Samstag, 8. Juni 2013
Männer-Jammern, die hundertste: „You can leave your hat on“
Ich hatte heute eine Wartezeit zu absolvieren, unter Musikbeschallung, und musste Joe Cocker Randy Newmans Lied „You can leave your hat on“ singen hören. Meine Güte! Joe Cocker fand ich mal toll, Randy Newman auch. Aber das – war einfach nur ätzend.
Wenn ich mich rückblickend besinne, fällt mir auf, dass ich die beiden aus demselben Grund toll fand: wegen ihres gebrochenen Machotums. An Joe Cocker mochte ich die unbeholfene, beinah dysfunktional wirkende Vulgarität (seine berühmten krampfhaften Verrenkungen beim Singen), die am Beginn seiner poppigen Phase in den achtziger Jahren eigentlich noch besser (weil kühler begleitet) wirkte. Und an Randy Newman liebte ich das Gebrochene seiner fetten Südstaaten-Mentalität, den Witz, mit dem er seine Verwunderung über die eigene Haltung zum Ausdruck brachte. Auch ich fühlte mich so als Jugendlicher: als verhinderter Macho.
Inzwischen sind wir alle in die Lebensphase eingetreten, die man „erwachsen“ nennt. Joe Cocker hat seine Verkorkstheit so weit kommerziell repariert, dass er als bürgerlich angesehener Voll-Macho durchgehen kann. Randy Newman schreibt, soweit ich höre, Filmmusik, und hat sich also auf die angestammte Branche seiner Familie besonnen. Und ich höre keine Musik mehr. So pflegt jeder seine Minimallösungen.

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