Donnerstag, 8. Oktober 2009
Mein 1989 - die Vorgeschichte
Ihr Vater war selbstständiger Buchhändler. In den letzten Jahren der DDR, den Lethargiejahren, kümmerte er sich zunehmend weniger um sein Geschäft, seine Familie, seine Gesundheit und vergrub sich immer mehr in heimatforscherische Projekte (vgl. die immer noch lesenswerten „Märkischen Forschungen" von Günter de Bruyn). 1988 starb er.
Und seine Tochter bekam keinen Studienplatz, der ihr annähernd zusagte. (Weil niemand seine Beziehungen für sie spielen ließ? Weil ihr Vater ein Freigeist und Selbstständiger war? – Wer weiß das schon? Die Akten sind unauffindbar.) Nach ein paar Jahren mit vergeblichen Bewerbungsversuchen stellte sie den Ausreiseantrag und lebte in einer Schwarzwohnung in Potsdam (schwarz, was die Legalität, aber auch, was den Wohnkomfort betrifft).
Meine Eltern, in ihrer Jugend begeisterte Kommunisten, befanden sich in einer Art innerer Emigration und pflegten nach außen hin einen eher bürgerlichen Lebensstil (er leitender Angestellter , sie nach langen Hausfrauenjahren in Teilzeit tätig). Offenbar konnte man in der DDR traditionell bürgerlich wesentlich problemloser überwintern als mit kommunistischen Idealen.
Ich studierte Kunstwissenschaft in Greifswald, an der kleinsten Uni der DDR (3000 Studenten).
Wir waren Anfang Zwanzig und ein unmögliches Paar. Anfangs haben wir das einfach so akzeptiert, dass unser Zusammensein halt nur ein vorübergehendes war. Jeder hatte seine Pläne.

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