turmbau in Atlantis“.
Nein, nicht die Utopie ist Schuld, dass aus der DDR nichts wurde! Eher das Fehlen von Utopie. Für mich war es ein ängstliches halbes Ländchen, entstanden als Abfallprodukt einer totalitären Teilung Europas. Und jetzt schlaf wohl, kleines Ländchen. Ich schick dir ein Gedicht hinterher und ein Foto und dann erzähl ich nur noch von meinem Westleben (sofern mir das gelingt).

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Sonntag, 19. August 2007
Der letzte Brief ist vom Januar 1990
Ende Januar 1990 bin ich selber dann auch in den Westen umgezogen. Meine Freundin war schon voraus und weilte in London, wohin sie im August von der End-DDR die Ausreise genehmigt bekommen hatte. Ich ließ mich zu Ende 1989 in Greifswald exmatrikulieren und bewarb mich für das Frühjahrssemester in Hamburg. Im Januar verkündigte unser einziger beliebter Professor in Greifswald, dass auch er zu Semesterende zu seiner Tochter in den Westen ziehen wolle. Es war eine ziemliche Rette-sich-wer-kann-Stimmung ... Ich schrieb an meine Freundin:
Greifswald, 26.1.90
Ich habe an meinem letzten Abend in Greifswald gar nicht besonders viel Zeit an Dich zu schreiben – ich werd den Brief wohl in Hamburg beenden müssen – weil ich gleich ins Kino und danach mit Haule in die „Kiste“ gehen werde, noch einen trinken – bin also voll ausgebucht
[…]
… und trotzdem ist’s schon komisch, dass ich wie häufig nachts hier ankomme, aber das Zimmer ist total leer (bis auf Bett und Möbel) und beim Zähneputzen aus dem Erkerfenster guck ich auf Harrys Trabant-Kombi, in dem schon alles verpackt ist und der mich morgen ins Ungewisse kutschen wird.

29.1.90
Ich bin jetzt in einer ziemlich doofen Zwischensituation, sitze in einer Notunterkunft (BGS-Kaserne) in Ratzeburg fest – Aufnahmeverfahren in der Lübecker Außenstelle von Gießen passiert frühestens übermorgen, am Mittwoch. Na ja, Du hast es ja auch grade durch - es ist wie bei der Armee: Da sitzen die Männer über Bierbüchsen und Pornoheften und schwatzen, sind sehr unterschiedlich und eigentlich alle nicht angenehm

Der Grenzübertritt war nach dem Mauerfall kein Hindernis. Nur zeigt die obige Notiz, dass gerade deshalb Massen und Massen in den Westen kamen. Das aufwendige Aufnahmeverfahren musste man durchlaufen, um den westdeutschen Ausweis und vor allem die Wohnung im Westen zu bekommen: Heimplatz plus §-soundsoviel-Schein, wie ihn die Obdachlosen bekommen.
Ich bekam nach sieben Tagen Aufnahmeverfahren nur einen Heimplatz in Unna, wo ich nun überhaupt nicht hinwollte, und auch den begehrten Wohnungsschein nicht (da er ab Januar – völlig berechtigter Weise – nicht mehr vergeben wurde). Stieg in Hamburg aus und klingelte bei den Bekannten, die meine Freundin und ich am Grenzöffnungswochenende kennen gelernt hatten. Dort stand auch schon mein Hausrat auf dem Boden. Ich hoffte auf ein WG-Zimmer dort. Aber ich geriet in ein Besäufnis und am nächsten Mittag war mein ungeliebter Heimplatz verfallen und ich bekam, da kein Zimmer frei war, die Speisekammer, die sofort DDR-Schrank getauft wurde.
Also, es war wirklich so, ich hatte das Gefühl, dass die DDR in Chaos versinkt und wir Schiffbrüchigen total herzlich im Westen aufgenommen werden.

Die Sehnsucht nach der Heimat kam erst später. Und das Theoretisieren über die DDR noch später. Dazu demnächst mehr.

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Freitag, 17. August 2007
Jetzt fang ich auch schon an mit Verweisen -
wenigstens nicht aus youtube, sondern aus den üblichen Feuilletons. Aber ich bin wirklich zu müde, verspreche aber, morgen genau zu sagen, warum ich diesen Artikel
http://www.nzz.ch/nachrichten/kultur/aktuell/entdecken_heisst_die_wiederkehr_von_realitaet_1.541139.html
ziemlich doof fand und diesen
http://www.faz.net/s/RubCF3AEB154CE64960822FA5429A182360/Doc~E3398230047544B7288888F6C41F53A16~ATpl~Ecommon~Scontent.html
ziemlich gut
.. und dann beende ich meine persönliche DDR-Debatte mit einem Zitat aus meinem letzten Brief von dort, vom Januar 1990 und einem kleinen Gedicht über Greifswald! Ist versprochen - mir selber.

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Montag, 6. August 2007
Brief 22, 23, 24 - das Jahresende: Scham, Verwirrung, Abschied
* Dezember, von Monika
... Ich verstehe nicht, warum du dich schämst, daß es Dir gut geht, wenn es Deinen Eltern schlecht geht. ...

* Dezember, von Isabelle
Lieber Martin!
Hier ist grad Sonnabend gegen 23.30 h, draußen ekelhaft kaltes Nebelwetter und im Radio das Geseier der Liedermacher im HdJT („Haus der jungen Talente“). ... Letzte Woche traf ich Monika in der Bersarinstraße, als ich grad von 5 Stunden Pegeltrinken mit Tom kam und war so für diesen ihren Abschiedsbesuch nicht mehr gut drauf. Was ich nicht so schlimm finde, da sich ja inzwischen die Dinge gewendet haben ...

* Dezember, von Monika
... erst noch von Hamburg. Ich fand das Stadtklima dort nämlich schlichtweg beschissen. Übervolle Kaufhäuser, Weihnachtstrubel, Lichter und an manchen Stellen, z.B. am Jungfernstieg rechts und links des Wassers, hohe tote Häuser, daneben gr. Schaufenster, wenig, aber exklusiv dekoriert, beleuchtet, und man konnte eine Weile laufen, ohne einen Menschen zu sehen. Furchtbar. Sonntagmittag bin ich um die Alster gelaufen und eine Menge Pelze kamen an mir vorbei. Vornehm, aber stinklangweilig. Ich hatte Reif im Haar, weil es so kalt war. In London ist es - so finde ich lebendiger und normaler. Die Stadt ist sehr groß, und Sehenswürdigkeiten gibt es überall. Mittendurch geht die Themse lichtblau in der Sonne, und es fahren darauf Schiffe und Schiffchen. Ein weiter Himmel, ein breiter Fluß und doller Verkehr. Autos wie Menschen. Aber die Autos z.B. hupen nicht ...

* Tagebuch vom 3. Dezember
"... ich habe in Westberlin geschlafen - nicht aus politischen Gründen - sondern weil ich dort das bessere Bett hatte: Da lag meine Frau drin." Wolf Biermann im Ostfernsehen. Die Welt steht auf dem Kopf. Gestern ein Konzert in Leipzig, heute im Berliner HdJT mit Bettina Wegener, Eva-Maria Hagen, Gerulf Pannach und leider auch Stephan Krawczyk sowie Ostkollegen. Die Hagen hat von allen am besten gesungen, er machte die große Show draus, fast schon penetrant, "... aber die Lieder gehen doch durch und durch." <- ein Theologe, der mit uns vorm Fernseher saß. Überhaupt die Nachrichten dieser Tage - allein gestern und heute: Es brettert dich weg: Jugendradio versucht vergeblich, zu Honi nach Wandlitz vorzudringen, Wenzel und Mensching sich durch ein Spottlied auf Krenz zu legitimieren. Haftbefehle gegen den Direktor vom Wohnungsbaukombinat sowie den SED-Bezirkssekretär (wegen Anstiftung) von Suhl. Waffenschmuggel-Lager im Kreis Rostock entdeckt. Erste Schlagzeile heute im ND: "Führungsrolle der SED wurde aus der Verfassung gestrichen", und auf der Geschichtsseite listet man Dutzende von Todesdaten in der SU umgekommener deutscher Kommunisten auf. Diskussionen gibt es um den Generalstreikaufruf des Neuen Forums Karl-Marx-Stadt und um die Kommission zur Aufdeckung von Amts- und Machtmißbrauch: Man kann sich vor Sonderjagdgebieten und -maschinen der Interflug, vor unter Wert verkauften Häusern, Autos und Westwaren schon gar nicht mehr retten. Nie hätte ich’s gedacht, daß dies vertrockneten Greise solche Lebemänner waren. Stoph z.B. (von den Kindern und Enkeln - das leuchtet mir schon eher ein) ... Vielleicht fing es überall mit so kleinen Sachen an. Und dann saßen Ernst und Hannelore "auf den berühmten Hügeln von Groß Zicker" vor ihrem Ferienhaus und machten DDR-Unipolitik. Und ein paar Etagen höher wird diese Schmuddelidylle direkt kafkaesk: Beim Verantwortlichen für Wirtschaft und Finanzen des DTSB wird "ein Betrag von insgesamt 291 000 DM West in Büroschubladen und anderen Behältnissen" gefunden, Herkunft und Verwendungszweck unklar. Der "Verantwortliche" begeht Selbstmord. Aber ich denke auch an Monika, die meint - obwohl oder weil sie Opfer ist - daß es eines übermenschlichen Charakters bedurft hätte, sich dem Zwang der Privilegien nicht zu beugen, was gehießen hätte, das System abzulehnen. Statt Schuldige zu bestrafen (und schuld sind im Prinzip alle, die Verantwortung hatten), sollte man lieber das System ändern. Hoffentlich geschieht's und auf eine gute Weise. Und ich denke an uns beide: Wir gehen dahin, wo (noch) munter fortlebt, was hier gerade aufbricht (um sich anders neu zu bilden?), in eine "festgefahrene" Gesellschaft (Monika). Aber es geht nicht anders, wenn wir ganz ehrlich anfangen wollen: Dieser politische Aktivismus, wohl notwendig, ist mir äußerst unangenehm. Die öffentlichen Auftritte mir so lieber Menschen wie Martin oder Harald mir widerwärtig, wie erst die der anderen: Karsten W. bei der Studentendemo: locker-studentisch in Filzmantel und Schal, lächelnd selbstsicher-freundlich guckt er über die Massen hinweg, ein Schild um den Hals: "Kunstwissenschaftsstudenten aller Unis, vereinigt euch". Ich möchte kotzen. Und die Leute mit der einfachen Vernunft hintenan. Monika M. Liane K. Wie wird das alles werden? "Ich möchte am liebsten fortgehn und bliebe am liebsten hier."

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Freitag, 3. August 2007
Briefe 20 und 21 - "Idealisten"-Reaktionen auf meinen Entschluss, nach Hamburg umzuziehen
* 11.12.89, von Thomas
Lieber Martin!
Ja,ja, die Zeiten ändern sich mit unbegreiflichem Tempo! Es ist unfaßbar, was in diesen bewegten Wochen so alles ans Tageslicht kommt, wie schnell die uns über Jahrzehnte eingetrichterten "Ideale" und "Idole" sich als kriminelle Machenschaften und Vereinigungen entpuppen. Traurig ist es, daß immer noch so viele das Handtuch werfen und "übersiedeln", aber eben durch diese Völkerwanderung und durch die Demo’s ist der ganze Sumpf ja in Bewegung geraten. Ich persönlich habe ein unwahrscheinlich schlechtes Gewissen, daß ich aus falschem Patriotismus ja, ja + immer nur ja zu allem gesagt habe. Sogar war ich für fast ein halbes Jahr Mitglied dieser ach so korrupten "Partei", aber wie so viele (z.B. sämtliche "Mitglieder" aus meinem Bekanntenkreis) habe ich diesen Verbrechern schon vor Wochen die "rote" Karte gezeigt und zurückgegeben. Dieser Schritt ist mir dann nicht mehr schwer gefallen, im Gegenteil, jetzt bin ich sogar stolz darauf.
In der vergangenen Woche habe ich gemeinsam mit meiner Frau den "sterbenden" und "faulenden" Kapitalismus in Augenschein genommen; es ist schon beeindruckend, was es da so alles zum Anschauen und Anfassen gibt. Gestaunt habe ich aber über so viele "Mitbürger", die rigoros freiwillig in die "Bananenfalle" gegangen sind. Konsumrausch gut und schön, aber das kann doch nicht das höchste aller Ziele sein?! ...
Herzlichst!
Thomas und Jana

* Dezember, Zettel bei Beurteilung durch die Seminargruppenbetreuerin zwecks Exmatrikulation
Lieber Martin!
Anbei die Einschätzung für Dich. Du könntest Frau N. bitten, daß sie dir selbige in der Sektion vervielfältigt, ja? Ich hoffe oder denke, soweit solcherart "Einschätzungen" überhaupt möglich sind, geht diese nicht ganz an Dir vorbei. Falls Du noch etwas benötigst, ich bin ab 8.1. wieder in Gwd. ... Sollten wir uns nicht mehr sehen, so wünsche ich dir noch einmal einen guten Start + ein gutes Gelingen, viel Kraft und Courage für den Neuanfang und bei der Selbstfindung/-verwirklichung.
(Du solltest keine Scheu haben, weiter etwas Kontakt zu halten und, sollte alles noch schwieriger sein, als gedacht, den Weg "zurück" nicht ausschließen - auch wenn Dir hier natürlich niemand eine Rückimmatrikulation garantieren kann + wird)
Alles Gute
R. D.

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Freitag, 3. August 2007
Briefe 17, 18, 19. - die Mauer ist offen!
* 24.11., Postkarte von Andi
Die DDR hat mich wieder! In Lübeck war ich eine Nacht und einen halben Tag. Ich hab schon wieder Demonstriert bei Temperaturen unter 0°C Wie geht es dir und deiner Kameradin freue mich über jeden Brief

* November, von Maria
... 1x war ich in W-Berlin. In Wertheim wollte ich Bomben legen ...

* November, von Monika
Lieber Martin. Ich schreib Dir mal wie’s bis jetzt war. Ich war in Gießen, hab das Aufnahmeverfahren gemacht und bin seit heute in HH. Habe einen vorläufigen Pass und ab morgen (1.12.) gibts Bewerbungsunterlagen. Das wars eigentlich schon. Gießen ist wirklich ganz gut, da wird alles hintereinander abgewickelt. Man bekommt den Aufnahmeschein, den man für vieles Spätere braucht, ebenso wie 200 DM Überbrückungsgeld + Fahrkarte zum zukünftigen Wohnort. 2 Tage war ich dort. In HH sind wir nicht in ein Heim überwiesen worden, sondern an ein Amt. Dort saß ich heute früh, bis jemand ein Zimmer freigemeldet hatte. Und so bin ich im Hotel Rosengarten gelandet. Das ist so, wie man es sich vorstellt, und ich hätte nicht gedacht, daß Ulla Meinecke und viele andere Berühmtheiten, die ich mir noch nicht so genau betrachtet habe, hier auch schon waren. Die Adresse steht in meinem Pass. In Gießen war ich noch bei der Benecke-Stiftung. Im März soll ich an einem 3tägigen Infoseminar in Berlin teilnehmen. Alles kostenlos (incl. Fahrt). Darauf freue ich mich, da kann ich mir dann Bln. ansehen. -
Und heute ist schon wieder ein Tag später, und ich brauche Ruhetage. Bisher ging alles so schnell, d.h., soviel ist an mir vorbeigerauscht. Biermann im Fernsehen habe ich gerade ausgemacht, der hats einfach gut, der Junge, weil er mit sich klarkommt. Mir ist immer noch schwindlig ... Jedenfallls all diese Laufereien nun ja - es funktioniert aber alles. Keiner meckert, keiner stellt sich bockig, es stöhnt nicht mal jemand, wenn ich ein Anliegen habe. Hach ja. Trotzdem bin ich noch eingefroren. Die Tränen kommen immer mal bis vor die Augen + dann ist gleich wieder gut.

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