Dienstag, 13. Februar 2018
Abendbegegnung

Der olle Kanzler im Scheinwerferlicht fror nicht weniger als ich.

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Familienzusammenführung ...
... war ja damals in meiner Jugend auch ein Thema, als Möglichkeit, aus der DDR in den goldenen Westen zu kommen. Nur damals hab ich das Thema von außen betrachtet, das heut im Innern der Bundesrepublik so diskutiert wird, unter dem Begriff „Familiennachzug“. Neulich im Deutschlandfunk meinte Herr Meuthen von der AfD, dass das Ganze eine Schummelei sei, da einer vorgeschickt wird, um die anderen per Familiennachzug nachzuholen. Das leuchtete mir sofort ein. Auch damals war die Familienzusammenführung oft eine Schummelei: Häufig ging es nicht in erster Linie darum, eine Familie zu vereinen (auch Scheinehen waren nicht unüblich), sondern es war ein Weg, eine Person aus der DDR in den Westen zu bekommen.
Das wussten auch die Verhandlungspartner beider deutscher Staaten. Weshalb haben sie sich trotzdem darauf eingelassen? Nicht nur aus Imagegründen à la „KSZE“ und „Menschenrechte“, ich denke, es ging beiden Seiten auch darum, den Druck rauszunehmen, die am verzweifeltsten Unzufriedenen ziehen zu lassen, damit alles friedlich bleibt. Lösungen zu finden, die vielleicht nicht ganz ehrlich, nicht ganz gerecht sind, die aber dazu beitragen, Unfrieden und Unzufriedenheit dort, wo sie am heftigsten aufblühen, einzudämmen, das Zusammenleben insgesamt erträglicher zu machen.
Der Vergleich hinkt, werden Sie sagen: Über dieses Ticket kamen damals nichtmal 10 000, die noch dazu die gleiche Sprache sprachen, leicht zu integrieren waren. Heute betrifft das mehr als zehnmal so viele. Sicher. Damals war aber auch der Druck nicht so groß: In der DDR zu leben machte keinen Spaß, aushaltbar war es. Kein Vergleich beispielsweise zu einem Aufwachsen im angeblich sicheren Herkunftsland Afghanistan. Oder anderes Beispiel – ich kenn eine Familie, die je nach Sicherheitslage jahrelang zwischen Syrien und Libanon hin- und herzog. Die kamen hierher, nicht weil sie am Leben bedroht waren, sondern weil absehbar war, dass ihre Kinder keine Chance auf eine irgendwie nennenswerte Schul- und Berufsausbildung haben. Also, dafür würde ich auch „schummeln“, und Herr Meuthen sicher auch, wenn es um seine Kinder ginge.
Wenn man die Sache ehrlich machen will, braucht man eine Idee, was man stattdessen tut, um die Lage zu entspannen. „Die Grenzen sichern“, meint Herr Meuthen. Mit andren Worten: den Druck erhöhen, die Sache explodieren lassen, und zwar woanders, möglichst weit weg von Deutschland. Ich finde das sowohl herzlos als auch kurzsichtig.
Ich hab einen anderen Vorschlag. Auf den brachte mich die Tatsache, dass ich manchmal für eine Zeitschrift Rezensionen schreibe. Ich bekomme dafür kein Geld. Aber am Ende des Jahres schüttet die VG Wort ein paar Euro aus. Denn niemand (außer den Bibliotheken) kauft diese Zeitschrift, alle kopieren sich die sie interessierenden Texte einfach raus. Als Entschädigung dafür zahlen die Hersteller von Fotokopierern einen kleinen Obulus pro Gerät an die VG Wort und die verteilt die Einnahmen an die Geschädigten: die Verlage und Autoren.
Warum übertragen wir das Prinzip nicht auch auf die Produktion von Waffen? Für jede produzierte Pistole ein paar Cent in einen Topf, für jedes U-Boot einen großen Schein. Und das Geld wird dann genutzt, um die Nachteile, die den Geschädigten entstanden sind, zumindest abzufedern. Für die Schulausbildung der oben erwähnten Kinder dürfte es allemal reichen.

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