Sonntag, 1. Juli 2012
Wie ich von Auschwitz erfuhr
Heute mal ein Gast-Beitrag in meinem Blog: Ich berede meinen Vater (genauso wie meine Mutter) ja immer, dass es Zeit ist, mal biografische Erinnerungen aufzuschreiben, immer diese wissenschaftlichen Veröffentlichungen zu Spezialthemen in Fachorganen oder an Winkeldruckorten, das kanns doch auch nicht sein am Lebensende. Hier also eine erste Lieferung von meinem Papa:

Wie ich von Auschwitz erfuhr
Drei Gelehrte, ernst und hager Planer der Vergasungslager Fordern auch für die Chemie Freiheit und Democracy. (1)
Für die Bombenflieger des 1. Weltkrieges war Leuna nicht zu erreichen gewesen. Das sollte auch für die ersten Jahre des zweiten großen Krieges noch so gelten. Um 1940 war eine erste einsame Bombe gefallen, deren Trichter im Garten eines Siedlungshauses als sensationelles Ereignis angestaunt wurde. Aber man konnte ahnen, dass es nicht dabei bleiben würde. Es erging Anweisung, die Keller der Wohngebäude durch Absteifungen zu ertüchtigen und mit Notbetten und anderem Inventar als Schutz- und Aufenthaltsräume einzurichten. Auch wurde ein erster kommunaler Luftschutzbunker gebaut, noch in den gefälligen Formen eines besseren Lagerhauses, aber, wie sich bald zeigen sollte, nicht ausreichend vor den immer schwerer werdenden Bomben schützend. Nach ihm entstanden in der Wohnsiedlung des Werkes gewaltige viergeschossige Betonklötze mit meterdicken Decken und Wänden aus armiertem Beton; einer davon in unserer Nähe neben dem Bahnhof Leuna der Merseburg-Leipziger Bahnlinie. Von den Bauarbeiten ist mir der Name Philipp Holzmann auf den Schal-und Rüstbrettern als maßgebende Baufirma in Erinnerung geblieben. Im Verlauf der 40er Jahre (2) begannen dann unsere regelmäßigen Nachtwanderungen, um nach dem Ertönen der Alarmsirenen in diesem Bunker Schutz zu suchen. Denn dem eigenen Keller zu trauen, hatten wir längst aufgegeben, nachdem wir bei einem Tagesangriff durch den Druck der fallenden Luftminen mitsamt unseren Kohlen- und sonstigen Vorräten um einander gewirbelt worden waren. Umso mehr war ich erstaunt, als meine Eltern mir eines Abends ankündigten, daß wir in der nächsten Nacht bei Alarm nicht in den Bunker ziehen wollten, sondern in den Hauskeller zu unseren Nachbarn gehen würden Als der erwartete Alarm kam, klingelten wir also bei unseren Nachbarn und suchte^ gemeinsam mit ihnen deren Keller auf. Dort erfuhr ich auch den Grund für diesen ungewöhnlichen Entschluß: Bei den Nachbarn war ein junger Verwandter zu Besuch, der seit seiner Tätigkeit in den Leuna-Werken bei ihnen lebte, vor einiger Zeit aber zum Aufbau einer neuen Produktion nach Polen geschickt worden war. Die Nachbarn hatten meine EHern zu seinem Bericht über die dortigen Erlebnisse eingeladen.
Auch im Keller des Nachbarhauses gab es diese zweistöckigen Luftschutzbetten -ajso wurde ich als damals Zehnjähriger in ein oberes Bett geschickt mit der Aufforderung, weiter zu schlafen solange der Alarm andauert. Da meine ältere Schwester längst zwangsverpflichtet war, in einer Scheinwerferbatterie im Ruhrgebiet Kriegsdienst zu leisten, waren meine Eltern und die Nachbarsleute unter sich, und der nächtliche Fliegeralarm bot ihnen Gelegenheit zu offener Rede. Ich schlief natürlich nicht, denn es war so ungeheuerlich, was ich da zu hören bekam - aber gewiss nicht hören sollte Der Verwandte der Nachbarn, als Verfahrenstechniker in Leuna wegen seiner herausgehobenen Position vom Militärdienst freigestellt, war^ zum Aufbau einer neuen Produktionsanlage im Osten abkommandiert worden. Er berichtete, daß in Birkenau in Polen als Ausgleich für die im Rheinland stark bombardierten Chemischen Werke Hüls ein neues Buna-Werk für die Herstellung von künstlichem Gummi entstanden ist und zugleich daneben bei laufendem Betrieb von Leuna aus ein Destillierwerk zur Kohleverflüssigung für die Benzinproduktion aufgebaut wurde. Nach seiner Kenntnis war die Gegend um Birkenau von den Experten der IG Farben nicht nur wegen ihrer Lage außerhalb der Reichweite der alliierten Bomberflotten ausgewählt worden, sondern ebenso wegen der reichen Vorkommen wichtigster Grundstoffe für die geplanten Produkte: oberschlesische Kohle und Kalk aus den Beskiden sowie Kühlwassers aus den Weichsel-Nebenflüssen als Voraussetzung der chemischem Prozesse. Vor allem aber war es den Oberen von IG Farben gelungen, einen Überfluß an beliebig verfügbaren Arbeitskräften zu organisieren. Dazu wurden rund um die Chemie-Baustellen Sammellager für KZ-Häftlinge - in der Überzahl Juden - eingerichtet, welche die SS ununterbrochen aus ganz Europa antransportierte. Sie wurden in schnell errichteten Baracken zusammengepfercht, schlecht gehalten und mangelhaft ernährt; auf die von ihnen erwarteten Arbeitsleistungen waren sie in keiner Weise vorbereitet und erfuhren nur die allemotwendigsten Unterweisungen, von den in der chemischen Produktion unerlässlichen Arbeitsschutzvorkehrungen konnte keine Rede sein. Den Aufbaugruppen der Werke und deren Vorarbeitern standen sie ohne Einschränkung für den vollen Schichtdienst bei ständig forciertem Arbeitstempo zur Verfügung. Angetrieben von den beigestellten SS-Aufsehern hatten sie zu schuften - buchstäblich bis zum Umfallen. Und wenn sie umfielen, bedeutete das den Tod - getötet mittels Giftspritze wie lästiges Vieh, wurden ihre Leichen in dafür bereiten Krematorien verbrannt.
Der junge Verfahrenstechniker aus Leuna erlebte seine eigene Aufbauarbeit und die ihm abverlangte rasant zu steigernde Produktion zugleich als eine große Todesmaschine. Dabei stand er unter dem unerbittlichen Druck seiner Vorgesetzten, des Betriebsleiters Dürrfeld (3), mit dessen Arbeitsstab er aus Leuna gekommen war, und der Spitzen des IG Farben Konzerns, die zu ständigen Inspektionen anreisten, um das Wachsen der Betriebe und den Anstieg ihrer Produktion voranzutreiben. Sie kamen meistens in Begleitung von hohen SS-Dienstgraden und trugen oft auch selbst SS-Uniform. Da fielen Namen, die mich aufhorchen ließen, denn sie waren uns Leunaer Kindern wohl vertraut... Bütefisch (4), und vor allem der großmächtige Schneider (5), von dessen Villa am Rand der Leunaer Werkssiedlung sich ein prächtiger Hang ins Saaletal zog, der im Winter unsere beliebteste Rodelbahn war... Sie also traten als grausame Schinder dort auf, die sich am Schicksal der Häftlinge nur interessiert zeigten, weil es galt, größtmögliche Arbeitsleistung aus ihnen herauszuholen, und die bei Ausfall darauf bestanden, schnellstens Ersatz heran zu schaffen... ? Massenmörder erhielten plötzlich „Name, Anschrift und Gesicht..." (6).
Unser Erzähler offenbarte sein Entsetzen; er war selbst zutiefst erschüttert, denn für ihn sind das die Größen seines Fachs gewesen, bedeutende Chemiker und Techniker, zu denen er einmal bewundernd aufschaute...
Nun war er gekommen, Abschied zu nehmen, denn er hatte sich freiwillig an die Ostfront gemeldet, um dieser Hölle von Auschwitz/Birkenau zu entgehen. Er ist aus dem Krieg nicht zurückgekommen...
Der Schock, den ich in jener Nacht im Luftschutzkeller erfahren hatte, wirkte nach, als mit dem Ende der Naziherrschaft die Wahrheit ans Licht kam.
„Die Leiter der IG Farben waren harte, aber respektable Geschäftsleute, die zu großem Reichtum durch die Konstruktion jener Maschine gekommen waren, die die Nazis auf den
Weg nach Buchenwald trieb. Ohne IG Farben hätte Hitler nie in den Krieg ziehen können
Hitler kam an die Spitze mit Hilfe einer Koalition der führenden Schwerindustriellen und der militaristischen Junker: ohne Unterstützung der Mehrheit des Volkes. Der Anteil der IG Farben bei diesen Machenschaften kann jetzt durch die Aussagen der Verantwortlichen der IG belegt werden." (7)

Literatur:
Franz Fabian, Der Rat der Götter. Nacherzählt dem gleichnamigen Defa-Film, Berlin
(Deutscher Filmverlag) 1950
Diamond Jeffreys, Weltkonzern und Kriegskartell. Das zerstörerische Werk der IG Farben,
München (Blesssing) 2011 - bespr. v. Andreas Platthaus, Der Sündenfall der deutschen
Chemie, FAZ vom 16. Juni 2011
Willi Kling, Kleine Geschichte der IG Farben, Berlin (Tribüne) 1957
Otto Köhler, ...und heute die ganze Welt - Die Geschichte der IG Farben und ihrer Väter,
München/Zürich (Rasch u. Rührig) 1986
Richard Sasuly, IG Farben, 1947 - dt. von Walter Czollek, Berlin (Volk und Welt) 1952
Helmut Wickel, LG. Deutschland. Ein Staat im Staate. Berlin (Verlag Der Bücherkr,eis) 1932
Kämpfendes Leuna (1916-1945), Berlin (Tribüne) 1961
Befreites Leuna (1945-1950), Berlin (Tribüne) 1959
1l) Bertolt Brecht, Der anachronistische Zug oder Freiheit und Democracy (1947)
Brecht, Gedichte VI, Berlin und Weimar (Aufbau) 1964, S. 157
(2) „ 1944: 12. Mai: Erster großer Bombenangriff der englisch-amerikanischen Luftwaffe
zur planmäßigen Zerstörung des Leuna-Werkes..."
Kämpfendes Leuna S. 937 (3). Walter Dürrfeld wurde von Bütefisch als unmittelbarer Betriebsleiter für IG Auschwitz
ernannt. Er behielt seine Büros zunächst noch in Leuna, um sie dann 1942 endgültig
nach Auschwitz zu verlegen.
(Kling, S. 44)
Der Verwandte unserer Nachbarn war von Dürrfeld .aus Leuna nach Auschwitz versetzt
worden (4) Heinrich Bütefisch, Direktor der Leuna-Werke, hatte bereits im Juni und Herbat 1932 an
Treffen mit Hitler teilgenommen; als SS-Obersturmbannführer gehörte er zum sog.
„Himmler-Kreis" und war einer der bestbekannten Nazis in der Führung der IG.
In Auschwitz war er für die Synthese-Anlagen verantwortlich.
(Sasuly S. 132 u. 334 - Kling, S. 44)
Er bewohnte eine Direktoren-Villa in Leuna und ein Jagdhaus in der Auenlandschaft
bei Zöschen. (5) Christian Schneider, Mitglied des Zentralausschusses der IG Farben und Leiter der
zentralen Personalabteilung, war zugleich „Hauptabwehrbeauftragter"
des Gesamtkonzems.
Obwohl in Frankfurt (Main) und Berlin tätig, hatte er seinen Sitz in Leuna; ebenso das
von ihm geleitete für die Zwangsarbeiter zuständige ,3üro Bertram".
(Sasuly, S. 329 - Kling, S. 41 - Befreites Leuna, S. 15)
Schneider bewohnte in Leuna eine schloßähnliche Villa oberhalb der Alten Saale mit
Blick über die östliche Auenlandschaft.
. (6) Bertolt Brecht, Kriegsfibel, Berlin (Eulenspiegel Verlag) 1955, Bild 22 (7) Sasuly S. 32/33
„Herr Sasuly war., einer der Beauftragten für die Untersuchung der Archive der IG
Farben; außerdem bereitete er das Verfahren gegen die IG vor."
Vorwort von Senator Claude Pepper, ebd. S. 20

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Herzlichen Dank an Sie und Ihren Vater.

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Das werde ich gerne ausrichten. Zumal ich mich freue, ihm mindestens noch einen interessierten Leser beschert zu haben. Mein Vater hat so viel begriffen und sagt so wenig davon, sondern schmort meistens gemeinsam mit seiner Frau im eigenen Saft - und wenn die beiden (wie dieses Wochenende) dann mal zu Besuch sind, dann wird gnadenlos und ohne Rücksicht auf den achtjährigen Enkel schon beim Frühstück diskutiert, wie Hitler an die Macht kam, welche Intrigen im Vorfeld des 17. Juni liefen oder ob Friedrich Wolf vielleicht doch an Selbstmord und nicht an Herzversagen gestorben ist (was dann sein Sohn Markus zu vertuschen gehabt hätte). Alles Vorgänge übrigens, bei denen die beiden nicht dabei waren.
Das oben Geschilderte ist aber ein wirkliches und, wie ich finde, historisch sehr wichtiges Erlebnis - es sollte seinen Weg in die Welt finden.

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Ihr Vater ist anscheinend mit offenen Augen durch die Welt gegangen und könnte eine Menge Berichtenswertes erzählen. Wenn Sie es schaffen, einiges davon in ihrem Blog wieder zu geben, wird er in mir einen aufmerksamen Leser finden. Da ich weiß wie viel Mühe das macht, wage ich nicht darum zu bitten.

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Richten Sie
Ihrem Vater bitte aus, er habe noch einen weiteren Leser.

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Aber gerne. Ich hoffe, das spornt ihn an.

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Auch ich möchte mich bei Ihrem Vater bedanken und auch ich würde mich freuen, wenn er noch mehr zu sagen hat (und Ihre Mutter auch).

Wie alt war Ihr Vater, als er in jener Nacht von all dem erfuhr?

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Jedenfalls noch nicht zehn Jahre alt.

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Vielleicht sollte ich
im Hinblick auf Ihren Vater noch etwas hinzufügen. Ich habe seit gestern 9 Uhr 57 ständig darüber nachdenken müssen, ob ich das sehr Private hier anfügen soll, nun tu ich's.

Mein Vater, 1975 neunzigjährig nach einem Besuch bei seinem einundzwanzigjährigen Sohn friedlich gestorben, war zwar nicht in Auschwitz, aber ein glücklicherweise kurzes, von den Engländern abgebrochenes Gastspiel in Bergen-Belsen hatte er zu geben. Sie hatten ihn 1944 in Polen, in Krakau, wo 1943 mein Bruder geboren ist, erwischt. Ich habe ihn immer wieder nach den Ereignissen und dessen möglichen Hintergründen gefragt. Er hat es abgelehnt, darüber zu sprechen. Seine immer wieder vorgebrachte Antwort auf meine insistente Fragerei war: «Sie waren nicht alle böse.»

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Jetzt verstehe ich Ihr Interesse noch besser: Es ist praktisch ein Interesse an der anderen Seite.
Dass sie nicht alle böse waren, das ist mir schon klar, ich bin ja ihr Nachfahre. Das Schreckliche ist aber, dass es offenbar wenig nützt, wenn einzelne sich verantworlich verhielten. Das Beispiel des jungen Verfahrenstechnikers, das mein Vater erwähnt, zeigt das. Was uns Nachgeborene betrifft, ist, dass wir die Verzweiflung und den Pessimismus derer, die das alles, von welcher Seite auch immer, erlebt haben (als Verzweiflung deute ich jedenfalls das Schweigen Ihres Vaters) irgendwie überwinden. Darum äußern wir uns ja hier. Ihnen jedenfalls vielen Dank für die Klarstellung, die mir noch einmal die Dimensionen klar macht!

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Nicht weiter wichtig
ist es, doch irgendwie drängt es mich dann doch zur Korrektur: Nicht 1975, sondern 1965 ist er seinem einundzwanzigjährigen Sohn davongegangen, als in Berlin sich die «Revolution» abzuzeichnen begann.

Ob es Verzweiflung war, das Schweigen, ich weiß es bis heute nicht, wie so vieles, rätsele ich doch noch immer über das, was meine Eltern mir trotz allen ihnen gestellten Fragen alles nicht erzählt haben. Es bleibt nach meinen jahrelangen Gründeleien via Frankreich leider die berechtigte Vermutung, daß vor allem meine ebenfalls jüdische, allerdings offenbar in hugenottischen Wurzeln im 18. Jahrhundert verankerte und dorthin zurückkonvertierte (?) Mutter mit den Nazi kollaboriert haben dürfte. Auf jeden Fall war sie unter Pétain im Staatsdienst tätig, das wurde mir nach insistentem Nachfragen bestätigt. Genug des arg Privaten.

Aber Sie mögen recht haben mit Ihrer Deutung, denn deutschen Boden, sowohl östlichen wie westlichen, betrat er höchst ungern. Andererseits war er es, der mir empfohlen hatte, zum Studium nach Berlin zu gehen. Ein gewisses Vertrauen muß dann eben doch vorhanden gewesen sein, woher auch immer das gekommen sein mag.

Erst später konnte ich an einige Informationen gelangen, nachdem ich die zarten Familienbande komplett gekappt hatte und ich etwas mutiger geworden war. Ein wenig tiefer eingedrungen bin ich mithilfe des Historikers Wolfgang Ruppert, mit dem ich in den Endsiebzigern während dessen Vorbereitungen zur Ausstellung Lebensgeschichten bzw. Erinnerungsarbeit ins Gespräch gekommen war. Ruppert ist im Fränkischen aufgewachsen, wo er im Lauf seiner Tätigkeit quasi nebenbei einiges erfuhr über Transporte in die Konzentrationslager. Einige von ihm befragte sogenannte Zeitzeugen berichteten ihm von den seinerzeit laufenden Ereignissen, aus denen klar ersichtlich wurde, daß ein Großteil der Bevölkerung sehr wohl wußte, was geschah. Das wurde in letzter Zeit seitens der Erforschung jüngerer Geschichte mehrfach bestätigt.

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Was uns Nachgeborene betrifft, ist, dass wir die Verzweiflung und den Pessimismus derer, die das alles, von welcher Seite auch immer, erlebt haben irgendwie überwinden.

Ich würde gern den Pessimismus überwinden, aber was mir dies manchmal so schwer macht, ist die Erkenntnis, dass sich so erschreckend wenig geändert hat. Ich weiß – man darf nicht alles und jeden mit dem Dritten Reich vergleichen, weil dies die Greueltaten verharmlosen würde. Wenn ich aber mitbekomme, wie auch heute bei Missständen einfach weggesehen wird, dann bringe ich wenig Optimismus auf. Heute gibt es keine Gestapo, die bei Nacht und Nebel die Menschen einfach abholt und trotzdem tun viele so, als würden sie Kopf und Kragen riskieren, wenn es darum geht, einfach mal den Mund aufzumachen, wenn Unrecht geschieht.

Es mag vielleicht verbittert klingen, aber wenn man so wie ich diverse Male mitbekommen hat, wie Menschen, die sich in einer schutzbedürftigen und abhängigen Position befinden, einfach über den Tisch gezogen werden, dann kommt es einem bitter hoch. Und wenn man dann noch erleben muss, dass die Menschen ducken und kuschen, obwohl es sehr wohl möglich wäre, mal auf den Tisch zu hauen, dann macht es eben bitter.

Auch mir ist klar, dass nicht alle böse waren und sind. Es ist nur so verdammt schwer zu akzeptieren, dass so wenig aus der Geschichte gelernt wurde.

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