Samstag, 5. November 2016
Altmännerliteratur
„Altershausen" – Das müssen Sie lesen! meinte damals der Zweitgutachter meiner Dr.-Arbeit zum Thema Wilhelm Raabe. Er stand kurz vor der Emeritierung und ich dachte: Den Tipp heb ich mir für später auf, wenn ich selber alt bin. Später las ich irgendwo von Heinrich Detering denselben Tipp und hab mir dann doch schon mit 51 Jahren eine schöne Ausgabe von 1904 davon gekauft (für 5 Euro inkl. Versand!).

Also, so genial fand ich das nun auch wieder nicht, aber es war ein wunderschönes Stück Altmännerliteratur: ein „back tot he roots“, warmherzig leuchtend, ironisch, demütig, kaum sentimental.
Jetzt ein Jahr später les ich „Herkunft“ von Botho Strauß, das mich manchmal an „Altershausen“ erinnert: Es ist ebenso rührend offenherzig wie “Altershausen“, aber nicht fiktional, keine Erzählung, sondern eine genaue autobiographische Offenbarung, leider nicht ganz frei von den bekannten Straußschen Verbohrt- und Exaltiertheiten, doch sehr direkt persönlich echt. Tut einfach gut.
Und als Nächstes kommt dann der „Abschied von den Eltern“ von Peter Weiß, hab ich mir schon bestellt.
... so, das reicht für heute an Namedropping. Und falls der geneigte Leser nach meinem autobiografischen Hintergrund fragt: Ja, die Eltern werden alt, ich hab das am Wochenende wieder erlebt, und vor kurzem, im Sommer bei der großen Deutschland-Wohnmobilrundreise mit Frau und Sohn (einmal Norddeutschland – Schweiz und zurück), nutzte ich die Gelegenheit, dem Großelternhaus, dem Kindheitsort meines Vaters und meiner eigenen Grundschul-Frühjahrs- und Herbstferien, einen kurzen Besuch abzustatten: Die das gekauft haben, haben es sich dort wirklich hübsch gemacht, sieht besser aus als damals, ich konnte-musste mich verabschieden: Dem Haus geht es jetzt besser, nachdem es seine Herkunftsfamilie verlassen hat. Manchmal ist das so.

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