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Mittwoch, 14. Januar 2009
Meine scharfsinnige Analyse von Uwe Tellkamps "Der Turm", Teil 1
damals, 23:50h
Empfehlen muss ich diesmal einen Bestseller. Denn er ist wirklich gut. Ich hätte das vorher auch nicht gedacht, schließlich hat Tellkamp mit einer Vorarbeit zu diesem Buch den Bachmannpreis gewonnen – und diese Vorarbeit war eher – naja, wie sagt man: aufgesetzt? künstlich? musterschülerhaft? – jedenfalls kein Lesespaß und unerträglich bildungshuberisch. Prompt hat es dieser kleine Text ("Der Schlaf in den Uhren") auch ins niedersächsische Zentralabitur geschafft. Ich fand das lustig, ich konnte mir richtig vorstellen, wie jetzt die Studienräte dasitzen und sich sagen: Ja, das ist noch richtig anspruchsvolle Literatur und die Kinder sollen ruhig mal ins Schwitzen kommen in der Klausur.
Wie dem auch sei, auch im „Turm“ sind die Stellen die schlechtesten, wo Tellkamp beweist, was er alles weiß. Dass alte metallene Uhrenzifferblätter „gepunzt“ wurden. Welche Witze man sich 1983 in DDR erzählt hat. Wer zwischen 1930 und 1950 so alles den „Rosenkavalier“ dirigiert hat. Usw. Gähn.
Alles ist auf ein „Opus magnum“ hin angelegt. Der Autor malt ein breites Panorama des Dresden der achtziger Jahre. Im Mittelpunkt steht eine Medizinerfamilie, die halbwüchsigen Robert und Christian Hoffmann, ihre Eltern Anne und Richard (Krankenschwester und Handchirurg) sowie diverse Onkel, Tanten, Nichten und Neffen. Im Mittelpunkt steht die Figur Christian und deren noch pubertäre Sichtweise, was dazu führt, dass Christians Charakter (zumindest im ersten Teil des Buches) ziemlich blass bleibt, z. B. im Vergleich zu den breit ausgemalten Szenen aus dem Klinikleben des Vaters.
Die zweite Hauptfigur ist Christians Lieblingsonkel Meno, Lektor, ein introvertierter, fast schrulliger Beobachter und Schweiger, dessen lyrische Ergüsse oft kursiv in den Text gesetzt sind, versponnene Endlosmonologe zwischen Ironie und gewagter Metaphorik. Meno kennt auch Arbogast, der unschwer als Manfred von Ardenne zu erkennen ist und als solcher in keinem Dresden-Buch fehlen darf.
Ansonsten besteht Menos Arbeit vor allem darin, sich zu den Texten der von ihm betreuten kritischen Autoren möglichst nicht zu äußern, während Christian, abgeschoben ins Internat, die volle Wucht sozialistischer Erziehung zu erleiden hat und heimlich in Verena verliebt ist, weil die sich traut, dem Staatsbürgekundelehrer zu widersprechen. In Christian wiederum verliebt ist Reina, eine scheinbar naive, doch menschlich offene und faire Anhängerin des Sozialismus. Christian, angesteckt von der neurotischen Angst der Elterngeneration, fragt sich (und später seinen Onkel Meno), ob man eine solche Person möglicherweise zurücklieben dürfe. Der sagt erschrocken „nein“. Währenddessen hat sein Vater eine Geliebte und wird damit von der Stasi erpresst.
Wie dem auch sei, auch im „Turm“ sind die Stellen die schlechtesten, wo Tellkamp beweist, was er alles weiß. Dass alte metallene Uhrenzifferblätter „gepunzt“ wurden. Welche Witze man sich 1983 in DDR erzählt hat. Wer zwischen 1930 und 1950 so alles den „Rosenkavalier“ dirigiert hat. Usw. Gähn.
Alles ist auf ein „Opus magnum“ hin angelegt. Der Autor malt ein breites Panorama des Dresden der achtziger Jahre. Im Mittelpunkt steht eine Medizinerfamilie, die halbwüchsigen Robert und Christian Hoffmann, ihre Eltern Anne und Richard (Krankenschwester und Handchirurg) sowie diverse Onkel, Tanten, Nichten und Neffen. Im Mittelpunkt steht die Figur Christian und deren noch pubertäre Sichtweise, was dazu führt, dass Christians Charakter (zumindest im ersten Teil des Buches) ziemlich blass bleibt, z. B. im Vergleich zu den breit ausgemalten Szenen aus dem Klinikleben des Vaters.
Die zweite Hauptfigur ist Christians Lieblingsonkel Meno, Lektor, ein introvertierter, fast schrulliger Beobachter und Schweiger, dessen lyrische Ergüsse oft kursiv in den Text gesetzt sind, versponnene Endlosmonologe zwischen Ironie und gewagter Metaphorik. Meno kennt auch Arbogast, der unschwer als Manfred von Ardenne zu erkennen ist und als solcher in keinem Dresden-Buch fehlen darf.
Ansonsten besteht Menos Arbeit vor allem darin, sich zu den Texten der von ihm betreuten kritischen Autoren möglichst nicht zu äußern, während Christian, abgeschoben ins Internat, die volle Wucht sozialistischer Erziehung zu erleiden hat und heimlich in Verena verliebt ist, weil die sich traut, dem Staatsbürgekundelehrer zu widersprechen. In Christian wiederum verliebt ist Reina, eine scheinbar naive, doch menschlich offene und faire Anhängerin des Sozialismus. Christian, angesteckt von der neurotischen Angst der Elterngeneration, fragt sich (und später seinen Onkel Meno), ob man eine solche Person möglicherweise zurücklieben dürfe. Der sagt erschrocken „nein“. Währenddessen hat sein Vater eine Geliebte und wird damit von der Stasi erpresst.
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Samstag, 3. Januar 2009
Das Jahrhundertbuch (Januar 04)
damals, 18:49h
Folgender Text entstand in den letzten Tagen im Zug:
„Mein Jahrhundertbuch. 51 Liebeserklärungen.“ Wie kam dieses Buch auf den Hocker neben meinem Bett, in diesen Stapel von Schriften, die ich lesen wollte, aber nicht werde? Ich weiß nicht mehr, wer es mir mitgebracht hat – selbst würd ich mir so was ja nie kaufen – ein „ZEIT-Buch“ (!), „herausgegeben von Iris Radisch" (!), Studienratslektüre für Leute, die Literatur nicht selber lesen, sondern nur darüber informiert sein wollen. Bei mir im Zimmer kann man sich aus erster Hand informieren, was das wichtigste Buch des 20. Jahrhunderts sein soll – oder könnte es jedenfalls. Die Staubschichten auf den Bücherreihen zeigen, dass keiner diese Möglichkeit nutzt, ich nicht und ein anderer schon gar nicht. Hat mir deshalb einer dieses Buch geschenkt? Einer von denen, die sich damals über Iris Radisch und Sigrid Löffler im „Literarischen Quartett“ die Köpfe heiß redeten und sich wunderbar literarisch interessiert dabei vorkamen, obwohl sie ihre Freizeit mit jeweils 2-3 verzogenen Gören sowie in Sportklubs und vor CD- und DVD-Regalen verbringen, anstatt zu lesen, und die in mir, in ihrer Freundschaft zu mir immerhin den Beweis sehen, dass sie noch nicht ganz verblödet sind?
Und jetzt kräht selbst ein Säugling im Zimmer neben meinem, einer, der nichts weiß von Iris Radisch und der ZEIT, einer, der mich anlachen möchte oder schreien oder einfach umhersabbern und an seinen Zehen spielen – alles, nur nicht schlafen, und noch schlimmer, jetzt geh ich jeden Tag arbeiten, um Geld heranzuschaffen für die Frau, die ihn stillt und die mich zu umarmen versucht, wenn ich schon nichts mehr spüre, weil es so warm ist, so überheizt in dieser überfüllten Zwei-Zimmer-Wohnung und ich den Tag, den lieben langen Tag in Klassenzimmern verbracht habe und vergeblich den Lehrer gespielt, eine Figur also, die ich selber bedauert habe, als ich noch Schüler war und frei zu denken, was ich wollte.
Aber das wollte ich nicht sagen, ich wollte über „Das Jahrhundertbuch“ reden. Wollte mich lustig machen, wie erwartungsgemäß langweilig da alles daherkommt: wenn Jerofejew sich aus fadenscheinigen Gründen für Nabokows „Lolita“ begeistert – weil ihn der Verkaufserfolg offenbar mehr fasziniert als die guten Bücher, die Nabokow immerhin auch geschrieben hat. Wenn Salman Rushdie ganz den gelehrigen 3.-Weltler markiert, indem er den mainstreamigsten Klassiker aus der 1.-Welt-Literatur empfiehlt: „Ulysses“, den keiner von uns gelesen hat, es sei denn im Grundstudium oder an der Volkshochschule. Und wenn den mittleren Europäern nichts anderes einfällt als Kafka, Kafka und natürlich Hitler und Stalin.
Jetzt liegt dieses langweilige Buch auf meinem Nachttisch, auf dem Gerät, das mein Nachttisch sein soll oder hätte sein sollen. Denn wozu brauche ich einen Nachttisch, da ich abends nicht zum Lesen komme und morgens aus dem Bett spring, weil ichs eilig hab. Und die Brille leg ich lieber auf das Fensterbrett. Die Sachen auf den Fußboden, weil mich das an das Chaos von früher erinnert, als es noch ein fröhliches war. Meine Freundin liegt nebenan mit dem Kleinen und auch ich liege manchmal nebenan, meistens sogar um ehrlich zu sein, wenn mir nach Nähe ist, wenn ich lebendig bin. Und das Buch auf meinem Nachttisch verstaubt. Was sollte ich auch damit in einer Welt, in der es keine patriarchalischen Diktatoren gibt und auch keine Lolitas.
Mein Chef ist ein müder, alter Mann, weißhaarig, mit traurigen Augen und einer Vorliebe für kleine Witze und ironische Bemerkungen. Entscheidungen scheut er. Dass er mir gekündigt hat letzte Woche, das war überhaupt nicht er, das ist wie ein Blitzschlag durch ihn durchgegangen von irgendwoher – das hat nun mich getroffen, und er blickt sich verwundert um, wie er das Phänomen überlebt hat. Wie ich es überlebt habe, interessiert ihn so wenig wie die meisten Erscheinungen dieser Welt.
Und ich wittere eine Chance, wieder zu meinen Büchern zu kommen, in meine Bücherhöhle, in die Phantasiewelt des 20. Jahrhunderts: wo es um Macht geht und Katastrophen, um zerstörerische Triebe und Giganten, die ganze Völker morden, um die Größe des Untergangs. Ja, ich weiß, es gibt das alles. Aber es ist nur ein Bruchteil, es sind nur Buchtitel, es ist nicht das Ganze. Und ich, wenn ich das Buch des Jahrhunderts wählen sollte, ich nennte nicht den „Prozess“ und auch nicht „Das kleine Arschloch“ – sondern den „Roman eines Schicksallosen“. Oder Anna Seghers’ Roman über den Identitätslosen, der bleiben will, bleiben und leben.
„Mein Jahrhundertbuch. 51 Liebeserklärungen.“ Wie kam dieses Buch auf den Hocker neben meinem Bett, in diesen Stapel von Schriften, die ich lesen wollte, aber nicht werde? Ich weiß nicht mehr, wer es mir mitgebracht hat – selbst würd ich mir so was ja nie kaufen – ein „ZEIT-Buch“ (!), „herausgegeben von Iris Radisch" (!), Studienratslektüre für Leute, die Literatur nicht selber lesen, sondern nur darüber informiert sein wollen. Bei mir im Zimmer kann man sich aus erster Hand informieren, was das wichtigste Buch des 20. Jahrhunderts sein soll – oder könnte es jedenfalls. Die Staubschichten auf den Bücherreihen zeigen, dass keiner diese Möglichkeit nutzt, ich nicht und ein anderer schon gar nicht. Hat mir deshalb einer dieses Buch geschenkt? Einer von denen, die sich damals über Iris Radisch und Sigrid Löffler im „Literarischen Quartett“ die Köpfe heiß redeten und sich wunderbar literarisch interessiert dabei vorkamen, obwohl sie ihre Freizeit mit jeweils 2-3 verzogenen Gören sowie in Sportklubs und vor CD- und DVD-Regalen verbringen, anstatt zu lesen, und die in mir, in ihrer Freundschaft zu mir immerhin den Beweis sehen, dass sie noch nicht ganz verblödet sind?
Und jetzt kräht selbst ein Säugling im Zimmer neben meinem, einer, der nichts weiß von Iris Radisch und der ZEIT, einer, der mich anlachen möchte oder schreien oder einfach umhersabbern und an seinen Zehen spielen – alles, nur nicht schlafen, und noch schlimmer, jetzt geh ich jeden Tag arbeiten, um Geld heranzuschaffen für die Frau, die ihn stillt und die mich zu umarmen versucht, wenn ich schon nichts mehr spüre, weil es so warm ist, so überheizt in dieser überfüllten Zwei-Zimmer-Wohnung und ich den Tag, den lieben langen Tag in Klassenzimmern verbracht habe und vergeblich den Lehrer gespielt, eine Figur also, die ich selber bedauert habe, als ich noch Schüler war und frei zu denken, was ich wollte.
Aber das wollte ich nicht sagen, ich wollte über „Das Jahrhundertbuch“ reden. Wollte mich lustig machen, wie erwartungsgemäß langweilig da alles daherkommt: wenn Jerofejew sich aus fadenscheinigen Gründen für Nabokows „Lolita“ begeistert – weil ihn der Verkaufserfolg offenbar mehr fasziniert als die guten Bücher, die Nabokow immerhin auch geschrieben hat. Wenn Salman Rushdie ganz den gelehrigen 3.-Weltler markiert, indem er den mainstreamigsten Klassiker aus der 1.-Welt-Literatur empfiehlt: „Ulysses“, den keiner von uns gelesen hat, es sei denn im Grundstudium oder an der Volkshochschule. Und wenn den mittleren Europäern nichts anderes einfällt als Kafka, Kafka und natürlich Hitler und Stalin.
Jetzt liegt dieses langweilige Buch auf meinem Nachttisch, auf dem Gerät, das mein Nachttisch sein soll oder hätte sein sollen. Denn wozu brauche ich einen Nachttisch, da ich abends nicht zum Lesen komme und morgens aus dem Bett spring, weil ichs eilig hab. Und die Brille leg ich lieber auf das Fensterbrett. Die Sachen auf den Fußboden, weil mich das an das Chaos von früher erinnert, als es noch ein fröhliches war. Meine Freundin liegt nebenan mit dem Kleinen und auch ich liege manchmal nebenan, meistens sogar um ehrlich zu sein, wenn mir nach Nähe ist, wenn ich lebendig bin. Und das Buch auf meinem Nachttisch verstaubt. Was sollte ich auch damit in einer Welt, in der es keine patriarchalischen Diktatoren gibt und auch keine Lolitas.
Mein Chef ist ein müder, alter Mann, weißhaarig, mit traurigen Augen und einer Vorliebe für kleine Witze und ironische Bemerkungen. Entscheidungen scheut er. Dass er mir gekündigt hat letzte Woche, das war überhaupt nicht er, das ist wie ein Blitzschlag durch ihn durchgegangen von irgendwoher – das hat nun mich getroffen, und er blickt sich verwundert um, wie er das Phänomen überlebt hat. Wie ich es überlebt habe, interessiert ihn so wenig wie die meisten Erscheinungen dieser Welt.
Und ich wittere eine Chance, wieder zu meinen Büchern zu kommen, in meine Bücherhöhle, in die Phantasiewelt des 20. Jahrhunderts: wo es um Macht geht und Katastrophen, um zerstörerische Triebe und Giganten, die ganze Völker morden, um die Größe des Untergangs. Ja, ich weiß, es gibt das alles. Aber es ist nur ein Bruchteil, es sind nur Buchtitel, es ist nicht das Ganze. Und ich, wenn ich das Buch des Jahrhunderts wählen sollte, ich nennte nicht den „Prozess“ und auch nicht „Das kleine Arschloch“ – sondern den „Roman eines Schicksallosen“. Oder Anna Seghers’ Roman über den Identitätslosen, der bleiben will, bleiben und leben.
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Mal wieder Resteverwertung
damals, 18:47h
Auch wenn mein Publikum nicht sehr zahlreich ist, bemühe ich mich doch, es zu unterhalten. Natürlich auch, weil ich mich zu meinem Thema verbreiten will - das weniger und weniger die DDR ist und immer mehr ein Nachdenken über eine Haltung ist, die ich einzunehmen anstrebe und auch in den jeweils rezensierten Filmkunstwerken suche und nicht immer finde: Authentizität, Überwindung von Klischees oder so. Und da ich gerade anhand "Leben der Anderen" mit haruwa über das Klischee vom patriarchgalen Despoten uneins war, hier nun ein älterer Text aus meiner Schublade dazu, der halbwegs autobiografisch, teilweise aber auch nur daherphantasiert und -schwadroniert ist. Viel Spaß damit!
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Dienstag, 23. Dezember 2008
Ein Pamphlet für das Genie
damals, 23:00h
Meine Verbindung zur Welt ist, dass ich manchmal in N3 die Talk Show gucke. Am Freitag kam Heinrich Breloer, um seinen neuen Film zu promoten: „Die Buddenbrooks“, wie Ihr sicher alle wisst. Da war ich doch ziemlich neugierig, den Mann mal zu Gesicht zu bekommen, den ich so überhaupt nicht abkann. Warum so aggressiv? Werdet ihr fragen. Na, wegen „Todesspiel“ von 1997, einem Dokudrama über Hanns Martin Schleyer und die RAF-Terroristen. Ist das Genre des Dokudramas ja eh schon fragwürdig (da Dokudramen Geschehnisse sehr stark interpretieren, diese Distanz zur Wahrheit aber oft nicht entsprechend reflektieren), so war „Todesspiel“ wohl eher Drama als Doku: Wer Schleyer oder die RAF vorher nicht kannte, wusste nach dem Gucken des Films auch nicht mehr, war aber sicher spannend und effektvoll unterhalten. Ich guckte damals mal in den Regalen der Bremer Uni-Bibliothek nach, was die zum Thema Breloer sagten – und traf auf ein Buch von ihm (und Ko-Autor Königstein) über einen lokalhistorischen Fall aus Hamburg – und auch da dasselbe: Verhinderung von historischem Verständnis durch die Anhäufung von historischen Fakten. Und „Die Manns“ war die höchste Verfeinerung dieser Methode: historische Fakten, leicht konsumierbar angemixt mit ausreichend bürgerlichem Leben (für die Zuschauer zum Sich-selber-Wiederfinden), aber auch genügend Homosexualität und Revolte (damit es spannend wird) – und natürlich ausreichend Genie und Kultur, damit wir nicht den Eindruck haben, platten mainstream zu gucken.
Wie dem auch sei – ich war verblüfft, Herrn Breloer selber nett zu finden. Er ist halt ein Kaufmann: ist richtig stolz darauf, mit welcher Disziplin und welchem wirklich professionellen Verhalten er sich in dem ihm neuen, noch etwas fremden Metier des Spielfilm-Regisseurs behauptet – dass er im Gegensatz zu anderen, vielleicht „künstlerischeren“, aber ökonomisch nachlässigeren Regisseuren eben nie „eine Million in den Sand“ setzt, auch nicht bei widrigen Umständen. Begeistert sich an den technischen Finessen, mit denen er es hingekriegt hat, seine Schauspieler in Lübeck ins Buddenbrookhaus gehen zu lassen und dann fast ohne Schnitt in der Diele ebendieses Hauses stehen zu lassen, obwohl es diese Diele seit den Bomben auf Lübeck im 2. Weltkrieg nicht mehr gibt und sie aufwändig im Kölner Studio nachgebaut wurde. Und begeistert sich vor allem für das ökonomische Geschick Thomas Manns, mit dem er seine „Buddenbrooks“ ungekürzt an den Verleger gebracht hat, wohl wissend, dass sie so – als konservative Familiensaga – den größten Erlös versprechen.
Recht hat er. Und sicher ist es nicht verkehrt, mit solcher Haltung an seine Arbeit heranzugehen. Nur ist das nicht meine Welt. An den „Buddenbrooks“ mag ich nicht die historische Präzision um der Präzision willen. Ich mag nicht den Kaufmann Thomas Buddenbrook und seine sentimentalen Gefühle. Ich mag die kleine Novelle, die dem Buddenbrook-Projekt tatsächlich zugrunde liegt: die Geschichte um den zarten Hanno (der unter seinem autoritären Vater Thomas leidet) und seinen Freund Kai Graf Mölln, den stillen Revolutionär und Adeligen des Herzens.
Wenn Thomas Buddenbrook seine Spekulationsgewinne in einer Missernte verliert, kann ich nur schadenfroh lächeln. Und wenn alle ins Kino laufen, die „Buddenbrooks“ ansehen, dann bleib ich zu Hause.
Eine gute Freundin nannte ihren Sohn Hanno. Kai wäre noch besser gewesen. Kai Graf Mölln „mit den staubigen Händen“ und seinem Gutshof, der ein Hühnerhof war. Das Edle ist nicht präzise und perfekt. Und daher meist auch nicht ökonomisch erfolgreich. Perfektion ist Mittelmaß.
Wie dem auch sei – ich war verblüfft, Herrn Breloer selber nett zu finden. Er ist halt ein Kaufmann: ist richtig stolz darauf, mit welcher Disziplin und welchem wirklich professionellen Verhalten er sich in dem ihm neuen, noch etwas fremden Metier des Spielfilm-Regisseurs behauptet – dass er im Gegensatz zu anderen, vielleicht „künstlerischeren“, aber ökonomisch nachlässigeren Regisseuren eben nie „eine Million in den Sand“ setzt, auch nicht bei widrigen Umständen. Begeistert sich an den technischen Finessen, mit denen er es hingekriegt hat, seine Schauspieler in Lübeck ins Buddenbrookhaus gehen zu lassen und dann fast ohne Schnitt in der Diele ebendieses Hauses stehen zu lassen, obwohl es diese Diele seit den Bomben auf Lübeck im 2. Weltkrieg nicht mehr gibt und sie aufwändig im Kölner Studio nachgebaut wurde. Und begeistert sich vor allem für das ökonomische Geschick Thomas Manns, mit dem er seine „Buddenbrooks“ ungekürzt an den Verleger gebracht hat, wohl wissend, dass sie so – als konservative Familiensaga – den größten Erlös versprechen.
Recht hat er. Und sicher ist es nicht verkehrt, mit solcher Haltung an seine Arbeit heranzugehen. Nur ist das nicht meine Welt. An den „Buddenbrooks“ mag ich nicht die historische Präzision um der Präzision willen. Ich mag nicht den Kaufmann Thomas Buddenbrook und seine sentimentalen Gefühle. Ich mag die kleine Novelle, die dem Buddenbrook-Projekt tatsächlich zugrunde liegt: die Geschichte um den zarten Hanno (der unter seinem autoritären Vater Thomas leidet) und seinen Freund Kai Graf Mölln, den stillen Revolutionär und Adeligen des Herzens.
Wenn Thomas Buddenbrook seine Spekulationsgewinne in einer Missernte verliert, kann ich nur schadenfroh lächeln. Und wenn alle ins Kino laufen, die „Buddenbrooks“ ansehen, dann bleib ich zu Hause.
Eine gute Freundin nannte ihren Sohn Hanno. Kai wäre noch besser gewesen. Kai Graf Mölln „mit den staubigen Händen“ und seinem Gutshof, der ein Hühnerhof war. Das Edle ist nicht präzise und perfekt. Und daher meist auch nicht ökonomisch erfolgreich. Perfektion ist Mittelmaß.
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Montag, 15. Dezember 2008
Ein orientalischer Kalauer
damals, 11:22h
Hitler rühmte sich, die Juden mit offenem Wesir bekämpft zu haben.
(hab ich mir nicht ausgedacht, hat wirklich ein Schüler geschrieben)
(hab ich mir nicht ausgedacht, hat wirklich ein Schüler geschrieben)
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Freitag, 5. Dezember 2008
Hat er nicht Recht?
damals, 14:23h
Wir erleben so viel, so hastig und so weihelos-undeutlich. Wir sind kein zuversichtliches Geschlecht, aber wir betasten viel zu viele Dinge; wir reden auch zu laut, zu schnell und von zu vielem; wir sind zur Anmut nicht gesund genug und allzu arm an innerer Musik.
Das schrieb mein Lieblingslyriker Hugo von Hofmannsthal 1892. Und es stimmt immer noch, für uns Blogger sowieso.
Das schrieb mein Lieblingslyriker Hugo von Hofmannsthal 1892. Und es stimmt immer noch, für uns Blogger sowieso.
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Sonntag, 30. November 2008
1. Advent
damals, 20:20h
Im Arbeitszimmer meiner Eltern standen (und stehen) zwei identische Schreibtische aus der Möbelfabrik Hellerau, mit deren Namen und Formenkanon sie Erinnerungen an die Aufbruchzeit der klassischen Moderne verbanden. Der von meiner Mutter immer relativ aufgeräumt, der von meinem Vater ständig überfüllt. Das war weiter kein Problem, denn er arbeitete im Büro, wo seine Sekretärin den Schreibtisch aufräumte. Auch wenn er sonntags was zu schreiben hatte, fuhr er ins Büro.
Ein Problem gab es nur, wenn mein Vater Geburtstag feierte (meine Mutter begann mit Geburtstagsfeiern erst, als die Kinder aus dem Haus warten und sie sich freier fühlte) und die Wohnung aufgeräumt aussehen musste. Er nahm dann meist einen großen Karton, warf den ganzen Schreibtischinhalt rein, schrieb das Datum drauf und ab in den Keller. Wenn die Kiste dann Wochen oder Monate später wieder geöffnet wurde, war das meiste verjährt und konnte getrost weggeworfen werden.
Wie man sieht, habe ich die väterlichen Wertvorstellungen verinnerlicht. Nur dass ich keine Sekretärin habe und in diesem Wust wirklich arbeite. Immerhin hab ich es heute geschafft, mal die Notizen und Kopien aus der Zeit meiner Dissertation wegzuwerfen, die ich sowieso nie wieder lese, vermutlich nicht mal mehr verstehen würde. Ein seltsames Gefühl, die aus elterlichem Ehrgeiz entstandenen Träume vom Wissenschaftler-Leben als zwei Kartons Altpapier im Treppenhaus stehen zu sehen: befreiend, aber auch traurig. Angekommen in der Ärmlichkeit des realen Lebens.
Aus einer der Kisten fiel beim Aufräumen ein kleines Figürchen mit Doktorhut, noch von der Party nach der Verteidigung – das hat sich gleich mein Sohn geschnappt, um es seiner Playmobil-Familie einzuverleiben. Und ich seh ihm dabei zu und konstruier mir aus der harmlosen Handlung ein Familien-Happy-End, das gar nicht stimmt, denn natürlich hätte auch mein Sohn lieber einen Direktor
zum Vater („Stimmt es, du bist der Chef!“ fragte er mich mit leuchtenden Augen, als er mitangehört hatte, wie ich von der Koordinierung dreier kleiner Alphabetisierungskurse erzählte).

Ein Problem gab es nur, wenn mein Vater Geburtstag feierte (meine Mutter begann mit Geburtstagsfeiern erst, als die Kinder aus dem Haus warten und sie sich freier fühlte) und die Wohnung aufgeräumt aussehen musste. Er nahm dann meist einen großen Karton, warf den ganzen Schreibtischinhalt rein, schrieb das Datum drauf und ab in den Keller. Wenn die Kiste dann Wochen oder Monate später wieder geöffnet wurde, war das meiste verjährt und konnte getrost weggeworfen werden.

Wie man sieht, habe ich die väterlichen Wertvorstellungen verinnerlicht. Nur dass ich keine Sekretärin habe und in diesem Wust wirklich arbeite. Immerhin hab ich es heute geschafft, mal die Notizen und Kopien aus der Zeit meiner Dissertation wegzuwerfen, die ich sowieso nie wieder lese, vermutlich nicht mal mehr verstehen würde. Ein seltsames Gefühl, die aus elterlichem Ehrgeiz entstandenen Träume vom Wissenschaftler-Leben als zwei Kartons Altpapier im Treppenhaus stehen zu sehen: befreiend, aber auch traurig. Angekommen in der Ärmlichkeit des realen Lebens.
Aus einer der Kisten fiel beim Aufräumen ein kleines Figürchen mit Doktorhut, noch von der Party nach der Verteidigung – das hat sich gleich mein Sohn geschnappt, um es seiner Playmobil-Familie einzuverleiben. Und ich seh ihm dabei zu und konstruier mir aus der harmlosen Handlung ein Familien-Happy-End, das gar nicht stimmt, denn natürlich hätte auch mein Sohn lieber einen Direktor
zum Vater („Stimmt es, du bist der Chef!“ fragte er mich mit leuchtenden Augen, als er mitangehört hatte, wie ich von der Koordinierung dreier kleiner Alphabetisierungskurse erzählte).

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Freitag, 28. November 2008
Mal wieder ein Kalauer aus meinen Korrekturen ...
damals, 12:41h
Die Beerdigung seiner Tante Frieda ist der nächste Einschnitt sowie ein Auffahrunfall.
-
Ist das nicht schön?
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Ist das nicht schön?
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Dienstag, 25. November 2008
Aus dem Nähkästchen geplaudert ...
damals, 01:05h
In der Politik sind immer die Details interessant. Ich hatte dienstlich einen Text zu lesen über die Ökonomisierung des sozialen Bereichs. War inhaltlich aber mau: Als Fazit kam nur heraus, dass jetzt im sozialen Bereich gespart wird, was zu Einbußen bei der Qualität der geleisteten Arbeit führt. Wer hätte das gedacht?!
Aber es gab ein interessantes Detail: Irgendwo am Rande wurde bemerkt, dass Sozialarbeiter ja zu allem Überdruss auch noch zusätzlichen Stress dadurch hätten, dass ihre Klienten einen „Karrieresprung“ gemacht hätten – „von Bedürftigen zu Kunden“ – wobei zu bedenken sei, dass diese aufgrund psychischer Einschränkungen ja auch nicht immer souverän reagierten.
Das kann man wohl sagen! Letzte Woche haben sich zwei erwachsene Frauen vor der Tür unserer Schule geprügelt; heute hatte ich eine Aussprache mit Herrn L., der nicht mehr zum Kurs kommen will, weil Frau M. sagt, dass er stinkt. Der reinste Kindergarten!
Aber wie dem auch sei: Das sind meine Kunden und ich bin kein Erzieher. Muss nur mit dafür sorgen, dass alles so weit möglich reibungslos läuft. Wenn mir jetzt jemand kommt und will das alte patriarchale System zurück, wo er schön von oben behütet und beschützt wird (z. B. mit ausreichend Gehalt), auf dass er auch nach unten schön behüten und beschützen kann und dabei ungeheuer wichtig sein – das macht mich aggressiv.
Ich finde die Entwicklung gut, bei der Bedürftige endlich auch als Erwachsene akzeptiert werden, so gestresst und neurotisch sie auch immer sein mögen. Ich hab auch keinen erzieherischen Impetus, meine Teilnehmer zu besseren Menschen machen zu wollen. Ich verkaufe eine Dienstleistung und fertig.
Diese Idee ist das Erfischende und Schöne an dem System, das allgemein mit dem Namen „Agenda 2010“ assoziiert wird. Es herrscht wirklich ein anderer Geist in den Einwanderer-Sprachkursen („Integrationssprachkurse“), die 2005 erfunden wurden - vergleicht man sie mit den herkömmlichen Arbeitslosen-Sprachkursen für Migranten („Maßnahmen“, wie sie entlarvenderweise heißen): Interesse, Orientierung an der Sache bei den Sprachkursen – Kontrolle, Dumpfheit bei den Maßnahmen.
Dass der Staat für die neuen, frischen Kurse lächerlich geringe Summen zahlt und dass deshalb jede Sprachschule möglichst viele der alten, tendenziell sinnlosen, aber besser bezahlten Arbeitsamts- und Arge-Maßnahmen an Land ziehen muss, das ist eine andere Sache.
Das ist wohl normal, dass bei Reformen immer gleich mit versucht wird, gewohnheitsmäßige Privilegien der jeweils Wehrlosesten abzuschaffen. Wer aber jetzt „Weg von der Agenda 2010 und zurück zu den guten, alten patriarchalen Strukturen!“ fordert, der vergisst, dass er vielleicht diese Strukturen, nie aber die Privilegien zurück bekommen wird.
Zum Papa-Kohl-Sozialstaat führt kein Weg zurück, Gott sei Dank! Was wir dadurch an Freiheit gewinnen, sollten wir festhalten; was wir dadurch an Lebensstandard verlieren, müssen wir wieder einklagen. Wenn mir bloß einer sagen könnte, wie!
Aber es gab ein interessantes Detail: Irgendwo am Rande wurde bemerkt, dass Sozialarbeiter ja zu allem Überdruss auch noch zusätzlichen Stress dadurch hätten, dass ihre Klienten einen „Karrieresprung“ gemacht hätten – „von Bedürftigen zu Kunden“ – wobei zu bedenken sei, dass diese aufgrund psychischer Einschränkungen ja auch nicht immer souverän reagierten.
Das kann man wohl sagen! Letzte Woche haben sich zwei erwachsene Frauen vor der Tür unserer Schule geprügelt; heute hatte ich eine Aussprache mit Herrn L., der nicht mehr zum Kurs kommen will, weil Frau M. sagt, dass er stinkt. Der reinste Kindergarten!
Aber wie dem auch sei: Das sind meine Kunden und ich bin kein Erzieher. Muss nur mit dafür sorgen, dass alles so weit möglich reibungslos läuft. Wenn mir jetzt jemand kommt und will das alte patriarchale System zurück, wo er schön von oben behütet und beschützt wird (z. B. mit ausreichend Gehalt), auf dass er auch nach unten schön behüten und beschützen kann und dabei ungeheuer wichtig sein – das macht mich aggressiv.
Ich finde die Entwicklung gut, bei der Bedürftige endlich auch als Erwachsene akzeptiert werden, so gestresst und neurotisch sie auch immer sein mögen. Ich hab auch keinen erzieherischen Impetus, meine Teilnehmer zu besseren Menschen machen zu wollen. Ich verkaufe eine Dienstleistung und fertig.
Diese Idee ist das Erfischende und Schöne an dem System, das allgemein mit dem Namen „Agenda 2010“ assoziiert wird. Es herrscht wirklich ein anderer Geist in den Einwanderer-Sprachkursen („Integrationssprachkurse“), die 2005 erfunden wurden - vergleicht man sie mit den herkömmlichen Arbeitslosen-Sprachkursen für Migranten („Maßnahmen“, wie sie entlarvenderweise heißen): Interesse, Orientierung an der Sache bei den Sprachkursen – Kontrolle, Dumpfheit bei den Maßnahmen.
Dass der Staat für die neuen, frischen Kurse lächerlich geringe Summen zahlt und dass deshalb jede Sprachschule möglichst viele der alten, tendenziell sinnlosen, aber besser bezahlten Arbeitsamts- und Arge-Maßnahmen an Land ziehen muss, das ist eine andere Sache.
Das ist wohl normal, dass bei Reformen immer gleich mit versucht wird, gewohnheitsmäßige Privilegien der jeweils Wehrlosesten abzuschaffen. Wer aber jetzt „Weg von der Agenda 2010 und zurück zu den guten, alten patriarchalen Strukturen!“ fordert, der vergisst, dass er vielleicht diese Strukturen, nie aber die Privilegien zurück bekommen wird.
Zum Papa-Kohl-Sozialstaat führt kein Weg zurück, Gott sei Dank! Was wir dadurch an Freiheit gewinnen, sollten wir festhalten; was wir dadurch an Lebensstandard verlieren, müssen wir wieder einklagen. Wenn mir bloß einer sagen könnte, wie!
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Freitag, 14. November 2008
Griechenland, Teil 8 und endlich der Schluss
damals, 11:51h
So war so ziemlich alles anders als gedacht, nur die letzten zwei Tage in Thessaloniki – das war wirklich Orient, wie ich ihn mir erträumt hatte: knatternde Mopeds und struppige Katzen unter unerträglich heißer Sonne, Blumentöpfe vor den Häusern in abschüssigen Gassen, spröde Neubauten durchmischt mit byzantinischen Kirchen und römischen Ruinen. An einer Stelle war ein ganzer großer Platz aufgebuddelt, man konnte runtersteigen und zwischen den Mauern eines römischen Kaiserpalastes umherwandeln, die aus den Kellern der umliegenden Hochhäuser herauswuchsen. Und unter dem Palast – das war in hier und da extra gegrabenen und schön verglasten Löchern zu besichtigen – schlummern die Fußböden noch älterer römischer Häuser. Dicht gedrängt um die Ausgrabung Straßencafés, Ramschläden, Taubenviehzeugs, ein herrliches Durcheinander, zu dem auch die verstrickte Familienstruktur im marmorgefliesten Haus der Gastgeberfamilie passte (das in der Tat die Nachbarhäuser um einiges überragte und einen entsprechend herrlichen Panoramablick auf Thessaloniki bot von diversen Balkons).
Als uns das Taxi zum Flughafen brachte, im Gepäck unter anderem etliche Tupperdosen mit Essbarem für den Schwiegersohn in Deutschland, fuhren wir an einer Stelle über einen simplen Wassergraben. Mich durchzuckte ein Heimatgefühl, und ich wusste wieder, was mir die zweieinhalb Wochen gefehlt hatte: die unscheinbaren Ufer deutscher Binnengewässer. Wasser, Kühle, Stille.
Als uns das Taxi zum Flughafen brachte, im Gepäck unter anderem etliche Tupperdosen mit Essbarem für den Schwiegersohn in Deutschland, fuhren wir an einer Stelle über einen simplen Wassergraben. Mich durchzuckte ein Heimatgefühl, und ich wusste wieder, was mir die zweieinhalb Wochen gefehlt hatte: die unscheinbaren Ufer deutscher Binnengewässer. Wasser, Kühle, Stille.
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Donnerstag, 23. Oktober 2008
Griechenland, Teil 7
damals, 00:40h
Aber wahrscheinlich mecker ich bloß aus Neid, weil die es einfach probieren ... beispielsweise Geld zu machen. So wie F.s Vater, der abends beim Bier (dessen Menge seine Frau streng überwachte, „wegen der Medikamente“) kichernd erzählte, welche Schleich- und Schmiergeldwege er gegangen ist, um auf seinem Grundstück das Klohäuschen zu errichten oder sein Haus in Thessaloniki aufzustocken, um für seine Tochter eine Wohnung zu bauen. Während ich mich nicht mal traute, das teuer gemietete Motorrad richtig zu nutzen, weil meine Frau und mein Sohn sich nicht trauten, mit aufzusitzen – oder jedenfalls nur, wenn wir mit ca. 30 km/h durch die Gegend tuckerten.
Und dann kam auch noch Besuch! Da darf man sich ja eigentlich nicht beschweren, denn wir waren ja auch selber welcher und wurden umsorgt und bekocht hinten und vorne, das einzige Problem war, dass wir es oft nicht schafften, die aufgetischten Speisen auch vollständig zu verzehren. Und in gleicher Fülle wie das Essen stellte sich eben auch Besuch ein, hielten Autos vor dem Gartentor, wurde sich hingesetzt und palawert. Einmal blieben unangemeldete Gäste sogar mehrere Tage (genau genommen länger als wir) – wir reagierten genervt, blieben die letzten zwei Tage auch über Mittag am Strand. Und wie immer hatte meine Frau die richtige Idee: Die letzte Nacht verbrachten wir auf Luftmatratzen hinten unter den Olivenbäumen. Ich war etwas ängstlich, aber es wurde eine herrliche Mondnacht und es kam keine Schlange und kein Skorpion – den fand ich am folgenden Tag im leeren Zelt.
Und dann kam auch noch Besuch! Da darf man sich ja eigentlich nicht beschweren, denn wir waren ja auch selber welcher und wurden umsorgt und bekocht hinten und vorne, das einzige Problem war, dass wir es oft nicht schafften, die aufgetischten Speisen auch vollständig zu verzehren. Und in gleicher Fülle wie das Essen stellte sich eben auch Besuch ein, hielten Autos vor dem Gartentor, wurde sich hingesetzt und palawert. Einmal blieben unangemeldete Gäste sogar mehrere Tage (genau genommen länger als wir) – wir reagierten genervt, blieben die letzten zwei Tage auch über Mittag am Strand. Und wie immer hatte meine Frau die richtige Idee: Die letzte Nacht verbrachten wir auf Luftmatratzen hinten unter den Olivenbäumen. Ich war etwas ängstlich, aber es wurde eine herrliche Mondnacht und es kam keine Schlange und kein Skorpion – den fand ich am folgenden Tag im leeren Zelt.
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