Dienstag, 23. Dezember 2008
Ein Pamphlet für das Genie
Meine Verbindung zur Welt ist, dass ich manchmal in N3 die Talk Show gucke. Am Freitag kam Heinrich Breloer, um seinen neuen Film zu promoten: „Die Buddenbrooks“, wie Ihr sicher alle wisst. Da war ich doch ziemlich neugierig, den Mann mal zu Gesicht zu bekommen, den ich so überhaupt nicht abkann. Warum so aggressiv? Werdet ihr fragen. Na, wegen „Todesspiel“ von 1997, einem Dokudrama über Hanns Martin Schleyer und die RAF-Terroristen. Ist das Genre des Dokudramas ja eh schon fragwürdig (da Dokudramen Geschehnisse sehr stark interpretieren, diese Distanz zur Wahrheit aber oft nicht entsprechend reflektieren), so war „Todesspiel“ wohl eher Drama als Doku: Wer Schleyer oder die RAF vorher nicht kannte, wusste nach dem Gucken des Films auch nicht mehr, war aber sicher spannend und effektvoll unterhalten. Ich guckte damals mal in den Regalen der Bremer Uni-Bibliothek nach, was die zum Thema Breloer sagten – und traf auf ein Buch von ihm (und Ko-Autor Königstein) über einen lokalhistorischen Fall aus Hamburg – und auch da dasselbe: Verhinderung von historischem Verständnis durch die Anhäufung von historischen Fakten. Und „Die Manns“ war die höchste Verfeinerung dieser Methode: historische Fakten, leicht konsumierbar angemixt mit ausreichend bürgerlichem Leben (für die Zuschauer zum Sich-selber-Wiederfinden), aber auch genügend Homosexualität und Revolte (damit es spannend wird) – und natürlich ausreichend Genie und Kultur, damit wir nicht den Eindruck haben, platten mainstream zu gucken.
Wie dem auch sei – ich war verblüfft, Herrn Breloer selber nett zu finden. Er ist halt ein Kaufmann: ist richtig stolz darauf, mit welcher Disziplin und welchem wirklich professionellen Verhalten er sich in dem ihm neuen, noch etwas fremden Metier des Spielfilm-Regisseurs behauptet – dass er im Gegensatz zu anderen, vielleicht „künstlerischeren“, aber ökonomisch nachlässigeren Regisseuren eben nie „eine Million in den Sand“ setzt, auch nicht bei widrigen Umständen. Begeistert sich an den technischen Finessen, mit denen er es hingekriegt hat, seine Schauspieler in Lübeck ins Buddenbrookhaus gehen zu lassen und dann fast ohne Schnitt in der Diele ebendieses Hauses stehen zu lassen, obwohl es diese Diele seit den Bomben auf Lübeck im 2. Weltkrieg nicht mehr gibt und sie aufwändig im Kölner Studio nachgebaut wurde. Und begeistert sich vor allem für das ökonomische Geschick Thomas Manns, mit dem er seine „Buddenbrooks“ ungekürzt an den Verleger gebracht hat, wohl wissend, dass sie so – als konservative Familiensaga – den größten Erlös versprechen.
Recht hat er. Und sicher ist es nicht verkehrt, mit solcher Haltung an seine Arbeit heranzugehen. Nur ist das nicht meine Welt. An den „Buddenbrooks“ mag ich nicht die historische Präzision um der Präzision willen. Ich mag nicht den Kaufmann Thomas Buddenbrook und seine sentimentalen Gefühle. Ich mag die kleine Novelle, die dem Buddenbrook-Projekt tatsächlich zugrunde liegt: die Geschichte um den zarten Hanno (der unter seinem autoritären Vater Thomas leidet) und seinen Freund Kai Graf Mölln, den stillen Revolutionär und Adeligen des Herzens.
Wenn Thomas Buddenbrook seine Spekulationsgewinne in einer Missernte verliert, kann ich nur schadenfroh lächeln. Und wenn alle ins Kino laufen, die „Buddenbrooks“ ansehen, dann bleib ich zu Hause.
Eine gute Freundin nannte ihren Sohn Hanno. Kai wäre noch besser gewesen. Kai Graf Mölln „mit den staubigen Händen“ und seinem Gutshof, der ein Hühnerhof war. Das Edle ist nicht präzise und perfekt. Und daher meist auch nicht ökonomisch erfolgreich. Perfektion ist Mittelmaß.

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Montag, 15. Dezember 2008
Ein orientalischer Kalauer
Hitler rühmte sich, die Juden mit offenem Wesir bekämpft zu haben.

(hab ich mir nicht ausgedacht, hat wirklich ein Schüler geschrieben)

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Freitag, 5. Dezember 2008
Hat er nicht Recht?
Wir erleben so viel, so hastig und so weihelos-undeutlich. Wir sind kein zuversichtliches Geschlecht, aber wir betasten viel zu viele Dinge; wir reden auch zu laut, zu schnell und von zu vielem; wir sind zur Anmut nicht gesund genug und allzu arm an innerer Musik.

Das schrieb mein Lieblingslyriker Hugo von Hofmannsthal 1892. Und es stimmt immer noch, für uns Blogger sowieso.

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Sonntag, 30. November 2008
1. Advent
Im Arbeitszimmer meiner Eltern standen (und stehen) zwei identische Schreibtische aus der Möbelfabrik Hellerau, mit deren Namen und Formenkanon sie Erinnerungen an die Aufbruchzeit der klassischen Moderne verbanden. Der von meiner Mutter immer relativ aufgeräumt, der von meinem Vater ständig überfüllt. Das war weiter kein Problem, denn er arbeitete im Büro, wo seine Sekretärin den Schreibtisch aufräumte. Auch wenn er sonntags was zu schreiben hatte, fuhr er ins Büro.
Ein Problem gab es nur, wenn mein Vater Geburtstag feierte (meine Mutter begann mit Geburtstagsfeiern erst, als die Kinder aus dem Haus warten und sie sich freier fühlte) und die Wohnung aufgeräumt aussehen musste. Er nahm dann meist einen großen Karton, warf den ganzen Schreibtischinhalt rein, schrieb das Datum drauf und ab in den Keller. Wenn die Kiste dann Wochen oder Monate später wieder geöffnet wurde, war das meiste verjährt und konnte getrost weggeworfen werden.

Wie man sieht, habe ich die väterlichen Wertvorstellungen verinnerlicht. Nur dass ich keine Sekretärin habe und in diesem Wust wirklich arbeite. Immerhin hab ich es heute geschafft, mal die Notizen und Kopien aus der Zeit meiner Dissertation wegzuwerfen, die ich sowieso nie wieder lese, vermutlich nicht mal mehr verstehen würde. Ein seltsames Gefühl, die aus elterlichem Ehrgeiz entstandenen Träume vom Wissenschaftler-Leben als zwei Kartons Altpapier im Treppenhaus stehen zu sehen: befreiend, aber auch traurig. Angekommen in der Ärmlichkeit des realen Lebens.
Aus einer der Kisten fiel beim Aufräumen ein kleines Figürchen mit Doktorhut, noch von der Party nach der Verteidigung – das hat sich gleich mein Sohn geschnappt, um es seiner Playmobil-Familie einzuverleiben. Und ich seh ihm dabei zu und konstruier mir aus der harmlosen Handlung ein Familien-Happy-End, das gar nicht stimmt, denn natürlich hätte auch mein Sohn lieber einen Direktor
zum Vater („Stimmt es, du bist der Chef!“ fragte er mich mit leuchtenden Augen, als er mitangehört hatte, wie ich von der Koordinierung dreier kleiner Alphabetisierungskurse erzählte).

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Freitag, 28. November 2008
Mal wieder ein Kalauer aus meinen Korrekturen ...
Die Beerdigung seiner Tante Frieda ist der nächste Einschnitt sowie ein Auffahrunfall.
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Ist das nicht schön?

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Dienstag, 25. November 2008
Aus dem Nähkästchen geplaudert ...
In der Politik sind immer die Details interessant. Ich hatte dienstlich einen Text zu lesen über die Ökonomisierung des sozialen Bereichs. War inhaltlich aber mau: Als Fazit kam nur heraus, dass jetzt im sozialen Bereich gespart wird, was zu Einbußen bei der Qualität der geleisteten Arbeit führt. Wer hätte das gedacht?!
Aber es gab ein interessantes Detail: Irgendwo am Rande wurde bemerkt, dass Sozialarbeiter ja zu allem Überdruss auch noch zusätzlichen Stress dadurch hätten, dass ihre Klienten einen „Karrieresprung“ gemacht hätten – „von Bedürftigen zu Kunden“ – wobei zu bedenken sei, dass diese aufgrund psychischer Einschränkungen ja auch nicht immer souverän reagierten.
Das kann man wohl sagen! Letzte Woche haben sich zwei erwachsene Frauen vor der Tür unserer Schule geprügelt; heute hatte ich eine Aussprache mit Herrn L., der nicht mehr zum Kurs kommen will, weil Frau M. sagt, dass er stinkt. Der reinste Kindergarten!
Aber wie dem auch sei: Das sind meine Kunden und ich bin kein Erzieher. Muss nur mit dafür sorgen, dass alles so weit möglich reibungslos läuft. Wenn mir jetzt jemand kommt und will das alte patriarchale System zurück, wo er schön von oben behütet und beschützt wird (z. B. mit ausreichend Gehalt), auf dass er auch nach unten schön behüten und beschützen kann und dabei ungeheuer wichtig sein – das macht mich aggressiv.
Ich finde die Entwicklung gut, bei der Bedürftige endlich auch als Erwachsene akzeptiert werden, so gestresst und neurotisch sie auch immer sein mögen. Ich hab auch keinen erzieherischen Impetus, meine Teilnehmer zu besseren Menschen machen zu wollen. Ich verkaufe eine Dienstleistung und fertig.
Diese Idee ist das Erfischende und Schöne an dem System, das allgemein mit dem Namen „Agenda 2010“ assoziiert wird. Es herrscht wirklich ein anderer Geist in den Einwanderer-Sprachkursen („Integrationssprachkurse“), die 2005 erfunden wurden - vergleicht man sie mit den herkömmlichen Arbeitslosen-Sprachkursen für Migranten („Maßnahmen“, wie sie entlarvenderweise heißen): Interesse, Orientierung an der Sache bei den Sprachkursen – Kontrolle, Dumpfheit bei den Maßnahmen.
Dass der Staat für die neuen, frischen Kurse lächerlich geringe Summen zahlt und dass deshalb jede Sprachschule möglichst viele der alten, tendenziell sinnlosen, aber besser bezahlten Arbeitsamts- und Arge-Maßnahmen an Land ziehen muss, das ist eine andere Sache.
Das ist wohl normal, dass bei Reformen immer gleich mit versucht wird, gewohnheitsmäßige Privilegien der jeweils Wehrlosesten abzuschaffen. Wer aber jetzt „Weg von der Agenda 2010 und zurück zu den guten, alten patriarchalen Strukturen!“ fordert, der vergisst, dass er vielleicht diese Strukturen, nie aber die Privilegien zurück bekommen wird.
Zum Papa-Kohl-Sozialstaat führt kein Weg zurück, Gott sei Dank! Was wir dadurch an Freiheit gewinnen, sollten wir festhalten; was wir dadurch an Lebensstandard verlieren, müssen wir wieder einklagen. Wenn mir bloß einer sagen könnte, wie!

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Freitag, 14. November 2008
Griechenland, Teil 8 und endlich der Schluss
So war so ziemlich alles anders als gedacht, nur die letzten zwei Tage in Thessaloniki – das war wirklich Orient, wie ich ihn mir erträumt hatte: knatternde Mopeds und struppige Katzen unter unerträglich heißer Sonne, Blumentöpfe vor den Häusern in abschüssigen Gassen, spröde Neubauten durchmischt mit byzantinischen Kirchen und römischen Ruinen. An einer Stelle war ein ganzer großer Platz aufgebuddelt, man konnte runtersteigen und zwischen den Mauern eines römischen Kaiserpalastes umherwandeln, die aus den Kellern der umliegenden Hochhäuser herauswuchsen. Und unter dem Palast – das war in hier und da extra gegrabenen und schön verglasten Löchern zu besichtigen – schlummern die Fußböden noch älterer römischer Häuser. Dicht gedrängt um die Ausgrabung Straßencafés, Ramschläden, Taubenviehzeugs, ein herrliches Durcheinander, zu dem auch die verstrickte Familienstruktur im marmorgefliesten Haus der Gastgeberfamilie passte (das in der Tat die Nachbarhäuser um einiges überragte und einen entsprechend herrlichen Panoramablick auf Thessaloniki bot von diversen Balkons).
Als uns das Taxi zum Flughafen brachte, im Gepäck unter anderem etliche Tupperdosen mit Essbarem für den Schwiegersohn in Deutschland, fuhren wir an einer Stelle über einen simplen Wassergraben. Mich durchzuckte ein Heimatgefühl, und ich wusste wieder, was mir die zweieinhalb Wochen gefehlt hatte: die unscheinbaren Ufer deutscher Binnengewässer. Wasser, Kühle, Stille.

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Donnerstag, 23. Oktober 2008
Griechenland, Teil 7
Aber wahrscheinlich mecker ich bloß aus Neid, weil die es einfach probieren ... beispielsweise Geld zu machen. So wie F.s Vater, der abends beim Bier (dessen Menge seine Frau streng überwachte, „wegen der Medikamente“) kichernd erzählte, welche Schleich- und Schmiergeldwege er gegangen ist, um auf seinem Grundstück das Klohäuschen zu errichten oder sein Haus in Thessaloniki aufzustocken, um für seine Tochter eine Wohnung zu bauen. Während ich mich nicht mal traute, das teuer gemietete Motorrad richtig zu nutzen, weil meine Frau und mein Sohn sich nicht trauten, mit aufzusitzen – oder jedenfalls nur, wenn wir mit ca. 30 km/h durch die Gegend tuckerten.
Und dann kam auch noch Besuch! Da darf man sich ja eigentlich nicht beschweren, denn wir waren ja auch selber welcher und wurden umsorgt und bekocht hinten und vorne, das einzige Problem war, dass wir es oft nicht schafften, die aufgetischten Speisen auch vollständig zu verzehren. Und in gleicher Fülle wie das Essen stellte sich eben auch Besuch ein, hielten Autos vor dem Gartentor, wurde sich hingesetzt und palawert. Einmal blieben unangemeldete Gäste sogar mehrere Tage (genau genommen länger als wir) – wir reagierten genervt, blieben die letzten zwei Tage auch über Mittag am Strand. Und wie immer hatte meine Frau die richtige Idee: Die letzte Nacht verbrachten wir auf Luftmatratzen hinten unter den Olivenbäumen. Ich war etwas ängstlich, aber es wurde eine herrliche Mondnacht und es kam keine Schlange und kein Skorpion – den fand ich am folgenden Tag im leeren Zelt.

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Freitag, 17. Oktober 2008
Griechenland, Teil 6
F.s Vater erläuterte einiges zum Hintergrund: 5000 Euro im Jahr zahlt die Bar an die Forstverwaltung – das muss erst mal wieder reinkommen. Delikaterweise steht die Bar überdies gar nicht auf öffentlichem Gelände, sondern auf einem hinter dem Strand liegenden Grundstück, das einer Gruppe von achtzig Besitzern gehört, die aber unorganisiert und handlungsunfähig ist – daher wohl auch die vielen Wildcamper, von denen die meisten schon seit vielen Jahren hierher kommen.
Diese Wild-Camper, überwiegend Griechen, Ungarn und Bewohner der Jugoslawien-Nachfolgestaaten, auch ein paar Italiener und Bulgaren, umlagerten auch die beiden kleineren, etwas steinigeren Nachbarbuchten, beschallten den Wald mit Balkanrock aus den Autoradios und durchzogen das Unterholz mit „Klopapier-Alleen“. Immerhin war es üblich, den Müll in Plastiktüten zu sammeln und – am spitzen Finger aus dem Autofenster hängend – zum Container am Rand der Landstraße zu transportieren.
Im Moment aber findet ein Umschwung statt, eine Kommerzialisierung, die in anderen Teilen Griechenlands schon vor zehn bis zwanzig Jahren stattgefunden hat. Im nächsten Sommer soll in der nächsten Bucht eine Beach-Bar entstehen. So wie der Balkanrock eines Abends, als wir vom Baden zurückkamen, plötzlich überwummert wurde von Technobeats aus einem schwarzen Audi, die zugehörigen jungen Männer (Griechen) versuchten mit verklemmten Tanzbewegungen, das Decken des abendlichen Campingtischs zum Event hochzustilisieren – ungelenk wie unsere halblegale Beach-Bar, die mit ihren Frappés und Strohsonnenschirmen vergeblich versuchte, den gemischten Badebetrieb ins jugendlich Hippe zu wenden – aber natürlich auch kein Klo hatte. Professionell dagegen war der große Campingplatz (mit Parkplatz, Supermarkt und sanitären Einrichtungen), der die Freitag- und Samstagnächste hindurch die ganze Gegend überdröhnte, so dass wir noch drei Kilometer weiter nicht schlafen konnten.

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Dienstag, 14. Oktober 2008
Griechenland, Teil 5
Entsprechend übermüdet saßen wir an unserem Tag in S. am Strand, wo wir nach Cafébesuch und Motorradausleihe erst gegen Mittag eintrafen. Es war knallig heiß und die mitgebrachte Strandmuschel (von Jacko-o, dem Reiche-Leute-Kinder-Versandhaus, mit Lichtschutzfaktor 50!) die einzige Rettung. Während Frau und Kind sich in der Hitze vergnügte, döste ich in der Muschel. Und die folgenden Nächte wechselten wir (das hatten die freundlichen Gastgeber ausdrücklich angeboten) in den Wohnwagen der Eltern.
Natürlich ging das nicht mehr, als die selbst für ein paar Tage eintrafen, kutschiert von ihrer Tochter, die auch einen Tag blieb, uns einmal um die Halbinsel fuhr und uns ein Dorf zeigte, wo ich zum ersten Mal den Eindruck hatte, richtig in Griechenland zu sein, wie man es sich vorstellt: ein abgelegenes Bergdorf, ab 1970 endgültig verlassen, jetzt wird es wiederbesiedelt, ist richtig in Mode gekommen, als Hochzeitsort, auch als Ziel von Reisebussen. Die Häuschen werden nach strengen staatlichen Vorgaben restauriert von reichen Leuten, überwiegend Deutschen, und werden nur im Sommer als Ferienhäuschen benutzt.
F. kescherte uns auch auf, als es Ärger gab mit der Strandmuschel. Die Betreiber der Beach-Bar mochten sie nicht dulden. Auf unsere Nachfrage, wieso, diese wäre doch eine „public beach“, entgegneten sie: Ja, das wäre ja auch nicht von ihnen, sondern wäre Auflage der Polizei. Unsere Strandmuschel wäre als Zelt zu betrachten und Zelten hier verboten. Letzteres zweifellos richtig, wenn auch absurd, war doch der ganze Abhang über Bucht mit verbotenen, aber tolerierten Zelten von Wildcampern übersät. Es war schon klar, dass es um etwas anderes ging – ein günstiges Klima zu schaffen für Jugendliche, die ihre Drinks kaufen, im Gegensatz zu weitgehend konsumresistenten Familien wie uns.

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