Mittwoch, 26. Oktober 2011
Das erste Bier
Eigentlich gibt es keinen Grund, das erste Bier zu trinken. Sicher, es ist nicht schön, dass es schon dunkel ist, wenn die Teamsitzung endet, und dass dir der Magen hängt, weil es nur Fastfood zum Mittag gab. Aber du hast ja zum Handy gegriffen, hast dich vergewissert, dass Frau und Kind zu Hause warten, dass du nur schnell dorthin radeln musst, wo ein Abendbrot für dich bereit steht.
Trotzdem fährst du an der Tanke vorbei, nur für das Bier, klopfst an der nächsten verfügbaren Stahlkante den Kronkorken ab und lässt die ersten Schlucke in dich hineinlaufen. Denn im engeren Sinne, auf der Zunge, schmeckt das ja gar nicht, so ein Tankstellenbier. Aber im Magen, da breitet sich so ein wohilg-warmes Gefühl aus, ein bisschen wie beim Suppeessen, wo man als Mann und Fleischesser ja auch erst nicht so recht Appetit hat meistens, aber dann schnell der Behaglichkeit erliegt. Beim Bier kommt hinzu, dass es sofort auch im Kopf wirkt. Die Gassi gehenden Köter, die heute Morgen noch genervt haben, wirken jetzt im dunklen Stadtpark plötzlich wie magisch mit ihren Leuchthalsbändern; die Wolken, die Bäume, der Herbstgeruch umhüllen dich sanft und lassen dich in ein Vergessen fallen, das wunderbar nach „da sein“ schmeckt.
Schade nur, dass schon an der Hohen Luft wieder Klarheit herrscht im Kopf und man nur ein Malocher ist, der zu spät nach Hause radelt. Natürlich könnte man nachfüllen – wofür Bier allerdings ein recht langweiliges Mittel wäre, da schon lieber schrill und heftig Obstler oder elegant kommunikativ Wein. Oder, sollte man noch Freunde treffen, so ein langsames Party-Saufen, das einfach den Pegel hält und die Stimmung nicht absacken lässt. Aber das ist letztendlich Normalität. Das kann man immer haben. Nur dieses erste, einsame Bier, das einen sanft aus dem Alltag löst und in die eigenen Träume fallen lässt - das kann man nicht wiederholen.

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