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Mittwoch, 11. März 2009
Lehrer zweiter Klasse, Teil 9
damals, 01:23h
Aber am ersten Tag interessierte mich das noch wenig, was da so an Firma vorhanden war. Nur am Rande nahm ich die Chefin wahr und fand sie sympathisch. Wichtiger war schon die Begegnung mit meiner neuen Kollegin, die mich ja einweisen musste. In ihren Sätzen zitterte noch die Aufregung über die letzten Tage nach. Offenbar hatte es Knatsch gegeben, hatten sich Teilnehmer beim Arbeitsamt über meine Vorgängerin beschwert – und prompt war diese entlassen worden. Ob die Vorwürfe berechtigt waren, das schien mir eher unwahrscheinlich: ihre schlechte Aussprache, ihr russischer Akzent und die deutsche Grammatik würde sie auch nicht beherrschen – diese Vorwürfe klangen mir eher nach Rassismus (an meiner feinen Privatschule war eine Deutschrussin mit exakt denselben Argumenten von Schülern und Eltern angegriffen und von der Schulleitung überstürzt entlassen worden), auch meine neue Kollegin, Astrid Laue hieß sie, deutete so etwas an: die Macht der Arge (Hartz-IV-Behörde), die Renitenz der Teilnehmer, und das Wichtigste wäre, jetzt wieder Ruhe reinzukriegen, und vor allem solle ich mich vor Herrn D. in Acht nehmen, das wäre ein richtiger Faschist (was immer darunter zu verstehen ist).
Ach so, was inhaltlich zu tun war, darüber erfuhr ich wenig, eigentlich gar nichts. Das erwartete mich, als ich im Unterricht war. Aber es war nicht schlecht, was mich da erwartete. Eine bunte Truppe – vom strohblonden, rotnasigen norddeutschen Landarbeiter mit Alkoholneigung über einen Schwarzen mit Rastazöpfen und ca. 20 Wörtern Deutsch und die unvermeidlichen arbeitslosen Türken mittleren Alters bis hin zum arabischstämmigen Hauptschüler, der den Abschluss nicht geschafft hat – da wurde halt alles, was nicht ordentlich lesen und schreiben konnte in den Dörfern im Umkreis, zusammengekehrt und auf die Schulbank gesetzt. Nun gut, wir saßen zusammen und machten das beste draus. Ich erfuhr hier zum ersten Mal, wie schwer es ist, das kleine b und das kleine d auseinander zu halten und dass es noch viel schwerer ist, Kreuzchen in einer Tabelle richtig anzuordnen. Also malten wir Kreuzchen und Bs und Ds, auch Herr D. war eifrig dabei (nur reichte seine Energie immer nur für drei bis vier Tage, dann schwänzte er wieder) – es war wie bei den Grundschülern (auch die Witze waren oft wie bei den Grundschülern), eigentlich schöner, weil kein „Och, sind die niedlich!“ die Relationen verschob ...
Ach so, was inhaltlich zu tun war, darüber erfuhr ich wenig, eigentlich gar nichts. Das erwartete mich, als ich im Unterricht war. Aber es war nicht schlecht, was mich da erwartete. Eine bunte Truppe – vom strohblonden, rotnasigen norddeutschen Landarbeiter mit Alkoholneigung über einen Schwarzen mit Rastazöpfen und ca. 20 Wörtern Deutsch und die unvermeidlichen arbeitslosen Türken mittleren Alters bis hin zum arabischstämmigen Hauptschüler, der den Abschluss nicht geschafft hat – da wurde halt alles, was nicht ordentlich lesen und schreiben konnte in den Dörfern im Umkreis, zusammengekehrt und auf die Schulbank gesetzt. Nun gut, wir saßen zusammen und machten das beste draus. Ich erfuhr hier zum ersten Mal, wie schwer es ist, das kleine b und das kleine d auseinander zu halten und dass es noch viel schwerer ist, Kreuzchen in einer Tabelle richtig anzuordnen. Also malten wir Kreuzchen und Bs und Ds, auch Herr D. war eifrig dabei (nur reichte seine Energie immer nur für drei bis vier Tage, dann schwänzte er wieder) – es war wie bei den Grundschülern (auch die Witze waren oft wie bei den Grundschülern), eigentlich schöner, weil kein „Och, sind die niedlich!“ die Relationen verschob ...
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