Donnerstag, 27. März 2025
Deutschland-Märchen
Es gab einmal ein Land, in dem gab es zu viel Geld. Also jetzt nicht bei der Regierung, sondern bei den reichen Leuten. Die wurden richtig verrückt, weil sie nicht wussten, was sie mit dem Geld machen sollten. Einige begannen, miteinander Wetten abzuschließen, wessen Geld nun weniger wert wäre. Manche gewannen die Wetten, und dann hatten sie noch mehr Geld und dann mussten sie noch mehr Wetten abschließen.

Andere versuchten, das Geld loszuwerden, indem sie in den Städten Häuser und Grundstücke kauften, die sie gar nicht brauchten, denn sie hatten ja schon welche. Dadurch wurden in den Städten die Häuser und Grundstücke knapp und deshalb teurer, und so hatten sie noch mehr Geld und mussten sich schon wieder was überlegen, was sie mit dem Geld machen. Einige fingen in ihrer Not an, Ackerland zu kaufen, aber sie hatten keine Ahnung, was sie damit anfangen sollten. Also verpachteten sie es an die Bauern, denen sie es abgekauft hatten. Und dann kriegten sie Pacht und also noch mehr Geld.

Die Armen waren neidisch auf die Reichen, aber sie schämten sich es zuzugeben, dass sie auch gerne reich wären. Manche probierten es damit, dass sie ganz viel arbeiteten, um damit viel Geld zu verdienen. Aber irgendwie funktionierte das nicht. Andere versuchten, es den Reichen nachzumachen und gar nicht zu arbeiten, aber das funktionierte auch nicht.

Und die Regierung wollte es allen recht machen. Den Reichen wollte sie kein Geld wegnehmen, um sie nicht zu verärgern, und den Armen gab sie Geld, damit sie nicht so sauer auf die Reichen sind. Dazu musste sich die Regierung Geld von anderswo besorgen, und dadurch war dann noch mehr Geld im Land. Und die Reichen beschwerten sich, dass die Armen einfach so Geld kriegen, und meinten, sie müssten dann auch welches kriegen.

Eigentlich hatte die Regierung ganz was anderes zu tun, denn sie musste die Straßen und die Eisenbahn in Ordnung bringen, die schon ganz schön alt geworden waren. Auch dafür musste sie sich Geld im Ausland besorgen und außerdem noch Arbeiter, die nicht so viel Geld verlangten wie die eigenen Armen. Und dann wurden die eigenen Armen sauer, weil es jetzt noch andere Arme gab. Und dann mussten die neuen Armen natürlich auch ein bisschen Geld von der Regierung kriegen. Irgendwie ging alles schief.

Zu guter Letzt gab es auch noch Stress mit den Nachbarn, und die Regierung brauchte eine Armee, um das Land zu schützen. Die Regierung hatte zwar eine Armee, aber die Soldaten wussten gar nicht mehr, wie man Land verteidigt, weil sie viele Jahre im Ausland gewesen waren. Sie hatten dort dafür sorgen sollen, dass man ihr Land auch in anderen Ländern mehr ernst nimmt, aber das hatte nicht geklappt, denn die Soldaten hatten immer nur den noch stärkeren Ländern helfen müssen und waren von denen noch ausgelacht worden.

Und das zu Recht, denn in diesem Land waren alle auf alle sauer, niemand war bereit, auch nur einen Handschlag für jemand anderen zu tun, und am Ende saßen sie da wie Ilsebill in ihrem umgekippten Nachttopf.

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