Dienstag, 10. Juli 2007
Briefe 1 und 2
* 10.2., von Antje
... Aber, ich verstehe es ja schon, doch glaube nicht, daß das dort drüben meine Welt wäre. Worum ginge es denn dabei? Um die Freiheit, um die große Welt samt ihren Raffinessen. Gut,gut, schau dich in den Straßen um und sehe die blassen Gesichter, kaputt vom Herumlungern in Grünpflanzenbüros - von Sinnlosigkeit - Stumpfsinn; aber denke doch nur was für eine Aufgabe, natürlich nicht für dich oder mich - oder irgendwie doch. Reden. Reden, offener werden, aber das sagt sich alles sehr einfach. Ich glaube, wer hier nicht durchkommt, na drüben erst recht nicht; schon gar nicht, wenn er fremd und unbeholfen ist, wie wir "Ostis". Aber vielleicht könnte man sich bei uns viel größere Freiheiten schaffen, viel freier, sogar offener denken als - sonstwo ...

* Zettel aus einem Andreas- Paket Hinweis für den Zoll der DDR
Sehr geehrte Damen und Herren!
Aufgrund der Lektüre des "Neuen Deutschland" (s. Artikel Stephan Hermlins zum 75. Geburtstag von Stefan Heym) geht der Absender des Pakets davon aus, daß der Titel "Ahasver" nicht länger in der Liste der verbotenen Gegenstände (Ziffer 2.1.6.1.) aufgeführt ist.
Mit freundlichen Grüßen A. P.

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Zum neuen Thema
In jeder richtigen Talkshow zaubert der Gast am Ende immer einen Zettel mit Konzertterminen oder eine Ausgabe seines neuen Buches aus der Hosentasche, und so will auch ich’s halten, hier in der Privatrederunde, wo natürlich alles eine Nummer kleiner ist: Mein Buch hat nur eine Auflage von 30 Exemplaren, aber eine echte ISBN-Nummer (3-00-020299-4) und ist im Buchhandel oder bei mir bestellbar – und in der Buchhandlung Christiansen in HH-Ottensen sogar vorrätig. Aber wenn Sie mich fragen – der Armeetext ist schon das beste aus diesem Buch, das andere hat mehr Liebhaberwert. Dennoch hier der Werbehinweis:

Und jetzt habe ich, wie angekündigt, noch was aus der Schublade: meine kleine Briefsammlung aus dem Wendejahr 1989. Die lag wirklich bestimmt schon zehn Jahre in meinem Krimskrams rum. Erst die Lektüre von Kempowskis Echolot (dessen Idee mich faszinierte, dessen Tendenz mich nervte und dessen Erfolg mich mit Neid erfüllte) bewog mich, nun auch mein kleines Echolötchen ans Tageslicht zu befördern. Das zu tun, geht zwar an die Grauzone des Legalen – denn alle Texte sind echt, und ich habe die Urheber nicht nach ihren Rechten gefragt. Größerenteils wüsste ich aber nach so langer Zeit auch gar nicht mehr, wie ich sie kontaktieren sollte. Und die eine, die ich fragte (damals meine Freundin), fand’s gut – ich hoffe, die anderen auch, sollten sie davon erfahren. Außerdem handelt es sich ja um Textausschnitte, keine ganzen Briefe, und wenn ich mich richtig erinnere, darf man das auch ohne Autor-Autorisation zitieren. Und Kempowskis Trick, den ich hier auch angewendet habe, finde ich einfach richtig gut: meine persönliche Sicht der Dinge sagen und dabei ganz objektiv tun, da ich ja alles aus den Worten der anderen montiere.
Ich habe allerdings außer meinem alle Namen geändert – Persönlichkeitsrechte möchte ich schon achten, sie sind allemal wichtiger als Urheberrechte.
Nun muss ich ein bisschen die Personen vorstellen, damit man sich einen Reim auf alles machen kann. Also, Andreas und Peter waren Westdeutsche, genauer gesagt, Bayern (wie ich sie kennengelernt habe – eine Anekdote für sich), mit denen ich befreundet war und die mit Briefen und Paketen an meinem Leben Anteil nahmen (nochmals danke). Dann kannte ich eine Reihe von Studenten (ich war ja auch selbst einer) – und wie man aus deren (und meinen) Äußerungen leicht sehen kann, hatte das Studentsein doch etwas Angepasstes (ist heute, glaub ich, auch wieder so). Studenten also: Dörte, Maria, Thomas und Jana. Dann die Unangepassteren, die irgendwas jobbten (Marc, Isabelle, Antje) und unter diesen besonders zu erwähnen meine Freundin, die einen Ausreiseantrag hatte und somit ein echter Außenseiter war (Monika). Was übrigens aus unserer Beziehung werden sollte, falls der Antrag genehmigt wird, das war unser liebstes Streit- und Weinthema, deshalb hier nichts Nähres darüber ... Endlich noch ein ganz echter Außenseiter, der Viehzüchter und Naturbursche Andi, den ich noch aus meiner Armeezeit kannte.
So weit, so gut: Viel Spaß beim Lesen!

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