Mittwoch, 19. Februar 2020
„Gundermann“: Wie so oft bei Dresen - …
… ein großartiger Film mit fragwürdiger Aussage. Das ging mir schon so bei „Stilles Land“ (auch hier schon war übrigens Laila Stieler seine Drehbuchautorin), dass ich irritiert war, wie man eine so lächerliche Ossifigur in all ihrer Unbedarft- und Angepasstheit, in ihrer Feigheit als positiven Helden in den Mittelpunkt stellen kann (zumal ich mich in dieser Figur ziemlich wiederfand und alles, was ich an mir selber nicht mag, getreulich abgezeichnet). Noch viel mehr in seinem noch besseren Film „Halbe Treppe“, diesem flammenden Plädoyer gegen die Liebe und für das brav solidarische Aushalten im schmuddeligen Unterschichtenmilieu. Oder gar in „Die Polizistin“, der eine besonders unangenehme Art Ossi portraitiert – cool und ruppig und gleichzeitig labil-untertänig – und als Heldin feiert, ohne auch nur irgendetwas an ihr zu beschönigen.

„Gundermann“ also, ein Gegenfilm zum „Leben der Anderen“, wie Stieler und Dresen in Interviews betonten. In der Tat: „Das Leben der Anderen“ fragt nach den inneren Nöten des kleinen Stasi-Spitzels – und erzählt diese Geschichte in Form eines kitschigen Hollywood-Melodrams. „Natürlich ist das alles ganz falsch dargestellt“, meinte damals ein Freund, „aber ich find das gut: So verstehen es die Wessis wenigstens.“ Dresen stellt dieselbe Problematik ossi-kompatibel dar: In der Abschlusszene lässt er Gundermanns öffentliches Stasi-Geständnis nahtlos in eine Feier des Ossi-Wir-Gefühls münden. Das ist schon dreist: Die Mehrheit der Ostdeutschen hat nicht für den Geheimdienst gepitzelt, und selbst viele derjenigen, die dazu erpresst wurden, haben das als persönliche Schande, nicht wie Gundermann als Dienst an der guten Sache erlebt. Die Szene erweist die ganze Verlogenheit dieser Idee einer „ostdeutschen Identität“ (und es geschieht den Ex-Bonzen ganz recht, dass diese Lüge, die sie da erfunden haben, nun von den rechten Bonzen gekapert und in deren Sinne umgedreht wird).

Fortsetzung folgt …

... comment

<