Donnerstag, 21. September 2017
Konservatives Bekenntnis
Das Schulgebäude, in dem ich arbeite, will die Stadt seit Längerem loswerden – aus ökonomischer Warte verständlich: Sicherlich übersteigt der finanzielle Wert des Innenstadtgrundstücks den Gebrauchswert als stinknormale Berufsschule bei weitem.
Als Erstes hat man die Schule zur Filiale einer größeren Berufsschule degradiert, die etwas weiter draußen liegt, an einer lauten Ausfallstraße. Das ist ein riesengroßer Neubaukomplex der Marke „hell - modern – unübersichtlich – anonym“. Dort soll ein weiteres Gebäude entstehen, das unsere Schule aufnehmen soll. Aber irgendwie stocken die Baumaßnahmen seit Jahren.
Ich argwöhne, dass das auch damit zusammenhängt, dass die Stadt unsere Schule nicht verkauft kriegt, denn die steht dummerweise unter Denkmalschutz, da sie von einem regional berühmten Architekten errichtet wurde. Das Haus besticht zwar nicht durch besondere Schönheit, wohl aber durch menschenfreundliche Proportionen, und in den Pausen sitzen die Schüler auf wunderschönen, grün gekachelten Brunnenrändern (die allerdings seit Ewigkeiten versiegt sind). So ein Gebäude kauft natürlich niemand.
Immerhin konnte die Stadt das zum Haus gehörige Brachland verscherbeln, das bisher den Lehrerparkplatz beherbergte. (Da so ein Lehrerparkplatz natürlich nie wegfallen darf - Bestandsschutz! - wurde der bisherige Schulhof umgewidmet und von einer Fachfirma professionell befestigt, während bisher ein Flecken leerer Erdboden zwischen Gras und Gestrüpp ausgereicht hatte.) Nach den Sommerferien stand da ein Werbeschild, und jetzt ist schon die Baugrube ausgehoben, und es wird fleißig in die Tiefe gerammt, dass die Klassenräume erzittern.

Da staunt man, wie schnell Bauvorhaben so vonstattengehen können, wenn das Geld stimmt. Ganz offensichtlich hat sich der Senat ernsthaft vorgenommen, die Wohnungsnot der oberen Zehntausend zu beseitigen – „Wachsende Stadt“ nannte das der vorige (CDU-)Bürgermeister und meinte damit „Wachsender Reichtum der sowieso schon Reichen“. Und der jetzige SPD-Bürgermeister führt diese Politik fort, wobei er – nach klassischer SPD-Tradition – den gleichzeitigen Bau günstigen Wohnraums antäuscht, ohne ihn nennenswert durchzuführen.
Angesichts solcher Entwicklungen wird man skeptisch gegenüber jeglichen Neuerungen. Daher wähle ich diesmal wertkonservativ, also links.

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