Mittwoch, 29. Mai 2013
Kleiner Verriss zwischendurch: Ich fordere mehr Gerechtigkeit bei der Buchpreisvergabe!
Zum dritten Mal erscheint nun dieses Buch ungefragt in unserem Haushalt, und deshalb will ich nun doch kurz erklären, weshalb ich „In Zeiten des abnehmenden Lichts“ von Eugen Ruge beim ersten Mal interessiert zur Hand genommen, nach 50 Seiten aber als unbrauchbar weggelegt habe.
Es ist sprachlich unspektakulär, zurückhaltend im Stil und doch locker geschrieben, leicht lesbar – und dennoch kein Lesegenuss, eher ein bisschen nörgelig, leicht pauschalisierend, ironisierend, von der Handlung her zwar im Wesentlichen glaubhaft, aber nirgends wahr, direkt, authentisch (jedenfalls so weit ich gelesen habe) – da ist immer ein Abstand, eine dünne Schicht Klischeehaftigkeit über den Figuren, so dass die Charaktere zwar noch erkennbar bleiben, aber nirgends geht es wirklich zur Sache, das tut keinem weh, stimmt irgendwie ungefähr und regt keinen auf, so mein Eindruck. Kurzum: unbedeutend.
Vor Jahren hab ich mal ein Buch geschenkt bekommen: „Solsbüll“ von Jochen Missfeldt, das ich ähnlich empfunden habe: sprachkünstlerisch bescheiden, aber solide erzählt, manchmal etwas holzschnittartig, aber doch sinnvoll im Ganzen. Dieses Buch schätze ich, ohne es sehr zu mögen, es braucht halt diese poetae minores, sie machen die Literaturlandschaft reicher. Hier hätte auch der betuliche Familienroman von Ruge einen guten Platz und ich würde Ruge vielleicht mehr schätzen, wäre er nicht schon so überschätzt.
Dass ich „Solsbüll“ im Gegensatz zu Ruges Buch zuende gelesen habe, mag daran liegen, dass ich Missfeldts etwas anstrengende Ernsthaftigkeit letztendlich höher achte als Ruges distanziert plaudernden Ton. Aber vielleicht ist es auch einfach nur das Thema: Missfeldt schrieb über norddeutsche Hebammen auf dem platten Lande – und das ist allemal spannender als zum hundertsten Mal die DDR-Oberschicht.
Alles eine Frage der Balance und gerechten Verteilung!

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