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Sonntag, 18. September 2011
Wenns dem Esel zu gut geht, schickt Gott ihm eine Finanzkrise
damals, 18:18h
Ich muss gestehen, dass ich grad gar keine apokalyptischen oder Untergangsgefühle habe, obwohl entsprechende Nachrichten täglich auf uns herab rieseln. Neulich kam mein Sohn morgens verschlafen in die Küche, und als ich hinzukam, meldete er: „Die bauen grade einen Rettungsfallschirm oder sowas – ich habs nicht ganz verstanden.“ Ich auch nicht, aber es geht mich auch nichts an. Vor ein paar Jahren, als mit der Leman-Pleite die große Panik ausbrach, haben in meinem Umkreis auch nur Leute Geld verloren, die welches überzählig und irgendwo geparkt hatten. Die Verlustängste derjenigen, die sowieso schon zu viel haben, muss ich doch nicht teilen.
Ja, ich weiß, das kann auch schlimmer kommen. Aber auch 1930/32 kam es, soweit ich informiert bin, zu keiner Hungersnot, jedenfalls nicht in dem Sinne wie nach dem Krieg, in den dann alle panisch gerannt sind. Jedenfalls in den Familien meiner beiden Großeltern, die nun alles andere als reich waren, da gab es wohl teilweise Arbeitslosigkeit und auch wirkliche Armut – aber durchgekommen sind sie alle irgendwie, als intakte Familien. Das schlimmste, was es damals gab, war wie gesagt die Panik, die so viele, Arbeiter und Industrielle, in die Arme der Nazis und damit wirklich in die Katastrophe trieb.
Es gab damals sogar etwas Gutes, das sich parallel zu den ökonomisch-politischen Katstrophen vollzog: Der überhitzte Modernismus der Golden Twenties kam aus der Mode, mit all seinen expressionistischen O-Welt-Schreiern, stattdessen traute sich Remarque endlich mit „Im Westen nichts Neues“ raus, und kurz darauf schrieb Anna Seghers ihre beiden großen Romane, die wohl modern waren, aber kein weltferner Experimentierkram à la „Berlin Alexanderplatz“, sondern menschlich und konkret. Die Malerei der Neuen Sachlichkeit verlor ihre Kälte. Und Bonhoeffer, eben noch abgehobener Theologie-Aufsteiger, entwickelte seine Vorstellung von der Erneuerung lebbaren evangelischen Glaubens.
Wäre das nicht schön: heute etwas Ähnliches?! Beim Film scheint es ja schon in diese Richtung zu gehen: Statt Rainer Werner Fassbinder sieht man Maren Ade, statt Volker Schlöndorff Fatih Akin. Jetzt müsste nur noch ... aber ich komme vom Thema ab, daher nur noch ein kleines Schlusswort: Dass ein Welt-Finanz-System, das keiner, aber auch keiner der Beteiligten je mit gutem Gewissen vorangetrieben hat, dass das nun auch den Boden der Tatsachen zusammenstürzt, darüber kann doch keiner wirklich böse sein.
Ja, ich weiß, das kann auch schlimmer kommen. Aber auch 1930/32 kam es, soweit ich informiert bin, zu keiner Hungersnot, jedenfalls nicht in dem Sinne wie nach dem Krieg, in den dann alle panisch gerannt sind. Jedenfalls in den Familien meiner beiden Großeltern, die nun alles andere als reich waren, da gab es wohl teilweise Arbeitslosigkeit und auch wirkliche Armut – aber durchgekommen sind sie alle irgendwie, als intakte Familien. Das schlimmste, was es damals gab, war wie gesagt die Panik, die so viele, Arbeiter und Industrielle, in die Arme der Nazis und damit wirklich in die Katastrophe trieb.
Es gab damals sogar etwas Gutes, das sich parallel zu den ökonomisch-politischen Katstrophen vollzog: Der überhitzte Modernismus der Golden Twenties kam aus der Mode, mit all seinen expressionistischen O-Welt-Schreiern, stattdessen traute sich Remarque endlich mit „Im Westen nichts Neues“ raus, und kurz darauf schrieb Anna Seghers ihre beiden großen Romane, die wohl modern waren, aber kein weltferner Experimentierkram à la „Berlin Alexanderplatz“, sondern menschlich und konkret. Die Malerei der Neuen Sachlichkeit verlor ihre Kälte. Und Bonhoeffer, eben noch abgehobener Theologie-Aufsteiger, entwickelte seine Vorstellung von der Erneuerung lebbaren evangelischen Glaubens.
Wäre das nicht schön: heute etwas Ähnliches?! Beim Film scheint es ja schon in diese Richtung zu gehen: Statt Rainer Werner Fassbinder sieht man Maren Ade, statt Volker Schlöndorff Fatih Akin. Jetzt müsste nur noch ... aber ich komme vom Thema ab, daher nur noch ein kleines Schlusswort: Dass ein Welt-Finanz-System, das keiner, aber auch keiner der Beteiligten je mit gutem Gewissen vorangetrieben hat, dass das nun auch den Boden der Tatsachen zusammenstürzt, darüber kann doch keiner wirklich böse sein.
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