Dienstag, 7. Juni 2011
Stasi - das sind immer die anderen
In meiner alten Heimat Brandenburg wird mal wieder über die Stasi diskutiert. Jetzt hat man also herausgefunden, dass eine Richterin – Irina Weiße – einst als IM für die Stasi berichtete, als sie noch als Leistungssportlerin dem Sportclub Dynamo angehörte. Welche Überraschung! (Anmerkung für Westbürger: Dynamo gehörte direkt der Stasi). Komisch, dass das niemandem aufgefallen ist, solange die CDU noch den Justizminister stellte.
Ja, dieses Versäumnis sieht die CDU auch ein und widmet sich nun, wo sie die Regierungsbeteiligung verloren hat, verstärkt der Suche nach Stasi-Seilschaften, jedenfalls im Lager des politischen Gegners. Dabei klingt die Vita ihrer eigenen Fraktionschefin auch nicht ganz unverdächtig: Sie begann ihre Karriere als Geschäftsführerin einer GmbH, die in den neunziger Jahren in Golm gegründet wurde, einem Familienunternehmen, wie sie selbst sagt. Nun sind sicherlich nicht alle Golmer GmbHs, die damals gegründet wurden, direkte Nachfolgeunternehmen der dortigen Stasihochschule, die ihre Mitarbeiter 1990 in die Selbstständigkeit entlassen musste. Aber doch immerhin die meisten. Eine Überprüfung wäre es wert. Oder, liebe CDU von Brandenburg?
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P.S. am nächsten Morgen: Ich hoffe, liebe Leser, dass Sie beim Lesen meines Textes aufgestöhnt haben: Oh, nein, jetzt fängt der damals auch noch an mit Denunziationen - diese Ossis sind doch alle gleich! Denn so ist es - und trotzdem schaffe ich es nicht, den Text einfach wieder zu löschen. Gift erzeugt Gift. Diese künstlich empörte Stasi-Jägerei macht mich einfach wütend und unsachlich, eben weil sie nichts mit Aufklärung zu tun hat und nur die andere Seite eines großen Verschweigens darstellt. Mir geht es auch gar nicht um irgendeine Fraktionschefin, mich nervt das ganze politische Klima in diesem Ossiland, in dem sich niemand ehrlich zu erinnern scheint, sofern er nur irgendein politisches Amt erlangt hat.

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