Draußen vor dem Fenster schneit das Wohnmobil ein und hier drinnen in mir ist es Winter. An dem einzelnen Ferientag trink ich schon mittags zwei Bier, damit ich es schaffe, noch einen Abschnitt von meiner Erzählung zu schreiben, die mir immer kitschiger gerät. Mein Freund T. hat sich in die Psychiatrie einweisen lassen, meinen Freund S. verliere ich an PI-News, die er neuerdings statt der bisher umfangreich konsumierten Tageszeitungen frequentiert. A. und E. habe ich seit Wochen nicht gesehen und rufe auch nicht an. Ich habe keine Freude an meiner Frau, keine Freude an meinem Sohn. Bin auch in sonst niemanden verliebt. In meine Arbeit auch nicht. Es ist Winter und ich warte.

O je. Wenn selbst Frau und Kind keine Freude mehr machen, muss es wirklich ernst sein.

Mir geht es ansatzweise ähnlich, so lange ich zum Warten verdammt bin, bis ich wieder mit gutem Gewissen aufs Rad kann. Das Hadern mit einem literarischen Werk ist aber eher Sache meiner Frau, zumindest kann ich aus Angehörigensicht sagen, da macht man manchmal echt was mit.

Ihnen und Ihren Lieben viel Kraft, diese Phase durchzustehen!

Vielleicht ist es, weil uns die griechische Nachbarin bewegte, das eingefahrene Abendritual mal zu lassen und mit den Kindern mit zum Eisladen zu kommen, wo sich dann auch weitere Nachbarn einfanden an diesem Sommerabend, bei mir vielleicht auch, weil ich mein schon gestohlen geglaubtes Handy wiedergefunden habe im allgemeinen Chaos, jedenfalls gestaltete sich die letzte halbe Stunde vorm Schlafengehen im Bett besonders, obwohl jeder wie immer seinen Dingen nachging: ich mit einem Bier und der Hitlerbiographie, die ich vor ein paar Tagen in Ottensen in einer "zu verschenken"-Kiste gefunden habe, sie, indem sie ihr chronisches Zaudern überwand und mit dem Laptop auf den Knien in letzter Sekunde noch das "Waschbär"-Sonderangebot bestellte, nach dem sie sich seit Tagen sehnt - jedenfalls endete es damit, dass wir uns gegenseitig ein paar verlegene Worte zustammelten und beim Einschlafen eine Zeitlang bei den Händen hielten, was die Gefühle fließen ließ ...
Das ist jetzt nicht gerade viel im Vergleich zu den Höhen, die wir miteinander schon erlebt haben, aber es ist zum soundsovielten Male eine Anfang und - schön.