Sonntag, 27. Mai 2018
Lästerei des Tages: Was heißt das eigentlich – „professionell“?
damals, 19:36h
Wie Sie sicher wissen, unterrichte ich jugendliche Flüchtlinge, mit dem Ziel, sie fit zu machen für die Ausübung eines Berufs. Entsprechend durchzieht unser Curriculum die Mahnung, berufliche Inhalte zu vermitteln, Berufsvokabular zu lehren, typische berufliche Abläufe (Anträge stellen, Telefonieren, geschäftliche Briefe schreiben, ...) – mit mäßigem Erfolg. Mir kommt es manchmal vor, als wollten wir Leuten die Fingernägel maniküren, die sich die Hände nicht gewaschen haben, weil sie dachten, sie könnten in Deutschland gutes Geld verdienen, wenn sie helfen, den Garten umzugraben – und noch nicht begriffen haben, dass man in Deutschland nur gutes Geld verdienen kann, wenn man juristisch wasserdicht nachweist, dass man den Garten gar nicht umgraben kann.
Vorgestern „Praktische Prüfung“ in einem Hotel: Der Schüler soll den Frühstückswagen für den nächsten Tag vorbereiten: Es geht darum, die vielfältigen Quarke, Müslis, Salate und Getränke in neue Gefäße umzutopfen, damit man sie am nächsten Tag nochmal als frisch anbieten kann. „Warum haben Sie diese Aufgabe für die Prüfung gewählt?“ – „Das hat der Chef vorgeschlagen.“ – „Ist das Joghurt, was Sie da nachfüllen?“ Der Prüfling schaut angestrengt auf das Etikett des Eimers, wo aber aus Werbegründen das entscheidende Wort nicht so einfach zu entdecken ist. „Was bringen Sie zuunterst in die neue Schale, das von heute oder das Nachfülllebensmittel aus dem Eimer?“ – „Das ist egal.“ (Der Chef im Hintergrund schüttelt den Kopf.) Am Ende ist der Wagen fertig, schön mit Folie abgedeckt, aber es schwimmt eine Fliege im Orangensaft, an einer Schüssel klebt Quark. Der Prüfling hat das Prinzip nicht verstanden: Der Kunde darf nicht sehen, dass es Schummel ist.
Soweit die Lästerei des Tages, positive Beispiele folgen, wenn ich bessere Laune habe.
Vorgestern „Praktische Prüfung“ in einem Hotel: Der Schüler soll den Frühstückswagen für den nächsten Tag vorbereiten: Es geht darum, die vielfältigen Quarke, Müslis, Salate und Getränke in neue Gefäße umzutopfen, damit man sie am nächsten Tag nochmal als frisch anbieten kann. „Warum haben Sie diese Aufgabe für die Prüfung gewählt?“ – „Das hat der Chef vorgeschlagen.“ – „Ist das Joghurt, was Sie da nachfüllen?“ Der Prüfling schaut angestrengt auf das Etikett des Eimers, wo aber aus Werbegründen das entscheidende Wort nicht so einfach zu entdecken ist. „Was bringen Sie zuunterst in die neue Schale, das von heute oder das Nachfülllebensmittel aus dem Eimer?“ – „Das ist egal.“ (Der Chef im Hintergrund schüttelt den Kopf.) Am Ende ist der Wagen fertig, schön mit Folie abgedeckt, aber es schwimmt eine Fliege im Orangensaft, an einer Schüssel klebt Quark. Der Prüfling hat das Prinzip nicht verstanden: Der Kunde darf nicht sehen, dass es Schummel ist.
Soweit die Lästerei des Tages, positive Beispiele folgen, wenn ich bessere Laune habe.
... comment
anje,
Montag, 28. Mai 2018, 23:58
Rein aus Unterhaltungsgründen habe ich gegen Ihre schlechte Laune gar nichts einzuwenden.
Gibt sicher auch positive Beispiele, aber die negativen sind lustiger :-)
Gibt sicher auch positive Beispiele, aber die negativen sind lustiger :-)
... link
damals,
Dienstag, 29. Mai 2018, 16:46
Das freut mich, dass Sie das genießen können. Aber so ist das wohl, und es geht mir in Ihrem Blog ebenso: Er ist mir zum ersten Mal richtig aufgefallen, als ich da die Geschichte vom Wasserbett las, das wegen fehlenden Internetanschlusses nicht benutzbar war. Da musste ich echt lachen und es prägte sich ein. Oder die Geschichte, wie Ihr Sohn das Deutschabitur bestand.
Na ja, als einst der Polit- und Stasichef des Artilleriregiments meiner Wehrdienstzeit sich vornahm, mein schriftstellerisches Talent zu fördern, da war er auch sehr schnell enttäuscht. "Sie schreiben ja immer über Vorkommnisse! Das geht nicht! Können Sie nicht mal den normalen Alltag in der Armeeeinheit beschreiben?!" Wenn alles nach Vorschrift läuft, kann das halt sehr langweilig sein ...
Na ja, als einst der Polit- und Stasichef des Artilleriregiments meiner Wehrdienstzeit sich vornahm, mein schriftstellerisches Talent zu fördern, da war er auch sehr schnell enttäuscht. "Sie schreiben ja immer über Vorkommnisse! Das geht nicht! Können Sie nicht mal den normalen Alltag in der Armeeeinheit beschreiben?!" Wenn alles nach Vorschrift läuft, kann das halt sehr langweilig sein ...
... link
anje,
Mittwoch, 30. Mai 2018, 01:36
Ich finde, ohne Katastrophen und dem erfolgreichen Bewältigen der Katastrophen wäre das Leben eine ganz schön triste Veranstaltung.
Außerdem gehört es einfach dazu, dass regelmäßig irgendwelche Dinge daneben gehen, nicht so funktionieren, wie man es gerne hätte oder sich auch einfach nur mit Schwung an den eigenen Erwartungen vorbeientwickeln. Da kann man dann drüber jammern - oder grinsen, weil es ja auch oft daran liegt, dass man sich selber herzlich dämlich angestellt hat oder einfach nur unrealistische Erwartungen hatte.
Außerdem gehört es einfach dazu, dass regelmäßig irgendwelche Dinge daneben gehen, nicht so funktionieren, wie man es gerne hätte oder sich auch einfach nur mit Schwung an den eigenen Erwartungen vorbeientwickeln. Da kann man dann drüber jammern - oder grinsen, weil es ja auch oft daran liegt, dass man sich selber herzlich dämlich angestellt hat oder einfach nur unrealistische Erwartungen hatte.
... link
... comment
suburbian,
Dienstag, 29. Mai 2018, 17:35
Verstehe...
...Sie wollen die "jugendlichen" (ohne Altersprüfung) „Flüchtlinge“ (nach Bampf-Definition) also fit für einen Beruf machen, den sie nach ihrer Rückkehr in ihre Heimat dort ausüben können. Das Asylrecht ist ja bekanntlich ein temporäres Bleiberecht.
... link
damals,
Dienstag, 29. Mai 2018, 17:55
Ich glaube, Sie haben mich missverstanden. Ich arbeite nicht in der Ausländerbehörde. Für Altersprüfung oder die Ausstellung von Papieren, die das Bleiben in Deutschland betreffen, bin ich nicht zuständig. Meine Aufgabe ist die Beschulung von jugendlichen Flüchtlingen, die mir die Schulbehörde zuteilt - übrigens eine äußerst sinnvolle Aufgabe, wie ich finde (sonst würd ich nicht da arbeiten).
Was Ihre Frage betrifft: Da für die meisten meiner Schüler die Bleibeperspektive unklar ist, ist natürlich sowohl ein Beruf in Deutschland wie auch ein Beruf in der Heimat im Blick. Muss beides bedacht werden.
Seien wir also froh, dass wir wissen, welchen Pass wir in zehn Jahren besitzen werden, und versuchen wir, in unserer Arbeit das Beste zu tun.
Was Ihre Frage betrifft: Da für die meisten meiner Schüler die Bleibeperspektive unklar ist, ist natürlich sowohl ein Beruf in Deutschland wie auch ein Beruf in der Heimat im Blick. Muss beides bedacht werden.
Seien wir also froh, dass wir wissen, welchen Pass wir in zehn Jahren besitzen werden, und versuchen wir, in unserer Arbeit das Beste zu tun.
... link
damals,
Mittwoch, 30. Mai 2018, 17:01
Für Diskussionen bin ich wirklich nicht geeignet: jetzt sind schon zwei Tage vorbei und suburbian verbreitet seine Voruteile sicher längst anderswo, da fang ich erst langsam an mich ärgern: Was glaubt man denn in der suburbia, wie viel Asylanträge überhaupt genehmigt werden?! Und wie lange das dauert, bis die Entscheidung fällt? Und hat man irgendeine Idee, was man mit den Leuten so lange tun soll? Sie in Lager sperren, wie das Seehofer will, um sie möglichst effizient zu den Kriminellen zu erziehen, die man ihnen ihnen sosieso sieht?
Mir gehen - naturgemäß - Leute ziemlich auf den Zeiger, die ganz genau wissen, was im BAMF und in der Flüchtlingsfrage alles falschläuft, aber keinen blassen Dunst davon haben (und wohl auch nicht haben wollen), welche Probleme es wirklich zu bewältigen gilt und welche vielleicht sogar bewältigt werden.
Mir gehen - naturgemäß - Leute ziemlich auf den Zeiger, die ganz genau wissen, was im BAMF und in der Flüchtlingsfrage alles falschläuft, aber keinen blassen Dunst davon haben (und wohl auch nicht haben wollen), welche Probleme es wirklich zu bewältigen gilt und welche vielleicht sogar bewältigt werden.
... link
... comment
sid,
Freitag, 1. Juni 2018, 03:09
Erschreckend, wo überall im Gastgewerbe geschummelt wird.
... link
... comment