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Donnerstag, 24. Oktober 2013
Dunkle Jahre, Teil 4
damals, 20:19h
Dann wurde es Herbst in meiner neuen Heimat. Eines Tages fiel mir ein Graffitispruch an einer Häuserwand im Ostertorviertel auf: "Mösenboykotz!" Der Aufruf fand meine spontane Zustimmung, allerdings verstand ich ihn anders herum: Ich fand mich bestätigt in meinem Vorsatz, Frauen künftig zu meiden, weibliche Annäherungsversuche von vornherein zu boykottieren. An die Stelle der Frauen traten Alkohol und laute Musik. Entsprechende Lokalitäten gab es genug. Meistens zog ich mit meinem Kommilitonen Sören durch die Kneipen und Discos im besagten, angesagten Ostertorviertel. Eintrittsgelder und Bier waren billig, die Fußwege zwischen den Lokalen kurz. Wenn das Geld knapp war, reichten 30 DM für eine halbe Nacht, und wenn der Kick nicht ausreichte, fuhr ich mit dem Rad in den Arbeitervorort Hemelingen, wo die Prolls in einem alten Tanzlokal mit Galerie zu Gitarrenrock abhotteten. Verbliebene Reste von Sexualität machte ich nebenher alleine in meinem Souterrainzimmer ab. "Sperma ist ekelhaft" hieß das zugehörige Lied von Lisa Politt, das ich sehr liebte und oft hörte.
Eines Tages klingelte es und Hardi stand vor der Tür. Mein alter Kumpel aus Armeezeiten, ein bärenhafter, linkischer Typ mit Vollbart, Landarbeiter ohne Familie, ein humorvoller, halb asozialer Typ. Die LPG in seinem Heimatort im Harz hatte gleich nach der Wende dichtgemacht. "Eines Tages stand ein Viehtransporter auf dem Hof und holte die Kühe ab ..." Hardi verdingte sich nun in einem Futtermittelbetrieb vor den Toren Bremens, fungierte als einziger regulärer Bewohner des zugehörigen Arbeiterwohnheims (die anderen Zimmer wurden an Sozialhilfeempfänger, vornämlich Ausländer, vermietet). Mein jährlicher Brief an ihn war ihn vom Harz aus nachgeschickt worden. Wir trafen uns dann öfter, meistens zum Saufen, manchmal auch zum sonntäglichen Besuch auf dem Flohmarkt. Hardi war skurril. Es roch nicht besonders angenehm in seinem total verdreckten Zimmerchen, zumal dort auch sein Schäferhund Harras wohnte, aber es war nett und witzig - und vor allem weit, weit weg vom normalen Leben, dem Leben der Johannas und Jans.
Eines Tages klingelte es und Hardi stand vor der Tür. Mein alter Kumpel aus Armeezeiten, ein bärenhafter, linkischer Typ mit Vollbart, Landarbeiter ohne Familie, ein humorvoller, halb asozialer Typ. Die LPG in seinem Heimatort im Harz hatte gleich nach der Wende dichtgemacht. "Eines Tages stand ein Viehtransporter auf dem Hof und holte die Kühe ab ..." Hardi verdingte sich nun in einem Futtermittelbetrieb vor den Toren Bremens, fungierte als einziger regulärer Bewohner des zugehörigen Arbeiterwohnheims (die anderen Zimmer wurden an Sozialhilfeempfänger, vornämlich Ausländer, vermietet). Mein jährlicher Brief an ihn war ihn vom Harz aus nachgeschickt worden. Wir trafen uns dann öfter, meistens zum Saufen, manchmal auch zum sonntäglichen Besuch auf dem Flohmarkt. Hardi war skurril. Es roch nicht besonders angenehm in seinem total verdreckten Zimmerchen, zumal dort auch sein Schäferhund Harras wohnte, aber es war nett und witzig - und vor allem weit, weit weg vom normalen Leben, dem Leben der Johannas und Jans.
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