Mittwoch, 29. Oktober 2014
Wie die Menschen, so die Katzen ...

... z. B. glotzt unsere gern schnurrend auf Bildschirme und schläft wohl auch mal davor ein .. nein, mal im Ernst:

Es ist schon verblüffend, wie doch die Tiere zu den Menschen passen. Bei Cassie, der engagierten christlichen Mutter aus der bremischen Diaspora, ist es natürlich ein irgendwo aufgelesener Straßenkater, der so sehr in die – etwas größere – Kleinfamilie integriert wird, dass dort auch die Menschenkinder grundsätzlich als Tiger bezeichnet werden. Bei Frau Morphine, Single, Großstädterin, Clubgängerin, weiß man gar nicht, woher manchmal diese Katzen auftauchen, die sich für ein paar Wochen in ihrer Wohnung einnisten und dann wieder spurlos verschwinden.
Wieder anders ist es bei meinem Schwager, der im Einfamilienhaus wohnt mit Frau, zwei Kindern, Meerschweinchen, Hand und natürlich auch Katze. Hier hat die Katze eine ebenso klare Herkunft wie auch Zukunft. Und einmal durfte sie auch Junge bekommen, dieses Frühjahr. Denn die Kinder wünschten sich das und es wurde ihnen und ihr auch genehmigt. Mit drei Monaten – das entspricht etwa dem Alter, in dem Menschenkinder in die sozialen Systeme von Kindergarten oder Schule gegeben werden – wurden die Kleinen weggeben, zumeist in die Nachbarschaft verschenkt. Zu Hause blieb nur eines der Kätzchen, natürlich ein Kater, Vincent mit Namen: Es sind immer die Jungs, die bei der Mama bleiben. Vincent ist jetzt halbwüchsig. Vincent wird schon lang nicht mehr gesäugt, stattdessen tritt er die Mama (die das geduldig erträgt), frisst ihr das Futter weg. Deshalb gibt es neuerdings endlich getrennte Näpfchen für die beiden.
Eine seiner Schwestern, Lilly, kam zu uns. Anfangs litt sie am Stockholm-Syndrom und liebte mich besonders, denn ich habe sie über 300 km Autobahn zu uns geholt, allein, nur einen Finger konnte ich der zu Tode Geängstigten in den Käfig stecken, unter latenter Gefährdung des Straßenverkehrs. Dann aber stellte sie sich schnell auf die Bedingungen hier ein: Wir sind zwei Erwachsene, berufstätig, und ein schulpflichtiges Kind in einer Mietwohnung (1. Etage) in der Großstadt. Der Vorgarten vor dem Haus gehört den Leuten unten bzw. deren Katze. Also ist Lilly ab Viertel vor Acht allein in der Wohnung, mindestens bis um zwei. In die verbleibenden Nachmittag- und Abendstunden (wenn endgültig das Licht ausgeht, legt auch sie sich zur Ruhe – in eins der Betten) muss sie Schmusestunden, Spiel mit den Menschen und Rausgehabenteuer reinbekommen. Also nimmt sie, was sie kriegen kann. Das Treppenhaus hat sie sich schnell erobert. Aber auch in den Garten mit der dicken roten Katze wagt sie sich allein – weil wir ihr klargemacht haben, dass die Haus- und Wohnungstür nicht ewig zu Katzenfluchtzwecken offen bleiben kann (bei uns in der Gegend wird gern geklaut und kalt wird es jetzt auch). Und wir Menschen sind stolz auf ihre Selbstständigkeit, als wäre es ein Menschenkind.

... link (2 Kommentare)   ... comment


<