Montag, 28. Oktober 2013
Dunkle Jahre, Teil 8
damals, 18:19h
Mein Weg in die Wirklichkeit begann - ganz klassisch - mit dem Verlassen der Universität, mit dem Weggang von Bremen. Ich begann mein Referendariat in einer schnuckelig restaurierten, winzigen Fachwerkstadt im Niedersächsischen. Mein lang gehegter Plan vom Lehrerdasein - hier sollte er Wirklichkeit werden, nachdem ja Rostock und überhaupt der Osten dafür nicht mehr in Frage kamen. Angesichts der bodenständigen Mitreferendare erwies ich mich wieder als der Exot - und als ein wenig verwahrlost, auch das war unverkennbar. Zu den meisten von ihnen fand ich keinen Zugang und zu den Schülern auch nicht, wenn man von einigen Außenseitern (Kleinstadtpunks, Migranten, psychisch Verquere) absieht, zu den Fachleitern erst recht nicht. Meine Unterrichtsversuche gerieten chaotisch.
Zur ersten Lehrprobe, dem Abhalten eines Unterrichts vor Noten gebenden Vertretern des Staatlichen Studienseminars für Gymnasien, geriet ich so in Panik, dass ich mir vom Arzt vorher eine Beruhigungsspritze geben ließ. Gott sei Dank war er dazu ohne weitere Nachfragen bereit, bemerkte nur, auf Dauer sollte ich eine Psychotherapie ins Auge fassen. Dieser Ratschlag war einer der wenigen sinnvollen, die ich in diesem Referendariat erhielt.
Ich rief meine Exfreundin an, wegen der ich in den Westen gekommen war und die sich vor Jahren von mir getrennt hatte. Sie studierte inzwischen Psychologie. Wir trafen uns in Potsdam, unser alten gemeinsamen Heimat, und wanderten gemeinsam durch den Wildpark bis nach Werder. Auch sie empfahl mir, mit einer Psychotherapie zu beginnen, sagte mir auch, wie das am besten zu bewerkstelligen sei. Ihrem Rat bin ich gefolgt. Es wurde ein steiniger Weg, durch finanzielle und emotionale Niederungen hindurch, aber er brachte mich wieder an die Oberfläche bürgerlichen Daseins, irgendwo in der unteren Mittelschicht, wo ich heut noch lebe.
ENDE
Zur ersten Lehrprobe, dem Abhalten eines Unterrichts vor Noten gebenden Vertretern des Staatlichen Studienseminars für Gymnasien, geriet ich so in Panik, dass ich mir vom Arzt vorher eine Beruhigungsspritze geben ließ. Gott sei Dank war er dazu ohne weitere Nachfragen bereit, bemerkte nur, auf Dauer sollte ich eine Psychotherapie ins Auge fassen. Dieser Ratschlag war einer der wenigen sinnvollen, die ich in diesem Referendariat erhielt.
Ich rief meine Exfreundin an, wegen der ich in den Westen gekommen war und die sich vor Jahren von mir getrennt hatte. Sie studierte inzwischen Psychologie. Wir trafen uns in Potsdam, unser alten gemeinsamen Heimat, und wanderten gemeinsam durch den Wildpark bis nach Werder. Auch sie empfahl mir, mit einer Psychotherapie zu beginnen, sagte mir auch, wie das am besten zu bewerkstelligen sei. Ihrem Rat bin ich gefolgt. Es wurde ein steiniger Weg, durch finanzielle und emotionale Niederungen hindurch, aber er brachte mich wieder an die Oberfläche bürgerlichen Daseins, irgendwo in der unteren Mittelschicht, wo ich heut noch lebe.
ENDE
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sturmfrau,
Montag, 28. Oktober 2013, 18:27
Ach, die Bremer Uni. Die hätte mir mit ihrer enorm herzlichen Ausstrahlung schon beinahe allein als Grund für eine Psychotherapie gereicht. Ich konnte das Gefühl des Versagens und der Niederlage noch lange nicht ertragen, das sich jedes Mal wieder einstellte, wenn ich in meine Studien(abbrecher)stadt Nummer 1 zurückkehrte. Inzwischen... nun ja.
Ich werde mir auch Ihre vorherigen Geschichten über die dunklen Jahre noch in Ruhe durchlesen. Danke alldieweil für's Schreiben.
Ich werde mir auch Ihre vorherigen Geschichten über die dunklen Jahre noch in Ruhe durchlesen. Danke alldieweil für's Schreiben.
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damals,
Montag, 28. Oktober 2013, 23:09
Gern geschehen. Ich hab mich ja auch gefreut, dass ichs mal wegjammern konnte.
Meinen Verriss der Uni Bremen finden Sie übrigens in Teil 2 des Textes.
Meinen Verriss der Uni Bremen finden Sie übrigens in Teil 2 des Textes.
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