Dienstag, 26. September 2023
Schein-Debatte
damals, 16:24h
Wahrscheinlich haben Sie es gar nicht gehört, da es so nebensächlich ist und blieb – ich schon, denn ich interessiere mich für DDR und für Literatur, und so erfuhr ich auch, dass die in Westdeutschland geborene Autorin Charlotte Gneuß einen Roman geschrieben hat, der in der DDR der siebziger Jahre spielt.
Sandra Kegel nahm das zum Anlass, in der FAZ zu fragen „Darf sie das?“ - und sogleich laut „ja“ zu rufen, wohl wissend, dass auch niemand etwas anderes behauptet oder gefordert hat. Wie kam sie also auf die abwegige Frage? Nun, der ostdeutsche Schriftsteller Ingo Schulze hatte ihm Vorwege der Veröffentlichung und offenbar in bestem Einvernehmen mit der Autorin das Manuskript des Romans gelesen und als Zeitzeuge einige Anmerkungen gemacht. Diese Anmerkungen gelangten auf merkwürdigen Wegen an die Jury des Deutschen Buchpreises, wo Gneuß‘ Roman auf den vorderen Plätzen mitspielt. Jury-Mitglied Katharina Teutsch (FAZ) machte den Vorgang öffentlich, sodass Kegel das zum Anlass nehmen konnte, Schulzes Anmerkungen zu einer philiströsen Meckerei an einem Kunstwerk aufzublasen.
Alle Feuilletons berichteten natürlich, aber niemand wollte sich so recht auf eine Debatte einlassen. Gerrit Bartels fragte im Tagesspiegel zu Recht, was das ganze Spiel nun sollte. Das frage ich mich auch. Ging es darum, wie es Bartels für möglich hielt, Gneuß‘ Buch von der Shortlist zu verdrängen (um Platz für den anderen zur Verfügung stehenden DDR-Roman zu schaffen, den mit der, so scheint es, konsequenteren Anti-DDR-Ideologie) oder doch umgekehrt darum, Gneuß‘ Roman die nötige Aufmerksamkeit zu verschaffen? Oder sollte nur der Ruf von Ingo Schulze ein bisschen beschädigt werden? Oder Dirk Oschmanns bitter wahres Diktum von Ostdeutschland als westdeutscher Erfindung?
Vielleicht ja gar nichts von alldem und es sollten nur die Seiten im Feuilleton gefüllt werden. Wenn dieses Letztere der Fall wäre, wäre das sehr schade, denn Sie sehen an meinem Text, wie viele hässliche Gedanken das unten in der Bevölkerung erzeugt, wenn oben nur ein ganz kleines bisschen gemogelt wird, um eine Debatte zu erfinden.
Sandra Kegel nahm das zum Anlass, in der FAZ zu fragen „Darf sie das?“ - und sogleich laut „ja“ zu rufen, wohl wissend, dass auch niemand etwas anderes behauptet oder gefordert hat. Wie kam sie also auf die abwegige Frage? Nun, der ostdeutsche Schriftsteller Ingo Schulze hatte ihm Vorwege der Veröffentlichung und offenbar in bestem Einvernehmen mit der Autorin das Manuskript des Romans gelesen und als Zeitzeuge einige Anmerkungen gemacht. Diese Anmerkungen gelangten auf merkwürdigen Wegen an die Jury des Deutschen Buchpreises, wo Gneuß‘ Roman auf den vorderen Plätzen mitspielt. Jury-Mitglied Katharina Teutsch (FAZ) machte den Vorgang öffentlich, sodass Kegel das zum Anlass nehmen konnte, Schulzes Anmerkungen zu einer philiströsen Meckerei an einem Kunstwerk aufzublasen.
Alle Feuilletons berichteten natürlich, aber niemand wollte sich so recht auf eine Debatte einlassen. Gerrit Bartels fragte im Tagesspiegel zu Recht, was das ganze Spiel nun sollte. Das frage ich mich auch. Ging es darum, wie es Bartels für möglich hielt, Gneuß‘ Buch von der Shortlist zu verdrängen (um Platz für den anderen zur Verfügung stehenden DDR-Roman zu schaffen, den mit der, so scheint es, konsequenteren Anti-DDR-Ideologie) oder doch umgekehrt darum, Gneuß‘ Roman die nötige Aufmerksamkeit zu verschaffen? Oder sollte nur der Ruf von Ingo Schulze ein bisschen beschädigt werden? Oder Dirk Oschmanns bitter wahres Diktum von Ostdeutschland als westdeutscher Erfindung?
Vielleicht ja gar nichts von alldem und es sollten nur die Seiten im Feuilleton gefüllt werden. Wenn dieses Letztere der Fall wäre, wäre das sehr schade, denn Sie sehen an meinem Text, wie viele hässliche Gedanken das unten in der Bevölkerung erzeugt, wenn oben nur ein ganz kleines bisschen gemogelt wird, um eine Debatte zu erfinden.
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