Freitag, 17. Februar 2023
Kulturpessimistische Betrachtung im Park von Sanssouci
Der hintere Teil vom Park Sanssouci in Potsdam wurde im 19. Jahrhundert als Landschaftsgarten gestaltet: Verschlungene Wege führen in weiten Kurven scheinbar nirgendwohin, durch kleine Gehölze und über Wiesen, sodass sich vielfältige, oft überraschende Ausblicke auf ferne Baumgruppen, Tempelchen, Statuen oder Villen ergeben, aber natürlich führt der Weg am Ende doch zu einem Ziel: einem Schloss, einem Parkausgang, einem Rondell, ... - denn es ist ja kein Irrgarten, sondern ein kunstvoll ersonnenes System zum anregenden Spazierengehen. Und ermöglicht ein wunderbares Erlebnis, sofern man sich ihm hingibt.

Im 20. Jahrhundert, als der Park öffentlich wurde, überwachten "Parkeulen", dass sich die Besucher auch angemessen hingeben, anstatt einfach die Wege zu verlassen.

Im 21. lassen sich die Parkbesucher nicht mehr von Wegen tyrannisieren: Erscheint ein reizvolles Objekt in einer Blickachse, dann latschen sie drauf zu, quer über die Wiese.

Ist es nicht ähnlich mit der Diskussionskultur im öffentlichen Raum? Früher durften überhaupt nur Eliten sich daran beteiligen. Später dann, in demokratischen Zeiten, konnten dann schon alle mitmachen, hielten sich aber brav an die durch Aufklärung und Vernunft vorgezeichneten Wege, überwacht von intellektuellen Autoritäten. Jetzt latscht jeder querfeldein, direkt auf die Villa zu, die ihm verschlossen bleibt, wie sie es schon immer war, nur dass er sich als Individualist und Querdenker fühlt, weil er den vorgezeichneten Weg verließ, um einer ebenso vorgezeichneten Verlockung plump zu folgen und dabei ein paar Blumen zu zertrampeln.

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