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Samstag, 14. Februar 2015
Back to Banalität
damals, 13:32h
Als letzten Herbst das leidige Weihnachten nahte, glaubte ich eine gute Idee zu haben: Ich legte eine Bücherliste an und ließ mich daraus beschenken. Fühlte sich im ersten Augenblick gut an. Ich hatte zu Jahresbeginn einen Stapel Bücher da liegen und stöberte nach, mit welchem ich beginne.
Sprachlich am schönsten war „Wolkenfern“ von Joanna Bator. Das nahm ich mir zuerst vor und legte mich genüsslich rein in die ihre poetisch funkelnden Boshaftigkeiten. Erst nach hundert Seiten dämmerte mir, dass da so eine lesbisch wirkende Ideologie dahintersteckt, die den Männern als solchen die Alleinschuld für alles und insbesondere die Irrungen der deutschen Geschichte vor 1945 zuschiebt. Das schmälerte meine Begeisterung dann doch und bald blieb ich stecken.
Das nächste Buch auf dem Stapel war „Das Ende der Arbeiterklasse“ (herrlicher Titel) von Aurélie Filippetti. Ich hatte irgendwann beim Autofahren im Deutschlandfunk daraus vorlesen gehört und wusste, dass es wunderbar pathetisch ist. Beim Lesen ging mir das aber schnell auf die Nerven. Das leicht Überzogenene an dem Pathos mochte ich zwar. Aber leider war es gar nicht so überzogen und leicht schon gar nicht, eher von marxistisch-machohafter Schwerfälligkeit: überall geschichtliche Katastrophen und finstere kapitalistische Mächte, nirgends Lebendigkeit, stattdessen Terror, Kampf und vorzugsweise bittere Niederlagen.
Nee, dann doch lieber das nächste probieren: „Pfaueninsel“ von Thomas Hettche. Das klappte ich aber am schnellsten wieder zu, maßlos enttäuscht darüber, dass es sich bei diesem historischen Roman, der im 19. Jahrhundert auf der Pfaueninsel spielt, tatsächlich um einen gepflegten historischen Roman aus dem Milieu des preußischen Königshofes handelt. Wie hatte ich auch auf die Idee kommen können, nur weil die Pfaueninsel ein wunderschöner Ort ist, dass ich in einem Buch über die Pfaueninsel von dem üblichen Historienkram verschont bleibe?!
Zum Glück kam dann mein Freund T. mit dem neuen Sven Regener daher, den er grad ausgelesen hat, und der ist wirklich schön. Regener nörgelt ebenso umher wie Joanna Bator, wesentlich banaler sogar, aber eben unbekümmert alltäglich und sehr nah dran an dem Leben, das wir nunmal alle leben. Da fühlt man sich zu Hause bei sich selbst (wenn z. B. der Nutzen von Esoterik, den ich meinen Freunden auch hier so oft vergeblich zu erklären suche, in anderthalb Sätzen auf den Punkt gebracht wird).
Schön auch die Beobachtung, wie die Karl Schmidts und Frank Lehmanns vor 1989 in Schwarz-Weiß, wie die Helden in einem Schwarz-Weiß-Film, gelebt haben. Kann ich nur bestätigen. War auf der Ost-Seite auch so. Nicht umsonst schmunzeln T. und ich gern über die Gleichartigkeit von „Sonnenallee“ und „Herr Lehmann“, wobei ich die natürlich „Sonnenallee“ etwas erheiternder finde, er als Wessi „Herr Lehmann“. Also jedenfalls jetzt, was die Filme betrifft (dass der Roman „Herr Lehmann“ besser ist als „Am anderen Ende der Sonnenallee“, das dürfte klar sein).
Also: diese schwarz-weißen 80er. Was Ost und West dabei unterscheidet, ist, dass es bei uns (bei mir jedenfalls) deprimäßiger zuging. Dass man sich mit dem echten Konflikten ausweichenden Jugend-Schluri-Leben nicht als Held fühlte, sondern so albern, wie man war. Auch bei uns wurde diese furchtbare schlumheimerische Installationskunst à la Eimer auf Stuhl fabriziert, wurden diese affig poesielosen Gedichte im Sascha-Anderson-Stil verfasst. Nur fand ich das damals schon blöd, während hier Fluxus immer noch in Ehren ist.
Einfach arbeiten gehen ist doch da das mindeste, was man besser machen kann, für mich jedenfalls fühlt sich das so an. Und ich habe den Eindruck, Karl Schmidt sieht das ähnlich.
Sprachlich am schönsten war „Wolkenfern“ von Joanna Bator. Das nahm ich mir zuerst vor und legte mich genüsslich rein in die ihre poetisch funkelnden Boshaftigkeiten. Erst nach hundert Seiten dämmerte mir, dass da so eine lesbisch wirkende Ideologie dahintersteckt, die den Männern als solchen die Alleinschuld für alles und insbesondere die Irrungen der deutschen Geschichte vor 1945 zuschiebt. Das schmälerte meine Begeisterung dann doch und bald blieb ich stecken.
Das nächste Buch auf dem Stapel war „Das Ende der Arbeiterklasse“ (herrlicher Titel) von Aurélie Filippetti. Ich hatte irgendwann beim Autofahren im Deutschlandfunk daraus vorlesen gehört und wusste, dass es wunderbar pathetisch ist. Beim Lesen ging mir das aber schnell auf die Nerven. Das leicht Überzogenene an dem Pathos mochte ich zwar. Aber leider war es gar nicht so überzogen und leicht schon gar nicht, eher von marxistisch-machohafter Schwerfälligkeit: überall geschichtliche Katastrophen und finstere kapitalistische Mächte, nirgends Lebendigkeit, stattdessen Terror, Kampf und vorzugsweise bittere Niederlagen.
Nee, dann doch lieber das nächste probieren: „Pfaueninsel“ von Thomas Hettche. Das klappte ich aber am schnellsten wieder zu, maßlos enttäuscht darüber, dass es sich bei diesem historischen Roman, der im 19. Jahrhundert auf der Pfaueninsel spielt, tatsächlich um einen gepflegten historischen Roman aus dem Milieu des preußischen Königshofes handelt. Wie hatte ich auch auf die Idee kommen können, nur weil die Pfaueninsel ein wunderschöner Ort ist, dass ich in einem Buch über die Pfaueninsel von dem üblichen Historienkram verschont bleibe?!
Zum Glück kam dann mein Freund T. mit dem neuen Sven Regener daher, den er grad ausgelesen hat, und der ist wirklich schön. Regener nörgelt ebenso umher wie Joanna Bator, wesentlich banaler sogar, aber eben unbekümmert alltäglich und sehr nah dran an dem Leben, das wir nunmal alle leben. Da fühlt man sich zu Hause bei sich selbst (wenn z. B. der Nutzen von Esoterik, den ich meinen Freunden auch hier so oft vergeblich zu erklären suche, in anderthalb Sätzen auf den Punkt gebracht wird).
Schön auch die Beobachtung, wie die Karl Schmidts und Frank Lehmanns vor 1989 in Schwarz-Weiß, wie die Helden in einem Schwarz-Weiß-Film, gelebt haben. Kann ich nur bestätigen. War auf der Ost-Seite auch so. Nicht umsonst schmunzeln T. und ich gern über die Gleichartigkeit von „Sonnenallee“ und „Herr Lehmann“, wobei ich die natürlich „Sonnenallee“ etwas erheiternder finde, er als Wessi „Herr Lehmann“. Also jedenfalls jetzt, was die Filme betrifft (dass der Roman „Herr Lehmann“ besser ist als „Am anderen Ende der Sonnenallee“, das dürfte klar sein).
Also: diese schwarz-weißen 80er. Was Ost und West dabei unterscheidet, ist, dass es bei uns (bei mir jedenfalls) deprimäßiger zuging. Dass man sich mit dem echten Konflikten ausweichenden Jugend-Schluri-Leben nicht als Held fühlte, sondern so albern, wie man war. Auch bei uns wurde diese furchtbare schlumheimerische Installationskunst à la Eimer auf Stuhl fabriziert, wurden diese affig poesielosen Gedichte im Sascha-Anderson-Stil verfasst. Nur fand ich das damals schon blöd, während hier Fluxus immer noch in Ehren ist.
Einfach arbeiten gehen ist doch da das mindeste, was man besser machen kann, für mich jedenfalls fühlt sich das so an. Und ich habe den Eindruck, Karl Schmidt sieht das ähnlich.
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