Donnerstag, 3. September 2009
Brandenburgische Häuser: Günstig gekauft
Nun könnte man meinen, dass in unserer schnelllebigen Zeit halt Flexibilität gefragt ist: Leb mit den Realitäten und du wirst von ihnen profitieren. Aber auch das stimmt nicht.
Mein Schulfreund Y., auch ihn hab ich diesen Sommer besucht, hat das nämlich so gemacht. Als die Wende kam, war er Assistent an einer universitätsnahen Einrichtung in Berlin, und es war klar: Alle Berliner Unis mussten abspecken, besonders die östliche. Er nahm die Kündigung fraglos hin, heiratete seine damals noch recht frische Freundin und gründete mit ihr zusammen eine kleine Firma in der brandenburgischen Provinz, um der Berliner Konkurrenz auszuweichen. Die beiden ackerten wie blöd. Sie wohnten in den ersten Jahren in zwei Zimmerchen hinter den Firmenräumen, obwohl schon ein Kind da war. Als sich der wirtschaftliche Erfolg einstellte, bauten sie ein Haus für die Firma – und ein winziges Reihenhäuschen für sich selbst. Als das zweite Kind kam und sie noch mehr Geld hatten, erwarben sie aus der Konkursmasse eines westlichen Jungunternehmers, der sich im Goldgräberland Brandenburg völlig verkalkuliert hatte, für einen Spottpreis eine ebenso riesige wie hässliche Neubau-Villa. Dann hatten sie es erreicht und sahen sich an und bemerkten endlich, dass sie die innere Kündigung längst eingereicht hatten. Jedenfalls in ihrer Ehe. Nun wohnt sie in einer Mietwohnung (denn das Reihenhäuschen ist inzwischen dauerhaft vermietet) und er mutterseelenallein in diesem riesigen Haus. Die Kinder – auch schon nicht mehr ganz klein – wechseln hin und her – und ebenso Anwaltsbriefe. Geld macht eben nicht glücklich. Und wenn sie erstmal ihre Firma auseinanderdividiert haben, wird vermutlich auch das nicht mehr da sein.

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