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Samstag, 13. Februar 2016
Der 50. Geburtstag
damals, 19:14h
Eigentlich wollte ich heute über den Film von gestern Abend ablästern ("Nacht ohne Morgen": tolle Kamera, eindringliche Stimmungen, aber ansonsten die übliche Thriller-Macho-Sauce), aber nicht eigentlich steht mir der Sinn grad eher nach Tagebuch-Besinnungstexten - wo sonst darf man sowas noch mit über 50, wenn nicht hier auf blogger.de, wo jeder sabbelt, was er will.
Also, es ist ja ein magisches Datum nach den Ritualen unserer Kultur, der Tag, an dem man das Lebensalter von exakt fünfzig Jahren erreicht hat. Da wir unser Dasein als einen "Lebensweg" begreifen und entsprechend eifrig bemüht sind, die Zufälligkeiten des Selbsterlebten in eine irgendwie logisch klingende chronologische Ordnung zu bringen, eine erzählbare Geschichte daraus zu machen, brauchen wir natürlich auch einen dramaturgischen Höhepunkt, und der wird üblicherweise auf das Alter von 50 gesetzt und am Tag des 50. Geburtstages symbolisch gefeiert. In diesem Alter hat man ja in aller Regel die Selbststilisierung des Ich so weit abgeschlossen und gefestigt, oft auch erwachsene Kinder, berufliche Erfolge und materiellen Besitz vorzuweisen, auf dass man sich nach dem Motto "mein Haus, meine Familie, mein Lebensstil" feiern lassen kann. (Ein Freund und Nachbar erzählte nicht ganz ohne Neid von einem Berliner Freund, der die Geburtstagsgesellschaft zu einer Spree-Dampferfahrt mit Übernachtung einladen konnte - er selbst brachte es nur zu einem Grillfest auf dem Hof der Genossenschaftswohnanlage, auf der er immerhin zwei Kinder vorweisen konnte, die beruflich erfolgreicher sind als er selbst ...)
Und ich, ich habe eine Frau, die ein halbes Jahr älter ist als ich, und die hatte die Idee, dass wir doch zusammen feiern könnten (die Mitte zwischen unseren Geburtstagen fällt in den Sommer und bietet sich zum Feiern an). Ich fand die Idee so schön, dass ich sonst keine Wünsch mehr verspürte zu meinem Geburtstag. Für uns wäre so ein Gartenfest in dem eben erwähnten Hof durchaus etwas Glanzvolles: Wir haben beide eine Vorliebe fürs Kleinbürgerliche und zumindest ich zelebriere diese Vorliebe auch gern, während meine Frau mit ihrer Unfähigkeit, sich selbst zu feiern und ein bisschen anzugeben - da ist es überhaupt schon etwas Tolles, wenn sie sagt: "Ja, ich möchte viele Leute einladen." Also besorgten wir uns zwei Bierzeltgarnituren und ein Partyzelt (denn natürlich war die Hamburger Wetterprognose durchwachsen), und dann luden wir ein ...
Dass es dann doch anders kam, da bin ich gar nicht sicher, ob das gut war, wahrscheinlich schon. Jedenfalls regnete es an dem besagten Tag, die Gartenparty musste ausfallen. Wir verschoben alles schnell auf abends in unsere kleine Wohnung, richteten das Schlafzimmer als zusätzlichen Patryraum ein. Den aus dem Berliner Raum anreisenden Verwandten konnten wir nicht mehr absagen, sie kriegten als Ersatzprogramm einen Ausflug auf den Michel. wo es aber auch zugig und kalt kalt war. Dafür wurde die Party richtig schön: zwanzig Leute auf 67 Quadratmetern, das wurde richtig schön eng und studentisch.
Als Geschenke hatten wir uns kleine Lobhudeleien gewünscht, von denen tatsächlich auch einige entzückende eintrudelten, und als Höhepunkt des Abends kamen Beamer und Leinwand zum Einsatz und ich zeigte je zehn Fotos aus der Vergangenheit der zu Feiernden.
Es wurde eine enge und kleine Feier, enger und kleiner, als sie eh schon geplant war. Ich kann Ihnen auch versichern, das wir zum Leben, zum Dasein mehr Talent haben als zum Feiern desselben. Dennoch: Ich denke gern daran zurück, der Abend passte zu uns, denn es war nicht nur eng und klein, sondern auch intim und intensiv. Und wer weiß, nächsten Sommer, vielleicht holen wir die Bierbankgarnitur wieder raus.
Also, es ist ja ein magisches Datum nach den Ritualen unserer Kultur, der Tag, an dem man das Lebensalter von exakt fünfzig Jahren erreicht hat. Da wir unser Dasein als einen "Lebensweg" begreifen und entsprechend eifrig bemüht sind, die Zufälligkeiten des Selbsterlebten in eine irgendwie logisch klingende chronologische Ordnung zu bringen, eine erzählbare Geschichte daraus zu machen, brauchen wir natürlich auch einen dramaturgischen Höhepunkt, und der wird üblicherweise auf das Alter von 50 gesetzt und am Tag des 50. Geburtstages symbolisch gefeiert. In diesem Alter hat man ja in aller Regel die Selbststilisierung des Ich so weit abgeschlossen und gefestigt, oft auch erwachsene Kinder, berufliche Erfolge und materiellen Besitz vorzuweisen, auf dass man sich nach dem Motto "mein Haus, meine Familie, mein Lebensstil" feiern lassen kann. (Ein Freund und Nachbar erzählte nicht ganz ohne Neid von einem Berliner Freund, der die Geburtstagsgesellschaft zu einer Spree-Dampferfahrt mit Übernachtung einladen konnte - er selbst brachte es nur zu einem Grillfest auf dem Hof der Genossenschaftswohnanlage, auf der er immerhin zwei Kinder vorweisen konnte, die beruflich erfolgreicher sind als er selbst ...)
Und ich, ich habe eine Frau, die ein halbes Jahr älter ist als ich, und die hatte die Idee, dass wir doch zusammen feiern könnten (die Mitte zwischen unseren Geburtstagen fällt in den Sommer und bietet sich zum Feiern an). Ich fand die Idee so schön, dass ich sonst keine Wünsch mehr verspürte zu meinem Geburtstag. Für uns wäre so ein Gartenfest in dem eben erwähnten Hof durchaus etwas Glanzvolles: Wir haben beide eine Vorliebe fürs Kleinbürgerliche und zumindest ich zelebriere diese Vorliebe auch gern, während meine Frau mit ihrer Unfähigkeit, sich selbst zu feiern und ein bisschen anzugeben - da ist es überhaupt schon etwas Tolles, wenn sie sagt: "Ja, ich möchte viele Leute einladen." Also besorgten wir uns zwei Bierzeltgarnituren und ein Partyzelt (denn natürlich war die Hamburger Wetterprognose durchwachsen), und dann luden wir ein ...
Dass es dann doch anders kam, da bin ich gar nicht sicher, ob das gut war, wahrscheinlich schon. Jedenfalls regnete es an dem besagten Tag, die Gartenparty musste ausfallen. Wir verschoben alles schnell auf abends in unsere kleine Wohnung, richteten das Schlafzimmer als zusätzlichen Patryraum ein. Den aus dem Berliner Raum anreisenden Verwandten konnten wir nicht mehr absagen, sie kriegten als Ersatzprogramm einen Ausflug auf den Michel. wo es aber auch zugig und kalt kalt war. Dafür wurde die Party richtig schön: zwanzig Leute auf 67 Quadratmetern, das wurde richtig schön eng und studentisch.
Als Geschenke hatten wir uns kleine Lobhudeleien gewünscht, von denen tatsächlich auch einige entzückende eintrudelten, und als Höhepunkt des Abends kamen Beamer und Leinwand zum Einsatz und ich zeigte je zehn Fotos aus der Vergangenheit der zu Feiernden.
Es wurde eine enge und kleine Feier, enger und kleiner, als sie eh schon geplant war. Ich kann Ihnen auch versichern, das wir zum Leben, zum Dasein mehr Talent haben als zum Feiern desselben. Dennoch: Ich denke gern daran zurück, der Abend passte zu uns, denn es war nicht nur eng und klein, sondern auch intim und intensiv. Und wer weiß, nächsten Sommer, vielleicht holen wir die Bierbankgarnitur wieder raus.
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