Mittwoch, 17. Juni 2009
Halt auf freier Strecke, Teil 3
„Spinne! Eine Spinne bist du! Du hockst in deinem Netz und ziehst an den Fäden, und alle können sie tanzen, die Freundinnen, die Frau Mama, deine Dozenten von der Uni ... Aber ich nicht, ich nicht! Lass mich in Ruhe!“ Was war das? Ada konnte es nicht fassen. „Wer hockt im Nest? Das bist doch wohl du! Ist doch sehr bequem, immer eine Übernachtung in Berlin!“ Aber er hörte überhaupt nicht hin. „Vergiss es, Ada! Ich kenn das gut, ich kenn das sehr gut, das hab ich lang genug gehabt – immer hübsch zu Hause bleiben. Mein Ohrensessel ist das Zentrum der Welt. Und mit Berlin ... was weißt du denn von Berlin? Warst du schon mal in Spandau? Du kennst doch nur die S-Bahnfahrt zur Uni. Und zu deiner Nicole!“ – „Was hast du gegen Nicole?“ – „Mir ist das zu eng, Ada! Einfach zu eng.“ - „Wenn dir das zu eng ist, was wir zusammen gemacht haben, die Lesung von Salman Rushdie, und das Theatertreffen, das fandest du doch alles so toll, das schiebst du jetzt einfach so weg, du willst mich doch nur beleidigen ...“ Sie stockte. „Wahrscheinlich fandest du’s zu eng in meinem Bett.“ Und dann leiser: „Du kannst gehen, wenn du willst. Es hält dich niemand fest, Johannes.“

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