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Mittwoch, 4. Februar 2015
Ganz komische Geschichte
damals, 22:07h
Da habe ich eine ganz komische Geschichte erlebt, ich schreib sie jetzt erst auf, da ich Ewigkeiten brauchte mal nachzufragen.
Also, Sie wissen ja, dass ich mich für diese NSU-Geschichte interessiere. Letzten Herbst gab es einen Vortrag eines Journalisten, Thomas Moser, zu dem Thema, veranstaltet von der evangelischen Kirche. Ich ging hin und war sehr verwundert, dass ich am Eingang von einer älteren Frau aufgefordert wurde, mich mit Namen und Adresse in eine Liste einzutragen. Fand ich schon ungewöhnlich bei einem öffentlichen Vortrag und lehnte ab. Kurz darauf kam die Frau nochmal bettelnd auf mich: Man brauche diese Namensliste unbedingt, um staatliche Fördergelder zu erhalten, für die die Teilnehmer nachgewiesen werden müssten. Ob ich nicht wenigstens meinen Namen nennen wolle. Da tat ich es. Na ja.
Der Vortrag war übrigens sehr gut: solide und genau, jenseits jeder Aufbauschung oder Verharmlosung, einfach informativ. Man erfuhr auch so interessante Kleinigkeiten, z.B. dass die Landeszentrale für Politische Bildung auf der letzten Du-und-deine-Welt-Messe einen gemeinsamen Stand mit dem Verfassungsschutz hatte. Was ja in Hinsicht auf demokratische Regeln gar nicht geht. In der abschließenden Diskussion warb jemand von der Gewerkschaft für eine Veranstaltung einen Monat später, bei der es um einen eventuellen Untersuchungsausschuss zur missglückten Aufklärung des Hamburger NSU-Mordes gehen sollte.
Da ging ich auch hin. Es war im Besenbinderhof (schon für meinen Großvater vor hundert Jahren eine wichtige Adresse, als er als ganz junger Mann einige Zeit bei Blohm&Voss arbeitete). Das Komische: Auch da trat die Frau wieder auf: In der Pause ging sie rum und sammelte Unterschriften für ein Volksbegehren für ein HVV-Sozialticket für Rentner. Natürlich unterschrieb ich nicht, war aber auch nicht locker genug, sie auf unsere vorige Begegnung anzusprechen.
Stattdessen rief ich bei der Kirche an und fragte, ob das denn seine rechte Bewandtnis habe mit der Namensliste. Ja, erhielt ich zur Antwort, die Landeszentrale für Politische Bildung verlange das, damit sie die Sache fördert. Ach, dachte ich, also die Leute, die auf der Messe mit dem Verfassungsschutz ... und in den Förderrichtlinien der Landeszentrale, die man auf www.hamburg.de nachlesen kann, steht auch nichts von Adresslisten. Also rief ich bei der Landeszentrale selbst an. Die Mitarbeiterin für Öffentlichkeitsarbeit hatte ich zuerst dran, die wusste nichts von diesem Prozedere, zeigte sich erstaunt, da man ja zum Teilnehmerzählen nicht unbedingt Adressen braucht. Aber sie gab mich weiter an den verantwortlichen Mitarbeiter für Förderungen. Ja, das stimmt, sagte der. Was mit den Listen geschehe? „Machen Sie sich keine Sorgen.“ Und dann hub er zu einer Erklärung an, die ich aber nicht verstand, da das Telefonat für 10-15 sec ganz merkwürdig unterbrochen wurde, es klang als würde man auf dem MP3-Player fastforward drücken. Als die Verbindung wieder klar war – er selbst hatte nichts von der Störung bemerkt, wie er versicherte, fragte ich nach: Ob die Listen archiviert würden? Ja. Ob sie denn nicht vernichtet würden? Doch, nach gegebener Zeit schon. „Aber wissen Sie, wenn jetzt der Rechnungshof nachprüft, da müssen wir doch beweisen können ... aber wie gesagt, machen Sie sich keine Sorgen, die Listen verlassen nicht das Haus, sie kommen nicht an die Öffentlichkeit.“ Aha.
Soll ich jetzt den Rechnungshof anrufen? Oder lieber weiter meinen Verdächten frönen? Was meinen Sie?
Also, Sie wissen ja, dass ich mich für diese NSU-Geschichte interessiere. Letzten Herbst gab es einen Vortrag eines Journalisten, Thomas Moser, zu dem Thema, veranstaltet von der evangelischen Kirche. Ich ging hin und war sehr verwundert, dass ich am Eingang von einer älteren Frau aufgefordert wurde, mich mit Namen und Adresse in eine Liste einzutragen. Fand ich schon ungewöhnlich bei einem öffentlichen Vortrag und lehnte ab. Kurz darauf kam die Frau nochmal bettelnd auf mich: Man brauche diese Namensliste unbedingt, um staatliche Fördergelder zu erhalten, für die die Teilnehmer nachgewiesen werden müssten. Ob ich nicht wenigstens meinen Namen nennen wolle. Da tat ich es. Na ja.
Der Vortrag war übrigens sehr gut: solide und genau, jenseits jeder Aufbauschung oder Verharmlosung, einfach informativ. Man erfuhr auch so interessante Kleinigkeiten, z.B. dass die Landeszentrale für Politische Bildung auf der letzten Du-und-deine-Welt-Messe einen gemeinsamen Stand mit dem Verfassungsschutz hatte. Was ja in Hinsicht auf demokratische Regeln gar nicht geht. In der abschließenden Diskussion warb jemand von der Gewerkschaft für eine Veranstaltung einen Monat später, bei der es um einen eventuellen Untersuchungsausschuss zur missglückten Aufklärung des Hamburger NSU-Mordes gehen sollte.
Da ging ich auch hin. Es war im Besenbinderhof (schon für meinen Großvater vor hundert Jahren eine wichtige Adresse, als er als ganz junger Mann einige Zeit bei Blohm&Voss arbeitete). Das Komische: Auch da trat die Frau wieder auf: In der Pause ging sie rum und sammelte Unterschriften für ein Volksbegehren für ein HVV-Sozialticket für Rentner. Natürlich unterschrieb ich nicht, war aber auch nicht locker genug, sie auf unsere vorige Begegnung anzusprechen.
Stattdessen rief ich bei der Kirche an und fragte, ob das denn seine rechte Bewandtnis habe mit der Namensliste. Ja, erhielt ich zur Antwort, die Landeszentrale für Politische Bildung verlange das, damit sie die Sache fördert. Ach, dachte ich, also die Leute, die auf der Messe mit dem Verfassungsschutz ... und in den Förderrichtlinien der Landeszentrale, die man auf www.hamburg.de nachlesen kann, steht auch nichts von Adresslisten. Also rief ich bei der Landeszentrale selbst an. Die Mitarbeiterin für Öffentlichkeitsarbeit hatte ich zuerst dran, die wusste nichts von diesem Prozedere, zeigte sich erstaunt, da man ja zum Teilnehmerzählen nicht unbedingt Adressen braucht. Aber sie gab mich weiter an den verantwortlichen Mitarbeiter für Förderungen. Ja, das stimmt, sagte der. Was mit den Listen geschehe? „Machen Sie sich keine Sorgen.“ Und dann hub er zu einer Erklärung an, die ich aber nicht verstand, da das Telefonat für 10-15 sec ganz merkwürdig unterbrochen wurde, es klang als würde man auf dem MP3-Player fastforward drücken. Als die Verbindung wieder klar war – er selbst hatte nichts von der Störung bemerkt, wie er versicherte, fragte ich nach: Ob die Listen archiviert würden? Ja. Ob sie denn nicht vernichtet würden? Doch, nach gegebener Zeit schon. „Aber wissen Sie, wenn jetzt der Rechnungshof nachprüft, da müssen wir doch beweisen können ... aber wie gesagt, machen Sie sich keine Sorgen, die Listen verlassen nicht das Haus, sie kommen nicht an die Öffentlichkeit.“ Aha.
Soll ich jetzt den Rechnungshof anrufen? Oder lieber weiter meinen Verdächten frönen? Was meinen Sie?
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