Mittwoch, 22. Oktober 2025
Streit um das Potsdamer Stadtbild
damals, 18:43h
In Potsdam gibt es seit Jahren Steit um das Stadtbild, den Abriss symbolträchtiger DDR-Bauten sowie den Wiederaufbau verlorener feudaler Architektur. Gestern traf ich (eigentlich auf der Suche nach etwas anderem) auf einen Artikel der Frankfurter Rundschau dazu aus dem Jahr 2019, der meines Erachtens zeigt, inwiefern die Frontlinien der Auseinandersetzung schief liegen.
Der Autor Thomas Leinkauf plädiert darin für den Erhalt von Bauten der „sozialistischen Moderne“, wie er es nennt: das Interhotel und die Fachhochschule, 2 Bauten, die das Aussehen der Innenstadt deutlich prägen. Er verweist kritisch auf Ludger Brands, einen aus Münster stammenden Potsdamer Professor, der anderer Meinung ist: „Das Dilemma der Moderne, sagt er, sei, nur einzelne, autonome Gebäude gedacht zu haben, nicht aber ganze Stadträume, Stadtzusammenhänge. Nicht der Krieg, sondern diese Autonomie habe letztlich unsere Städte kaputtgemacht. So sei das auch in der Potsdamer Altstadt.“
Da konfrontiert sich also ein eher linker Ossi, der die Moderne liebt, mit einem eher konservativen Wessi, der sie hasst. Aber ist das überhaupt Moderne? Moderne, wie ich sie kenne und durchaus verehre, ist das Neue Bauen der vorigen 20er Jahre, und das hat sehr wohl in Stadträumen, Stadtzusammenhängen gedacht, wie ich hier schon geschildert habe, ja, es hat sich von der vorherigen historistischen Epoche gerade dadurch abgegrenzt, dass es diese Zusammenhänge höher wertete als die Schönheit des Einzelgebäudes. Zu sehen zum Beispiel hier in Altona (rechts oben neben dem Park), wo ein notwendiger riesiger Schulbau 1930 mit einigem architektonischen Aufwand in das historische Stadtbild eingepasst wurde.
Was der Professor im Blick hat, das ist der Brutalismus der Nachkriegsmoderne, ein (überwiegend westliches) Phänomen der Nachkriegszeit, als man mit einem „Hoppla, jetzt kommen wir!“ die Vergangenheit vergessen wollte, etwa indem man in Hamburg (Ost-West-Straße) und Bremen (Martinistraße) breite Autotrassen quer durch die bombenzerstörten Innenstädte zog und so deren Wiederbelebung architektonisch unmöglich machte.
Aber das in Potsdam, das Leinkauf als sozialistische Moderne feiert und Brands als geschichtsvergessene Moderne ablehnt, das ist noch etwas anderes. Das ist eben nicht rücksichtslos oder gar geschichtsvergessen wie die Ost-West-Straße: Es ist auf boshafte Weise sehr geschichtsbewusst. Die Fachhochschule und das Interhotel setzen die Markenzeichen für die DDR ganz bewusst so, dass sie historische Stadträume zerstören. Das Interhotel besetzt genau den Platz, den früher der Lustgarten des Stadtschlosses innehatte, die Fachhochschule mauert die Nikolaikirche völlig ein.
Das ist weder sozialistisch noch modern. Denn der Sozialismus und das Neue Bauen zielten auf ein gleichberechtigtes, harmonisches Miteinander der Menschen. Auch daran hätte ich übrigens etwas zu kritisieren, aber das steht auf einem anderen Blatt. Und vor allem hat es nichts zu tun mit dem Potsdamer Architekturstreit, in dem ideologisierte Gruppen ihre Marken für ihre jeweilige Klientel setzen (oder erhalten) wollen.
Der Autor Thomas Leinkauf plädiert darin für den Erhalt von Bauten der „sozialistischen Moderne“, wie er es nennt: das Interhotel und die Fachhochschule, 2 Bauten, die das Aussehen der Innenstadt deutlich prägen. Er verweist kritisch auf Ludger Brands, einen aus Münster stammenden Potsdamer Professor, der anderer Meinung ist: „Das Dilemma der Moderne, sagt er, sei, nur einzelne, autonome Gebäude gedacht zu haben, nicht aber ganze Stadträume, Stadtzusammenhänge. Nicht der Krieg, sondern diese Autonomie habe letztlich unsere Städte kaputtgemacht. So sei das auch in der Potsdamer Altstadt.“
Da konfrontiert sich also ein eher linker Ossi, der die Moderne liebt, mit einem eher konservativen Wessi, der sie hasst. Aber ist das überhaupt Moderne? Moderne, wie ich sie kenne und durchaus verehre, ist das Neue Bauen der vorigen 20er Jahre, und das hat sehr wohl in Stadträumen, Stadtzusammenhängen gedacht, wie ich hier schon geschildert habe, ja, es hat sich von der vorherigen historistischen Epoche gerade dadurch abgegrenzt, dass es diese Zusammenhänge höher wertete als die Schönheit des Einzelgebäudes. Zu sehen zum Beispiel hier in Altona (rechts oben neben dem Park), wo ein notwendiger riesiger Schulbau 1930 mit einigem architektonischen Aufwand in das historische Stadtbild eingepasst wurde.
Was der Professor im Blick hat, das ist der Brutalismus der Nachkriegsmoderne, ein (überwiegend westliches) Phänomen der Nachkriegszeit, als man mit einem „Hoppla, jetzt kommen wir!“ die Vergangenheit vergessen wollte, etwa indem man in Hamburg (Ost-West-Straße) und Bremen (Martinistraße) breite Autotrassen quer durch die bombenzerstörten Innenstädte zog und so deren Wiederbelebung architektonisch unmöglich machte.
Aber das in Potsdam, das Leinkauf als sozialistische Moderne feiert und Brands als geschichtsvergessene Moderne ablehnt, das ist noch etwas anderes. Das ist eben nicht rücksichtslos oder gar geschichtsvergessen wie die Ost-West-Straße: Es ist auf boshafte Weise sehr geschichtsbewusst. Die Fachhochschule und das Interhotel setzen die Markenzeichen für die DDR ganz bewusst so, dass sie historische Stadträume zerstören. Das Interhotel besetzt genau den Platz, den früher der Lustgarten des Stadtschlosses innehatte, die Fachhochschule mauert die Nikolaikirche völlig ein.
Das ist weder sozialistisch noch modern. Denn der Sozialismus und das Neue Bauen zielten auf ein gleichberechtigtes, harmonisches Miteinander der Menschen. Auch daran hätte ich übrigens etwas zu kritisieren, aber das steht auf einem anderen Blatt. Und vor allem hat es nichts zu tun mit dem Potsdamer Architekturstreit, in dem ideologisierte Gruppen ihre Marken für ihre jeweilige Klientel setzen (oder erhalten) wollen.
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