Montag, 16. Dezember 2019
Das Prinzip Verantwortungslosigkeit
Als Laie weiß man, dass die Finanzwetten großer Banken für die Weltwirtschaft von Übel sind: Finanzwette - das klingt ja auch schon irgendwie gaunerhaft und unmoralisch.

Nun sind Menschen aber in der Regel nicht per se böse, sondern es ist irgendwie dazu gekommen. Daher war ich dankbar, dass es in meinem derzeitigen Dengler-Krimi mal für Doofe erklärt wird: Das Ganze ist aus Kreditversicherungen entstanden. Für mich als absolutem Finanzlaien ist ja allein sowas schon suspekt: Da gibt also einer dem anderen einen Kredit, und dann kriegt ers doch mit der Angst und lässt das Risiko, sein Geld nicht zurückzubekommen, über ene Versicherung absichern. Was für ein Weichei muss denn das sein?! Entweder man hat den Mut, etwas zu tun (einen Kredit geben), oder man lässt es bleiben. Und in dem Fall, dass was schiefgeht, steht man halt dafür grade. So jedenfalls ginge Verantwortung.

Und damit noch nicht genug: Die Versicherung gibt die eingekaufte Angst vor dem Verlust, die Weigerung, ein Risiko einzugehen, weiter an den Nächsten und der wieder an den Nächsten und so weiter (konservativ formuliert: sie lässt sich den Schneid abkaufen). Es liegt auf der Hand, dass sich die weitergegebene Angst dabei immer weiter vergrößert (bzw. finanziell ausgedrückt: die zu bezahlende Summe wird immer größer, da ja jeder Verkäufer ein Stückchen verdienen will).

Der dumme Letzte in der Kette, der dann bezahlen muss, der steht auch dann in der Kreide, wenn alles gut geht, denn er zahlt nicht nur für die Feigheit des ersten Kreditgebers, sondern auch für die aller anderen Beteiligten. Diese ganzen Derivat-Monstrositäten - sie sind genau betrachtet nicht anderes als gesammelte, kollektive Verantwortungslosigkeit.

P.S. Interessant an der Sache finde ich, dass das Ganze aus dem Bemühen um größtmögliche Sicherheit entstanden ist. Man glaubte, mit einer cleveren Konstruktion absolute Sicherheit herstellen, die Unsicherheit irgendwohin weit weg verbannen zu können - das Gegenteil ist das Ergebnis: dass alles aus den Fugen gerät.

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Gegen den Abschluss einer Versicherung an sich ist ja nichts zu einzuwenden. Aber bei dem Finanzcrash ging es ja im Grunde um die Instrumentalisierung einer Versicherung für einen von vorneherein geplanten Zusammenbruch. Man wusste schon bei Vertragsabschluss, dass die vereinbarten Bedingungen auf Dauer nicht einhaltbar sind und somit einzig und allein nur durch eine Versicherungsleistung Geld gemacht werden kann. Das ist nicht nur verantwortungslos, sondern eine gesteuerte und bewusst geplante Misswirtschaft. Ich frage mich, warum nicht endlich Gesetze beschlossen werden, die diese pervertierte Art der Spekulation eindämmen.

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