Freitag, 10. Januar 2025
Aber skurril-verrückt geht es hier schon zu ...
... da hat Wes Anderson schon Recht: Jetzt will sogar das Bundesumweltamt die FDP abschaffen - dabei ist der Klimawandel doch gar nicht aufzuhalten, überall erhitzen sich die Diskussionen und kein Mensch denkt daran, mal ein bisschen Empörungsausstoß einzusparen ...

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Kürzestrezension: "Grandhotel Budapest"
... den hab ich jetzt auch endlich gesehen. Merkwürdiger Film, sicher unterhaltsam und mit schönen Schauplätzen, aber was das soll, fragte ich mich schon. Wahrscheinlich müssen wir Europäer so exotisch auf Amerikaner wirken.

Mir schien, dass hier ein Amerikaner von merkwürdigen Völkerschaften weit weg hinterm Ozean erzählt, bei denen es massenwiese alte Schlösser und vergammelte Hotels, Nazis und Balaleikas und böhmische Wälder gibt.

"Und wieso haben sie für den indisch-asiatischen Haupthelden in seiner Verkörperung als alter Mann denn gar keinen indisch aussehenden Schauspieler gefunden?" Ich: "Wahrscheinlich wäre das zu viel des Realismus gewesen: ein indisch aussehender Liftboy, das geht, aber als er dann am Ende das ganze Hotel geerbt hat, muss er natürlich weiß aussehen."

Na ja, vielleicht war das einfach nicht unser Humor.

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Sonntag, 24. November 2024
So, und jetzt noch eine Frage eines politischen Laien:
Das mit der Krankenhausreform versteh ich nicht. Mein Gefühl sagt mir - aber mein Gefühl ist natürlich medial vorgeprägt, denn persönlich hab ich nichts damit zu tun - dass hier ein ähnlicher Effekt eintritt wie bei der Klimapolitik: Es gibt die einen, die den unvermeidlichen Absturz wenigstens versuchen, irgendwie abzufedern - und es gibt die anderen, die Besitzstandswahrer, die wie bisher weiter über ihre Verhältnisse leben wollen, bis dann eben alles zusammenbricht, in der Hoffnung, in späteren Katstrophensituationen schon irgendwie ihr Schäfchen insTrockene bringen zu können.

Ist das richtig?

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Kürzestrezension: „Glück“ von Jackie Thomae
Wunderbares Buch! (jedenfalls, wenn es zum Schluss nicht noch ganz schlimm wird, ich bin erst zu 2 Dritteln durch) Ich hatte von Thomae schon „Brüder“ gelesen und auch das gemocht, wegen der flotten Sprüche und der treffsicheren Beschreibungen, etwa wie sie als Kennzeichen der 90er beschreibt, dass an völlig unpassender Stelle plötzlich Flipcharts mit Business-Plänen auftauchen …

„Glück“ ist noch besser, ich habe so viel gelacht und wiedererkannt. Natürlich keine Literatur, die man noch in hundert Jahren den Schülern als Thema für Aufsätze geben wird. Das Buch spielt heute und zeigt, wie es heute ist. Thema: Kinderwunsch und Mutterschaft. Dargestellt an ein paar Frauen, die mitsamt ihrer jeweils gesamten Familie bissig-ironisch vorgestellt werden, ohne dass jemals irgendeine Figur denunziert wird. Das muss man erstmal hinkriegen! Und die Platitüden, ohne die so ein Buch natürlich nicht auskommt bzw. ohne die es nie das nötige Tempo kriegen würde, die schiebt die Autorin immer schön gehässig einzelnen Figuren in den Mund. (Und was sie wem in den Mund schiebt, ist wiederum äußerst treffsicher.)

Natürlich ist es mal wieder eine Geschichte aus der oberen Mittelschicht, aber die Autorin weiß das auch und macht sehr deutlich, dass es gesellschaftlich unterhalb, aber auch oberhalb ihrer Figuren sehr viele Menschen gibt, die sehr anders leben. Überhaupt verstecken sich Klugheit und ein enormes Überblickswissen und durchaus auch Ernst unter ihrem fröhlichen Journalisten-Geschnacke.

Kurzum: ein Buch, das glücklich macht.

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Ukrainisches Detail
Schon wieder Politik: Eine Bekannte, sie stammt aus Donezk, erzählte mir, dass Russland hohe Prämien an Russen zahlt, die bereit sind, sich in den besetzten Gebieten der Ostukraine anzusiedeln. Das gab mir zu denken. Ich dachte an die massenhaft entführten Kinder aus der Gegend, die man zur Umerziehung nach Russland verschleppt hat. Offenbar findet hier nach der Installierung russischer Verwaltungsstruktur in diesen Gebieten auch ein ethnische Umsiedlungspolitik statt (nicht viel anders als in den israelisch besetzten Gebieten).

Ich frage mich, wieso die westliche Seite weiter auf Waffenlieferungen und sonst nichts setzt und damit eine Patt-Situation verlängert, die es Russland ermöglicht, Fakten zu schaffen. Seit Monaten gibt es ein brasilianisch-chinesisches Angebot für ein Verhandlungsformat. Das natürlich Risiken birgt, wie es Verhandlungen immer tun. Wieso sind die Ukraine und seine Partner nicht interessiert? Finden sie es besser, wenn der Krieg noch Jahre auf der Stelle tritt, bis die Flüchtlinge aus der Ostukraine sich in anderen Ländern fest etabliert haben, die entführten Kinder in Putin-Russland groß geworden sind und die moskautreuen Neurussen in Donezk und Luhansk einen nennenswerten Bevölkerungsanteil bilden? Dann wird es kein Zurück mehr geben.

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Samstag, 9. November 2024
Die Machtlosigkeit der Demokratie ...
... ist längst da, da müssen wir gar nicht auf die AfD starren.

Jedenfalls lese ich meiner Samstagmorgen-Zeitungsrunde in der
"Republik", dass Elon Musk ein Satellitensystem names Starlink besitzt, das Internet anbietet. Sein Chef hat es 2022 nicht nur für Krim, Donezk und Luhansk deaktiviert, sodass ukrainische Truppen dort keinen Empfang mehr haben, sondern inzwischen auch für Taiwan. Und ein kurzer Faktencheck bei wikipedia ergab, dass es auch in Deutschand Regionen gibt, in denen die Telekom kein Internet anbieten kann und die Bundesnetzagentur Starlink um Hilfe bitten muss.

Da können wir ja sehr froh sein, dass in Deutschland bald wieder diejenigen regieren, die uns mit der Privatisierung der Grundversorgung mit Post, Bahn, Telekommunikation und Abschaffung der Vermögenssteuer in den Schlamassel reingeritten haben. Das wird Musk sicher gefallen, und er wird uns das Internet schon nicht abschalten.

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Donnerstag, 17. Oktober 2024
Abendheimweg in Absurdistan
Donnerstag ist mein langer Tag, da ich noch Bürokratiekram nacharbeiten musste, wurd es noch später. Das soll man nicht machen, ich geriet voll ins Absurdistan:

Am Spritzenplatz geriet ich ich eine Protestaktion der Palästinafreunde, deren Protagonistinnen auf einen Zuruf der Laufkundschaft, was den mit den ermordeten und vergewaltigten Frauen am 7. Oktober gewesen sei, nur "Lügner! Lügner!" schrien. Ich geriet am Rande in eine Diskussion mit einem jungen afghanischen Aktivisten der Truppe, der teilweise akzeptable Ansichten mit diversen Propagandismen vermischte. Als er meinte, die deutsche Öffentlichkeit leugne die Verbrechen der israelischen Armee, fragte ich ihn, ob er in den letzten Tagen mal die Tagesschau geguckt hätte. "Die Tagesschau!" warf daraufhin ein ein älterer Mann mit Zopf und Pali-Tuch ein (so ein typischer linker Rechter, Sie kennen sicher die Sorte), "das ist doch alles Propaganda. Wir haben keine Meinungsfreiheit mehr."

Da ich nun auch nicht wusste, ob ich die Berichte der Tagesschau über israelische militärische Übergriffe für erlogen und üble Proganda des militärisch-industriellen Komplexes halten sollte, machte ich mich aus dem Staub, wurde aber wenige Meter weiter am Alma-Wartenberg-Platz durch eine Polizeikette aufgehalten, die eine weitere Demo begleitete. Da erscholl lautstark der Ruf: "Deutsche Polizisten beschützen die Faschisten!"

Mein Gott! Faschisten! Im roten Altona! ("Nazis raus! ruft es leichter, wo es keine Nazis gibt." sang einst Kraftklub.) Ich bog ab, fuhr nach Hause und schaltete unbelehrbar die Tagesschau an. Geboten bekam ich einen Netanjahu, der konsterniert bekannte, dass ihm seine Soldaten seinen liebsten Feind getötet haben, und nun weiß er gar nicht mehr, mit wem er jetzt noch Verhandlungen ablehnen soll. aber zur Not lässt sich ein Krieg ja auch ohne das weiterführen.

Also schaltete ich den Fernseher aus und goß mir ein Bier ein - und endlich war Ruhe.

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Samstag, 28. September 2024
Ein Hoffnungsschimmer?
Die Grünen sind bei 10%, im Osten bei 3% - also etwa in der Größenordnung wie zu der Zeit, als ich sie noch wählen konnte.
Die Prozentzahlen stimmen schon mal - wenn sie jetzt auch noch zu den politischen Zielen von damals zurückkehren würden - ich würde jubeln.

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Dienstag, 24. September 2024
Was an Politik so nervt, …
… das ist, dass das Thema immer erstmal so weit banalisiert wird, dass unterschiedliche Meinungen als gegensätzliche Meinungen erscheinen und ein Streit organisiert werden kann.

Das Buch von Oschmann hätte ich gar nicht gelesen, wenn es mir nicht eine Bekannte mit dringender Empfehlung in die Hand gedrückt hätte. Denn Oschmann hing in der öffentlichen Debatte der Ruf des Jammerossis und DDR-Nostalgikers an, und diese Leute kann ich nun gar nicht leiden.

Dabei ist Oschmann alles andere als das. Sicher, er polemisiert ein bisschen. (Meine Schwester meint dazu: „Das Buch basiert auf einem Zeitungsartikel. Der ist sicher hervorragend. Aber einen Zeitungsartikel nimmt keiner ernst. Also hat er den zu einem Buch aufgeblasen und sprachlich ein bisschen nachgewürzt.“) Aber im Kern hat er Recht, sowas von Recht: Ossis werden aus westlicher Sicht gern zu einer ununterscheidbaren Masse verquirlt und als solche von oben betrachtet. Ich könnte tausend Beispiele nennen.

Jetzt lese ich das neue Buch von Kowalcuk, „Freiheitsschock“. Das Buchcover erklärt, es handele sich hier um einen „Anti-Oschmann“. Ist es aber gar nicht. Sicher, Kowalcuk polemisiert ein bisschen, auch gegen Oschmann. Aber im Kern hat er sowas von Recht, wenn er Ossiland und die diversen Abstufungen von Feigheit dort von innen analysiert. Seinem angeblichen Kontrahenten widersprechen seine Gedanken keineswegs, im Gegenteil, sie sind eine kluge und wohltuende Ergänzung. Man wünschte sich die beiden engagierten klugen Menschen mal in einer Podiumsdiskussion.

Also, wenn Sie mich fragen, der einzige Unterschied ist aus meiner Sicht der ziemlich andere Blickwinkel aufgrund der jeweiligen Lebenserfahrung, also eher etwas Persönliches als etwas Politisches: Oschmann hat sich halt immer angepasst – schon in der DDR (sonst hätte er nicht studieren können, was er studiert hat) und dann auch im Westen, wie er eindrücklich beschreibt. Und Kowalczuk hat eben immer rebelliert – schon in der DDR, wo das natürlich heftige Folgen hatte, aber auch danach im Westen: immer gegen den Strom. Beides, wie ich finde, ehrenwerte und moralisch vertretbare Lebenswege. Beide Menschentypen braucht es, damit eine Gesellschaft gut funktioniert.

Also hört doch auf zu streiten, lasst euch nicht zu Kontrahenten in einer dummen, ideologisierten Debatte machen!

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Mittwoch, 18. September 2024
Da braucht wohl jemand ganz dringend einen Krieg!
Der Iran wollte ja neulich leider nicht mitmachen. Vielleicht hat man jetzt mit der Hisbollah ein bisschen mehr Glück.
... es ist widerlich!

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Mittwoch, 21. August 2024
Ein Zitat ...
... aus der täglichen Lektüre, da ich grad sonst nichts zu sagen habe.

Ich lese gerade "Die Welt von Gestern" von Stefan Zweig - ach, wie schön ist das: so ein gediegener, eleganter Schreibstil von damals, gewürzt mit klein wenig persönlicher Leidenschaft in Form von leichter Übertreibung oder Glättung, wie wenn man bei der Bildbearbeitung die Farb-Sättigung eine Winzigkeit hochdreht - es macht die Erzählung farbiger und nimmt nichts von der Authenzität weg, im Gegenteil.

Eben ein Konservativer von altem Schrot und Korn, der - so weit ist der Rechtsruck der Gesellschaft schon - heute wahrscheinlich locker als Linker durchgeht.

Über das Jahr 1924 schreibt er:

" Um Ludendorff mehr noch als um den damals noch machtlosen Hitler kristallisierte sich schon ganz offenkundig die Gegenrevolution; die Offiziere, denen man die Epauletten abgerissen, organisierten sich zu Geheimbünden; die Kleinbürger, die sich um ihre Ersparnisse betrogen sahen, rückten leise zusammen und stellten sich im Voraus jeder Parole bereit, sofern sie nur Ordnung vesprach. Nichts war so verhängnisvoll für die deutsche Republik wie ihr idealistischer Versuch, dem Volke und selbst ihren Feinden Freiheit zu lassen. Denn das deutsche Volk, ein Volk der Ordnung, wusste nichts mit seiner Freiheit anzufangen und blickte voll Ungeduld aus nach jenen, die sie ihm nehmen sollten."

Mahnende Worte.

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Dienstag, 30. Juli 2024
Ich verstehe es nicht
Habe über die geplante Stationierung von amerikanischen Raketen in Deutschland gelesen, denn mensch soll sich ja informieren. Aber ich verstehe es nicht.
Da sagen die einen, dass das absolut richtig und notwendig ist, denn Russland bedroht Deutschland und Europa nicht nur verbal und medial, sondern rüstet massiv auf, in Kalinigrad stehen auf Deutschlande gerichtete Raketen bereit. Und in der Ukraine beweist Russland täglich, dass es keine Skrupel hat, diese Waffen auch einzusetzen. Das leuchtet allen klar denkenden Menschen ein, insbesondere solchen wie mir, die Russlands militärischen Aufmarsch 2021 für bloßes Säbelrasseln gehalten hatten und dann bald eines besseren belehrt wurden.

Dann gibt es die anderen, die sagen, dass eine solche Rüstungsspirale die Gefahr eines Krieges deutlich erhöht. So wie am Beginn des Ersten Weltkriegs. Oder als vor ein paar Jahren in Lybien NATO-Truppen mit deutschen Waffen beschossen wurden, die Deutschland ganz bestimmt nicht zu diesem Zweck exportiert hatte. Nein, massive militärische Aufrüstung ist immer gefährlich und zu vermeiden, wo irgend möglich. Auch das leuchtet allen klar Denkenden ein.

So weit, so klar. Und wieso lese ich erst im 20. Artikel zum Thema, dass es gar keinen Grund zum Streit gibt, weil natürlich beides richtig ist und beides erst miteinander verknüpft einen Sinn ergibt? Das nämlich sagt die Stiftung Wissenschaft und Politik: Das Verhalten Russlands, ja erzwingt geradezu diese Raketenstationierung, diese sollte aber mit einer Abrüstungsinitiative an Russland verknüpft werden, dann ist bis zum geplanten Stationierungsbeginn 2026 noch genug Zeit, eine einvernehmliche Lösung zu finden.

Es ist doch also eigentlich alles klar. Wozu also in den Medien all dieses Kriegs- und Antikriegsgeschrei?

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Samstag, 29. Juni 2024
Politik am Samstagvormittag
Wie schön, am Samstagvormittag gemütlich im Bett sitzen und sich im Internet über die Brennpunkte der Welt informieren zu können. Ich bin dankbar für dieses Maß an Wohlstand und noch mehr an Informationsfreiheit.

Vorhin gelangte ich über einen Link auf republik.ch, die ich am Wochenende immer konsumiere, auf einen aufschlussreichen Artikel im Merkur zum israelisch-palästinensischen Konflikt, nämlich diesen, wo ich wieder viel gelernt habe. Zum Beispiel, dass das natürlich richtig ist, dass die zionistisch inspirierte Besiedlung Palästinas durch Juden ganz viel mit kolonialen Siedlungsbewegungen in anderen Teilen der Welt, etwa Afrika oder Nordamerika, zu tun hat. Dass aber der koloniale Siedler eben nicht der Böse an sich ist. Der Autor verweist darauf, dass diese Siedler in aller Regel Marginalisierte in ihren Herkunftsländern waren – was im Fall der Juden ja noch einmal in viel stärkerem Maße zutrifft. Er beschreibt auch sehr gut, wie sich schon am Ende der 1920er Jahre ein religiös unterfütterter, aggressiver arabischer Nationalismus in Palästina entwickelt, der den aggressivsten zionistischen Strömungen zumindest ebenbürtig ist – und der ebenfalls die internationale Vernetzung sucht. Und dass es für eine Konfliktlösung bzw. erstmal -befriedung vor allem darauf ankommt, sich auf beiden Seiten von der aggressiven Expansionsideologie im eigenen Lager zu lösen.

Mir fiel dazu noch ein, dass in vielen arabischen Ländern der arabische Nationalismus nicht mehr die Ideologie der Wahl, sondern nur noch ein ideologisches Werkzeug unter anderen ist. Das macht den arabisch-religiösen Nationalismus der Palästinenser natürlich nochmal aggressiver und und ist vielleicht eine Erklärung (unter anderen) für die irrwitzige Gewalteskalation, die in letzter Zeit von diesen Leuten ausging.

Ein ganz anderes Thema: Ich musste neulich stutzen, als ich über die Wagenknecht-Leute ablästerte, die beim aktuellen Selenskyj_Auftritt im Bundestag den Saal verlassen haben. „Nö, find ich richtig“, meinte ein guter Freund, „Der sollte sich auch um Frieden für sein Volk bemühen.“ Ein Gedanke, der mir einleuchtet. Auch wenn ich nicht finde, dass das diese hässliche, abschätzige, provozierende, also absolut unangemessene Geste rechtfertigt. Immerhin hätten die Wagenknechte ja den Applaus verweigern oder sogar ein paar Zwischenrufe riskieren können, als Selenskyj zu einem ende der Kompromisse aufrief. Diese schöne Gelegenheit haben sie verpasst. Die Gelegenheit zur ernsthaften Auseinandersetzung.

Allerdings stieß es mir schon ziemlich unangenehm auf, dass – jetzt rein quantitativ – die Berichterstattung über die Schweizer Friedenskonferenz in den deutschen Medien zwischen endlosen Waffen-, Kriegs- und Wehrpflichtdiskussionen so ziemlich unterging, so nach dem Motto „Bringt ja eh nix.“ Tja, wenn es nicht ernsthaft versucht wird, dann bringt es natürlich nichts. Da die beiden Kriegsparteien nicht verhandlungsbereit sind, müssen sich international an Lösungen interessierte Länder zusammmenfinden, und zwar unabhängig davon, ob und welcher Kriegspartei sie vielleicht zuneigen. Und dazu hätte der Gleichberechtigung halber Russland eingeladen werden müssen. Höchstwahrscheinlich wäre Russland nicht gekommen. Aber dann hätte es sich den neutralen Ländern gegenüber die Blöße geben müssen. So hat sich die Ukraine die Blöße gegeben, indem es die Nichteinladung Russlands und damit eine Unausgewogeneheit der Konferenz erpresst hat. So wird das nichts. Na ja, noch ist ja nicht aller Tage Abend. Ich hoffe, der diplomatische Prozess geht weiter. Und noch mehr hoffe ich, dass er in der deutschen Öffentlichkeit die ihm gemäße Würdigung erfährt.

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