Montag, 9. Juni 2025
Gedanken über Warnschüsse
damals, 10:42h
Ältere Ossis unter uns (falls es welche gibt) erinnern sich vielleicht noch an die Seite 2 im „Neuen Deutschland“, als es noch das „Zentralorgan“ war. Da gab es immer die Innenpolitik und da gab es manchmal bemerkenswerte Meldungen, zum Beispiel unter der Überschrift „Behauptungen westlicher Medien über xyz entsprechen nicht der Wahrheit“. Wer dann die westlichen Medien nicht konsumiert hatte, der erfuhr nichts, er bekam nur demonstriert: Du erfährst nichts, und das ist auch gut so.
Ein anderes Mal hieß es: „Im Zuge der Verfolgung eines Straftäters wurden im Bereich des des Hermsdorfer Autobahnkreuzes durch Angehörige der Sowjetarmee Warnschüsse abgefeuert. Um die Verkehrssicherheit nicht zu gefährden, wurde das Autobahnkreuz gesperrt.“ Dass der Gewarnte am Ende tot war, war dem ND-Leser damit klar, dass es sich um einen desertierten Sowjetsoldaten gehandelt hatte, konnte er durch einfache Kombination erschließen. Die Rede von den Warnschüssen war also keine in Täuschungsabsicht gemachte Lüge. Sie diente dazu, dem DDR-treuen Leser eine Ausrede bereitzustellen, vielleicht sogar dazu, gleichzeitig dem russischen Besatzer rhetorisch eins auszuwischen.
Dieser Tage höre ich wieder von Warnschüssen, in Gaza, und wieder sind die Gewarnten zuverlässig tot, und kann es sich bei der Rede über Warnschüsse nicht um eine Vertuschung der Wahrheit handeln, denn die Wahrheit liegt ja offen zu Tage. Nicht anders in Charkiw, wo die Rede ist von Angriffen auf militärische Ziele, aber was dann in Flammen aufgeht, das sind Wohnblocks.
In beiden Fällen ist es kein täuschendes Lügen, es ist eine Verhöhnung der Wahrheit, die Angst und Schrecken verbreiten soll. Mit Faktenchecks dagegen angehen zu wollen wäre lächerlich.
Und in beiden Fällen begleiten die Reden ein staatlich organisiertes rassistisches Vorgehen zur Dezimierung eines Nachbarvolks. Eigentlich kein Unterschied. Außer diesem: In der Ukraine unterstützt Deutschland das angegriffene Volk. In Gaza unterstützt es die Aggressoren.
-
P.S. „Was kritzelst du denn da am Montagmorgen?“ fragt meine Frau neben mir im Bett. Ich erkläre ihr, was ich da schreibe. „Das verstehe ich nicht, was du da groß schreiben willst. Das versteht doch jeder. Das ist Krieg. Das heißt: Wir machen euch fertig!“
Ein anderes Mal hieß es: „Im Zuge der Verfolgung eines Straftäters wurden im Bereich des des Hermsdorfer Autobahnkreuzes durch Angehörige der Sowjetarmee Warnschüsse abgefeuert. Um die Verkehrssicherheit nicht zu gefährden, wurde das Autobahnkreuz gesperrt.“ Dass der Gewarnte am Ende tot war, war dem ND-Leser damit klar, dass es sich um einen desertierten Sowjetsoldaten gehandelt hatte, konnte er durch einfache Kombination erschließen. Die Rede von den Warnschüssen war also keine in Täuschungsabsicht gemachte Lüge. Sie diente dazu, dem DDR-treuen Leser eine Ausrede bereitzustellen, vielleicht sogar dazu, gleichzeitig dem russischen Besatzer rhetorisch eins auszuwischen.
Dieser Tage höre ich wieder von Warnschüssen, in Gaza, und wieder sind die Gewarnten zuverlässig tot, und kann es sich bei der Rede über Warnschüsse nicht um eine Vertuschung der Wahrheit handeln, denn die Wahrheit liegt ja offen zu Tage. Nicht anders in Charkiw, wo die Rede ist von Angriffen auf militärische Ziele, aber was dann in Flammen aufgeht, das sind Wohnblocks.
In beiden Fällen ist es kein täuschendes Lügen, es ist eine Verhöhnung der Wahrheit, die Angst und Schrecken verbreiten soll. Mit Faktenchecks dagegen angehen zu wollen wäre lächerlich.
Und in beiden Fällen begleiten die Reden ein staatlich organisiertes rassistisches Vorgehen zur Dezimierung eines Nachbarvolks. Eigentlich kein Unterschied. Außer diesem: In der Ukraine unterstützt Deutschland das angegriffene Volk. In Gaza unterstützt es die Aggressoren.
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P.S. „Was kritzelst du denn da am Montagmorgen?“ fragt meine Frau neben mir im Bett. Ich erkläre ihr, was ich da schreibe. „Das verstehe ich nicht, was du da groß schreiben willst. Das versteht doch jeder. Das ist Krieg. Das heißt: Wir machen euch fertig!“
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